Gott leugnen, die Realität leugnen: Warum wir keinen Beweis für Gott brauchen (teil 1 von 3)
Beschreibung: Die Existenz Gottes erfordert keinen Beweis. Teil 1 erörtert, dass der Glaube an Gott eine selbstverständliche Wahrheit ist und selbstverständliche Wahrheiten sind kulturübergreifend, angeboren und liefern die Grundlage für eine einheitliche Weltsicht.
- von Hamza Andreas Tzortzis
- Veröffentlicht am 12 Sep 2016
- Zuletzt verändert am 12 Sep 2016
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Existiert Gott? Dies ist die Frage, die ich laufend mit atheistischen Akademikern diskutiert habe. Die Diskussion äußert sich häufig in verschiedenen Ausprägungen, aber die Prämisse ist immer dieselbe; existiert Gott und welche Beweise gibt es, die diesen Glauben unterstützen?
Tatsächlich würde ich argumentieren, dass wir keinerlei Beweis für die Existenz Gottes benötigen. Also debattiert sich diese Frage selbst. Es sollte nicht heißen: "Existiert Gott?" sondern eher: "welche Gründe haben wir, um Seine Existenz zu leugnen?"
Also versteht mich nicht falsch, ich glaube, wir haben gute Argumente, die den Glauben an Gott unterstützen. Der Punkt, den ich hier erhebe, ist allerdings, dass wir keinen Beweis benötigen; Gott ist ein axiomatischer Glaube. Mit anderen Worten, Gottes Existenz ist offensichtlich wahr. Auch bekannt als ´Grundüberzeugung´ in der Sprache der Philosophie.
Die Vorstellung von selbstverständlichen Wahrheiten wird von allen akzeptiert. Nimm zum Beispiel die Wissenschaft: die Wissenschaft nimmt die Wirklichkeit der Welt als selbstverständliche Wahrheit an; sie glaubt, dass die Welt real ist. Mit anderen Worten ist die physikalische Welt getrennt und befindet sich außerhalb von unserem Verstand und unseren Gedanken.
Du könntest denken: Ích glaube, dass die reale Welt real ist, weil ich sie anfassen und fühlen kann. Ich glaube, die Welt ist real, weil andere Menschen auch sagen, dass die Welt so fühlbar ist, wie sie es für mich ist.’
Allerdings beweist das überhaupt nichts. Etwas anfassen und fühlen beweist nicht, dass das, was du berührst und fühlst, außerhalb deines Verstandes ist. Das Denken und Fühlen könnte einfach durch die Funktion deines Gehirns zustande kommen. Bedenke; es könnte sein, dass sich dein Gehirn in einem Gefäß auf dem Mond befindet. Dort ist ein Außerirdischer, der Sonden hinein getan hat, der dich denken und fühlen lässt, was du gerade fühlst.
Du hast keinen tatsächlichen Beweis für die Realität der Welt, die du erlebst. Beweis auf der Grundlage von Erfahrung ist unzuverlässig, denn die Erfahrung könnte einfach eine Produktion des Gehirns sein. Beweis auf der Grundlage von Philosophie oder komplexer Logik ist ebenfalls ein Produkt des Verstandes. Die äußere Welt könnte keine reale Existenz besitzen, abgesehen von dem, was in deinem Schädel vor sich geht.
Wenn du dies liest, könntest du nach einem Beweis verlangen, beweise, dass die reale Welt außerhalb deines Gehirns ist... aber wir haben keinen einzigen Beweis. Tatsächlich brauchen wir keinen. Aus diesem Grund nennen wir den Glauben in der realen Welt ein Axiom, eine selbstverständliche Wahrheit oder eine Grundüberzeugung. Daher würde ich argumentieren, dass das Ablehnen der Existenz Gottes gleichzusetzen ist mit dem Ablehnen, dass die Welt real ist, denn beide sind selbstverständliche Wahrheiten.
Dies ist keine besondere Art des Plädierens für Gott, denn es gibt eine Unzahl anderer selbstverständlicher Wahrheiten und Axiome, an die wir glauben. Darunter folgende:
•Die Existenz anderer Denkweisen
•Die Existenz objektiver Moralvorstellungen
•Die Existenz logischer Wahrheiten
•Die Gültigkeit unserer Vernunft
•Das Kausalitätsgesetz
Selbstverständliche Wahrheiten, Axiome und Glaubensgrundlagen sind kulturübergreifend, sie sind also nicht an eine Kultur gebunden. Sie sind auch angeboren, sie werden nicht über einen Informationsaustausch irgendeiner Art erworben, und daher sind sie grundlegend. Was mit grundlegend gemeint ist, ist, dass sie die Grundlage für eine kohärente Weltsicht liefern. Diese Aspekte selbstverständlicher Wahrheiten werden anhand der hauptsächlichen Einwände dieses Arguments weiter beschrieben.
Einwand #1: Was ist mit dem großen Kürbis oder dem Spaghettimonster?
Es gibt einige Einwände gegen dieses Argument. Manche Atheisten und Skeptiker werden sagen: "Was ist mit dem großen Kürbis oder dem Spaghettimonster?’ Sie betonen, dass wenn Gott eine selbstverständliche Wahrheit darstellt, wenn Gott axiomatisch ist, warum können dann das Spaghettimonster oder der große Kürbis nicht auch selbstverständliche Wahrheiten sein?
Es gibt drei Arten mit dieser falschen Behauptung umzugehen:
1. Ein kulturübergreifender Glaube: Das ‘Spaghettimonster’ und der ‘große Kürbis’ sind keine natürlichen Tendenzen.[1] Es gibt keine breite, natürliche Tendenz, an ein ‘Spaghettimonster’ oder an einen ‘großen Kürbis’ zu glauben. Dies sind keine natürlichen Tendenzen, sie sind kulturgebunden. Wenn ich zum Beispiel an ein Spaghettimonster glaube, hätte ich in einer Kultur aufgezogen worden sein, in der du über Spaghetti und Monster lernst. Die Vorstellung von Gott dagegen, die grundlegende Vorstellung von einem Schöpfer, einer übernatürlichen Ursache für das Universum, ist kulturübergreifend. Er ist nicht von der Kultur abhängig, sondern transzendiert sie, genau wie der Glaube an die Kausalität und die Existenz anderer Denkweisen.
2. Ein angeborener Glaube: Richtige Grundüberzeugungen, axiomatische Überzeugungen und selbstverständliche Wahrheiten bedürfen keines Informationentransfers. Damit ich verstehe, was ein Spaghettimonster ist, brauche ich Informationen, die mir übermittelt werden. Zum Beispiel benötige ich Wissen über westliche Küche und italienische Kultur. Aber wenn es um die Vorstellung von der Existenz Gottes als Schöpfer des Universums geht, brauchst du keinen Informationentransfer, egal ob von der Kultur oder der Bildung. Aus diesem Grund argumentieren Soziologen und Anthropologen, dass wenn atheistische Kinder auf einer einsamen Insel ausgesetzt würden, dann würden sie anfangen zu glauben, dass etwas diese Insel geschaffen hat.[2]
Dies ist sehr wichtig zu verstehen, denn wir hören regelmäßig: Gott ist nichts anderes, als an das Spaghettimonster zu glauben.’ Dies ist nicht wahr. Wenn du selbstverständliche Wahrheiten, axiomatische und Grundüberzeugungen verstehst, dann würdest du sehen, dass es dafür keines Informationenaustauschs bedarf. Das Grundkonzept von Gott braucht keinen Informationenaustausch. Die Vorstellung, dass Monster existieren, oder auch nur dass Spaghetti existieren, bedarf eines Informationenenaustauschs. Daher ist das Spaghettimonster keine selbstverständliche Wahrheit.
3. Ein fundamentaler Glaube: Ein dritter Punkt ist, dass Grund- und axiometische Überzeugungen grundlegend sind: sie liefern eine Grundlage für eine kohärente Weltsicht. Sie beantworten Fragen und erleichtern Wissen. Zum Beispiel erklärt die Existenz Gottes bewusstes Auftreten, die Tatsache, dass wir in dieser materiellen Welt ein Bewusstsein haben.[3] Es beantwortet die Fragen, auf die wir keine Antwort haben, wie die Frage nach der Sprache. Zur Zeit können evolutionäre Paradigmen nicht die Entwicklung der Sprache erklären.[4] Es erklärt ebenfalls die Existenz objektiver moralischer Wahrheit und bietet eine Grundlage, um zu erklären, warum Dinge geschehen.
Lasst uns dies auf eine andere selbstverständliche Wahrheit anwenden: die Gültigkeit unseres Verstandes. Unserem Verstand zu vertrauen und der Tatsache, dass wir über die Wahrheit nachdenken können, ist eine Grundüberzeugung. Wenn wir keinen solchen Glauben hätten, wie könnten wir dann unserem Verstand trauen? Wie könnten wir die Wahrheit schlussfolgern? Wie könnten wir das Universum und uns selbst verstehen? Diese Fragen sind bezeichnend für die funktionelle Beschaffenheit der Gültigkeit unserer Erwägungen.
Gottes Existenz liefert eine Grundlage für eine kohärente Weltsicht, erleichtert das Wissen und beantwortet fundamentale Schlüsselfragen. Ein Glaube an das Spaghettimonster oder der Glaube an den großen Kürbis liefert nur die Grundlage für ein paar Lacher.
Fußnoten:
[1] Is Belief in God Properly Basic. Alvin Plantinga. Noûs. Vol. 15, No. 1, 1981 A. P. A. Western Division Meetings (Mar., 1981), pp. 41-51. Du kannst das Journal online finden: http://www.jstor.org/stable/2215239.
[2] BBC Radio 4 Today, 24 November 2008 http://news.bbc.co.uk/today/hi/today/newsid_7745000/7745514.stm. Accessed 17 December 2014.
[3] Für mehr hierzu lies bitte: "Consciousness and the New Scientist Magazine", Hamza Andreas Tzortzis, 2014. http://www.iera.org/research/essays-articles/consciousness-and-the-new-scientist-magazine-reflections-on-false-materialist-assumptions-hamza-tzortzis. Accessed 17 December 2014.
[4] "Dies betont eine wichtige und schwierige Herausforderung über die Erforschung der Sprachentwicklung: der Bedarf nach Kooperation zwischen verschiedenen Disziplinen und zwischen Forschern, die an verschiedenen Aspekten des Problems arbeiten. Ohne diese Kooperation ist eine zufriedenstellende Berücksichtigung der Entwicklung der menschlichen Sprache und damit der menschlichen Sprache selbst, wahrscheinlich schwer." ([Prefinal Draft] Kirby, S. (2007). The evolution of language. In Dunbar, R. and Barrett, L., editors, Oxford Handbook of Evolutionary Psychology, pp. 669–681. Oxford University Press.)
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