Unitarismus (Teil 1 von 2)
Beschreibung: Unitarismus hat sich vom Christentum abgespalten. Wir werden seine frühe Geschichte und den Einfluss, den der Islam auf ihn hatte besprechen, sowie einen Vergleich mit dem Baha´i Glauben und dem Christentum ziehen.
- von Imam Mufti (© 2018 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 17 Sep 2018
- Zuletzt verändert am 25 Jun 2019
- Gedruckt: 9
- Gesehen: 8,423 (Tagesmittelwerte: 4)
- Bewertet von: 0
- Emailed: 0
- Kommentiert am: 0
Einleitung
Ähnlich wie andere Zweige des Christentums, ist der Unitarismus keine Ausnahme mit einer Vielzahl an Glaubensrichtungen, Anbetungsformen und mit einer komplexen Geschichte. In den Vereinigten Staaten war der Unitarimus eng mit der Geschichte des Universalismus verbunden und als unitarischer Universalismus, kurz UU, bekannt. Universalismus, gegründet von einem Engländer mit dem Namen John Murray, ist ein Glaube, dass die Liebe Gottes schließlich alle Menschen von der Sünde erlösen wird. Mit einfachen Worten: jeder wird errettet. Einige betrachten UU als Teil des liberalen Christentums, andere nicht. UU ist derzeit in 29 Ländern vertreten.
Frühe historische Entwicklung
Unitarier gehen auf das Jahr 325 nChr. und das Konzil von Nicäa zurück, als die Kirche darüber abstimmte, dass Gott und Jesus eine Vater-Sohn-Beziehung haben. Frühe Unitarier behaupteten, den ursprünglichen Glauben zu besitzen, bevor er nach Nicäa als Gotteslästerung verurteilt wurde. Arius (256-336 nChr.), ein Priester aus Alexandria, behauptete, dass Jesus nicht Gott sei. Seine Vorstellungen wurden 325 nChr. beim Konzil von Nicäa abgelehnt. ´Universalismus´ wurde zwei Jahrhunderte später beim Fünften Ökumenischen Konzil in Konstantinopel ebenfalls als Gotteslästerung verdammt.
Historisch gesehen waren Unitarier weltweit vertreten und Universalisten existierten nur in Nordamerika. Unitarismus hatte eine lange Geschichte, die auf die italienische humanistische Bewegung des 15. Jahrhunderts zurück geht, das unitarische Kirchen in Polen, Britannien und den britischen Kolonien gründete.
Einfluss des Islam und die Toleranz von Muslimen
Michael Servetus (1511-1553 nChr.) von Spanien belebte die Sicht wieder, dass die Trinität nicht auf der Bibel basierte. Er wurde von Muslimen beeinflusst, die zu jener Zeit auf der Iberischen Halbinsel gelebt haben. Er nutzte tatsächlich den Qur´an, den heiligen Text der Muslime, um in seinem Buch ‘The Restoration of Christianity’ (Die Wiederherstellung des Christentums)[1] die Trinität anzugreifen, und er lehnte das Konzept von der Erbsünde ab. Er wurde schließlich 1553 nChr. auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Er wird als einer der Vorväter des liberalen Christentums betrachtet. Unitarier/anti-Trinitarier verteilten sich mit dem muslimischen Osmanischen Reich über die Grenzen des Christentums hinaus, als ihre Leute gezwungen waren, sich mit anderen Blickwinkeln auseinanderzusetzen, und dies machte die Christen dieser Regionen toleranter[2] und ‘aufgrund der interkulturellen Interaktionen mit dem Islam konnte eine Art des Christentums entstehen, dessen Prophet nicht göttlich war, sondern eher wie Muhammad.’[3]
Muslime zeigten Toleranz gegenüber Unitariern. Suleiman I des muslimischen osmanischen Reiches unterstützte die Monarchie von John Sigismund, dem einzigen unitarischen König in der Geschichte. Suleiman schickte 1540 einen Abgesandten zu Königin Isabella, die den jungen Prinzen pflegte, nachdem er von dessen Geburt erfahren hatte. Dann im folgenden Jahr entsandte der Sultan Truppen, um Isabellas Armee in Buda zu retten, als sie beinahe von Ferdinand vom Habsburger Reich geschlagen wurde. Die Historikerin Susan Ritchie argumentiert, dass die islamische Toleranz einen direkten Einfluss auf den Edikt von Torda ausgeübt habe, die "erste moderne Formulierung des Prinzips der religiösen Toleranz durch Europäer auf staatsherrschaftlicher Ebene."[4]
Unitarismus & Baha’i
In gewisser Weise ist der UU im Christentum, was der Bahaismus im Islam ist. Beide haben ihren Ursprung in einer "Eltern"- Religion, von der sie einige Elemente leihen, und sie leihen in großem Umfang von anderen Religionen und Philosophien. Keine besitzt eine Schrift oder ein Glaubensbekenntnis,[5] auf das sie sich bezieht. Beide sind eine Kombination aus Humanismus, Religion und Philosophie mit einer ziemlich kleinen Anhängerschaft.
Ist moderner Unitarismus christlich?
Ist UU christlich? Die Antwort ist von der Lage und vom Einzelnen abhängig. Um Rumänien ist er das. In Britannien und Irland ist er allgemein christlich. In den Vereinigten Staaten und Kanada ist er es nicht. In den Vereinigten Staaten ist es nicht erforderlich, an das Christentum als Mittel für die Erlösung zu glauben und wird angeregt, dass andere Religion gültig sind. Es gibt Mitglieder, die an Gott glauben und Mitglieder, die das nicht tun.
Unitarismus & Christentum im Vergleich
Unitarismus wird als eine ethische Religion angesehen, nicht als Religion, die auf einem Bekenntnis basiert. UU basiert auf christlicher Ethik, aber sie ist nicht gleichzeitig traditionell christlich. Das Mainstream Christentum glaubt, dass der Tod von Jesus Gott der Menschheit offenbart hat und die Auferstehung Jesu´ ist ein Grundstein ihres Glaubens, während UU keinen Glauben an Übernatürliches erfordert. Unitarier leugnen die Trinität als unvernünftig und nicht-biblisch. Unitarier halten nicht am christlichen Standard fest, dass Jesus ihr Herr und Erlöser ist. Sie sind gegen die Taufe von Babys. Aus diesem Grund ist es möglich, buddhistischer oder hinduistischer Unitarier zu sein.
UU fehlt es an sichtbarer Struktur. Es gibt auch keine besonderen Gebete oder Rituale. Viele benutzen noch nicht mal die Bibel, einige halten seltene bibel-basierte Gottesdienste. Buddhistische Meditation und Yoga werden aktiv unterstützt. Glaube zeigt sich durch soziale Arbeit.
Britische Unitarier praktizieren anders als amerikanische. In den Vereinigten Staaten gibt es einige Gemeinden, die Gebetsbücher benutzen und andere, die nicht einmal das Wort ´Gebet´ verwenden.
Fußnoten:
[1] Peter Hughes, "Servetus and the Qur’an," The Journal of Unitarian Universalist History, Volume xxx
(2005), p. 61.
[2] Diarmaid MacCulloch, The Reformation: A History (New York: Viking Penguin, 2003), p. 255.
[3] ‘Introduction to the Unitarian and Universalist Traditions’ by Andrea Greenwood & Mark Harris, p. 21
[4] Susan Ritchie, "The Pasha of Buda and the Edict of Torda: Transylvanian Unitarian/Islamic Ottoman
Cultural Enmeshment and the Development of Religious Tolerance," Journal of Unitarian Universalist
History, Volume xxx (2005), p. 37.
[5] ‘Introduction to the Unitarian and Universalist Traditions’ by Andrea Greenwood & Mark Harris, p. 3
Fügen Sie einen Kommentar hinzu