Freundlichkeit den Eltern gegenüber (teil 1 von 3): Pflicht und Hingabe
Beschreibung: Qur´anische Verfügungen in bezug auf die Eltern.
- von Aisha Stacey (© 2008 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 06 Apr 2009
- Zuletzt verändert am 09 Aug 2021
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Wenn du die Worte: "Gutmütigkeit den Eltern gegenüber" bei Google eingibst, findest du heraus, dass sechs der zehn ersten Ergebnisse islamische Artikel sind, welche die Wichtigkeit, pflichtbewußt und freundlich zu den Eltern zu sein, hervorheben. Warum ist dies so? Islam ist eine Religion, welche die Vorzüge der Gnade, der Toleranz und des Respekts betont. Gott hat uns die gute Behandlung der Eltern vorgeschrieben und warnte davor, uns ihnen gegenüber respektlos zu verhalten. Es gibt im Qur´an verschiedene Verse, wo die Freundlichkeit zu den Eltern sogar in Verbindung mit dem wichtigsten Aspekt des Islam genannt wird: mit der alleinigen Anbetung Gottes. Dies deutet darauf hin, dass es in der islamischen Lebensweise besonders wichtig ist, freundlich zu den Eltern zu sein, sie zu ehren und zu respektieren.
“Und dein Herr hat befohlen: "Verehrt keinen außer Ihm und (erweist) den Eltern Güte. Wenn ein Elternteil oder beide bei dir ein hohes Alter erreichen, so sage dann nicht "Pfui!" zu ihnen und fahre sie nicht an, sondern sprich zu ihnen in ehrerbietiger Weise.” (Quran 17:23)
Kein respektloses Wort sollte zu den Eltern gesprochen werden, noch nicht einmal mit einem verdrießlichen oder mißbilligenden Blick sollten sie bedacht werden. Die Eltern zu ehren wird als eine Form des Gottesdienstes betrachtet, wenn man dabei beabsichtigt, Gott, den Allmächtigen, zufriedenzustellen, indem man Seine Befehle befolgt.
Gott führt diesen Vers fort, indem Er uns daran erinnert, dass Eltern unsere gütige Freundlichkeit zusteht, denn sie haben ihre Kinder mit Sanftmut aufgezogen und oft große Opfer für ihr Wohlergehen gebracht. Seine Verwendung des Wortes Flügel läßt uns an eine Vogelmutter denken, die ihr Junges damit zart bedeckt und erinnert uns an die Zärtlichkeit, die Eltern ihren Kinder gegenüber haben.
“Und senke für sie barmherzig den Flügel der Demut und sprich: "Mein Herr, erbarme Dich ihrer (ebenso mitleidig), wie sie mich als Kleines aufgezogen haben." ” (Quran 17:24)
Die Liebe und Gnade, die von Gott, dem Allbarmherzigen, ausströmt, zeigt sich in der freundlichen Behandlung zwischen Eltern und ihren Kindern. Gott verbietet ganz deutlich, die Eltern schlecht zu behandeln, und in einem anderen Vers des Qur´an weist uns Gott die Wichtigkeit hin, Ihm, dem Schöpfer, und auch unseren Eltern Dankbarkeit zu erweisen. Wieder verknüpft Gott deutlich die Rechte, die Ihm zustehen, und die Rechte, die unsere Eltern über uns haben.
“Und Wir haben dem Menschen im Hinblick auf seine Eltern anbefohlen – seine Mutter trug ihn in Schwäche über Schwäche, und seine Entwöhnung dauerte zwei Jahre - : "Sei Mir und deinen Eltern dankbar. Zu Mir ist die Heimkehr.” (Quran 31:14)
Der Prophet Muhammad bekräftigte die Pflicht, freundlich zu den Eltern zu sein. Ein Gefährte fragte ihn einmal, welche gute Tat, die ein Mann verrichten kann, bei Gott am beliebtesten sei. Der Prophet Muhammad antwortete ihm, indem er sagte: "Das Gebet zur rechten Zeit zu beten." Da fragte der Gefährte weiter: "Und was dann?" worauf der Prophet antwortete: "Gut und pflichtbewußt den Eltern gegenüber zu sein...”[1]. Die Verpflichtung, gut zu den Eltern zu sein, kommt gleich nach der größten Pflicht im Islam: dem Gebet.
Mehr als Güte
Das arabische Wort, das im Qur´an und den Überlieferungen des Propheten Muhammad verwendet wird, um diese Freundlichkeit zu den Eltern zu beschreiben, ist bir, und meistens wird es als Güte übersetzt. Allerdings wie es bei den meisten arabischen Worten der Fall ist, kann eine direkte Übersetzung nicht den vollen Bedeutungsumfang des Wortes wiedergeben. Bir bedeutet nicht nur Güte; es umfasst auch Freundlichkeit, Mitgefühl, Respekt und sogar Geduld. Der Islam, die allumfassende Lebensweise, fördert alle diese guten Eigensschaften, und die Muslime müssen sich bemühen, sich dieses beispielhafte Verhalten in allen ihren Taten anzueignen, insbesondere in der Beziehung zwischen Eltern und Kindern.
Eltern umsorgen und ernähren ihre Kinder ihr ganzes Leben hindurch, aber an einem Punkt kehrt sich diese Verpfichtung um, und zwar, wenn die Eltern alt und schwach werden und selber hilfsbedürftig werden und versorgt werden müssen. Das Kind ist verpflichtet, für seine Eltern zu sorgen, indem es alle Eigenschaften, die Bir umfasst, an den Tag legt und es soll wissen, dass die Belohnung hierfür bei Gott liegt. Der Prophet Muhammad sagte: "Wenn irgendeiner diese drei Eigenschaften besitzt, dann wird Gott ihm einen leichten Tod geben und ihn ins Paradies bringen: Sanftmut gegenüber den Schwachen, Liebe gegenüber den Eltern und Freundlichkeit gegenüber den Sklaven. [2]
Die Hingabe eines Mannes
Abu Hurairah war ein enger Gefährte des Propheten Muhammad; ihm verdanken wir zahlreiche Überlieferungen von den Aussagen des Propheten. Im Leben von Abu Hurairah spiegelt viel von seiner Liebe und Hingabe zu seiner Mutter wieder. Als er zuerst den Islam angenommen hatte, konnte er noch so viel und überzeugend mit ihr reden – nichts konnte sie dazu bewegen, dasselbe zu tun. Weinend und angstvoll ging Abu Hurairah zum Propheten und bat ihn, Bittgebete zu Gott zu sprechen und um Rechtleitung für seine Mutter zu bitten. Der Prophet Muhammad erfüllte ihm diese Bitte und innerhalb kurzer Zeit sprach Abu Hurairahs Mutter die Worte: "Es gibt keinen Gott außer Gott und Muhammad ist Sein Diener und Gesandter" und nahm damit den Islam an.
Während seines gesamten Lebens blieb Abu Hurairah freundlich und gefällig zu seiner Mutter. Immer wenn er sein Heim verlassen wollte, pflegte er, an der Tür zu ihrem Zimmer stehen zu bleiben und zu sagen: "Friede sei mit dir, Mutter, und die Barmherzigkeit und der Segen Gottes." Sie antwortete darauf immer: "Und auch mit dir sei Friede, mein Sohn, und die Barmherzigkeit und der Segen Gottes." Er sagte auch: "Möge Gott dir gnädig sein, denn du hast für mich gesorgt, als ich klein war," worauf sie zu antworten pflegte: "Möge Gott dir gnädig sein, denn du hast mich von meinem Irrtum befreit, als ich alt war."
Abu Hurairah hat die Menschen immer ermutigt, ihre Eltern freundlich und gut zu behandeln. Einmal sah er zwei Männer, die zusammen gingen, und er fragte den jüngeren: "Wie steht dieser Mann zu dir?" worauf der junge Mann antwortete: "Er ist mein Vater." Abu Hurairah gab ihm folgenden Ratschläge: "Sprich ihn nicht mit seinem Namen an, gehe nicht vor ihm und setze dich nicht, bevor er sitzt."
Diese Sanftmut und Zuneigung zwischen Abu Hurairah und seiner Mutter lehrt uns, dass gegenseitiger Respekt und Liebe eine Verpflichtung ist. Ein Muslim ist verpflichtet, seinen Eltern Respekt zu erweisen, auch wenn sie keine Muslime sind; und die größte Liebe, die er ihnen erweisen kann, ist Bittgebete für sie zu Gott zu sprechen, in der Hoffnung, dass sie rechtgeleitet werden. Zur Zeit des Propheten fanden viele von denen, die den Islam angenommen haben, dass dies dem Glauben und den Forderungen ihrer Eltern widersprach, aber sie wurden angewiesen, freundlich zu ihnen zu sein und ihren Eltern zu gehorchen, außer wenn die Eltern von ihnen verlangten, Gott ungehorsam zu sein.
“Doch wenn sie dich auffordern, Mir das zur Seite zu setzen, wovon du keine Kenntnis hast, dann gehorche ihnen nicht. In weltlichen Dingen aber verkehre mit ihnen auf gütige Weise. Doch folge dem Weg dessen, der sich zu Mir wendet. Dann werdet ihr zu Mir zurückkehren, und Ich werde euch das verkünden, was ihr getan habt.” (Quran 31:15)
Pflichtbewußt zu den Eltern zu sein, ihnen zu gehorchen und sie freundlich zu behandeln, ist in den islamischen Lehren fest verankert, allerdings ist die Gehorsamkeit gegenüber Gott unsere allererste Pflicht.
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