Jesus, Sohn Marias (teil 5 von 5): Leute der Schrift
Beschreibung: Ein Überblick über einige Begriffe, die der Qur´an für Jesus und seine Anhänger von vor der Ankunft Muhammads verwendet: die "Bani Israiel", "´Issa" und "Leute der Schrift".
- von Aisha Stacey (© 2008 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 30 Mar 2009
- Zuletzt verändert am 30 Mar 2009
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Nach dem Lesen und Verstehen, was Muslime über Jesus, den Sohn Marias glauben, können manche Fragen auftauchen oder Dinge, die Erkärung bedürfen. Du könntest den Begriff "Leute der Schrift" gelesen haben und dir nicht vollständig darüber klar sein, was damit gemeint ist. Wenn du beispielsweise die verfügbare Literatur über Jesus erforschst, könnte dir der Name ´Issa begegnet sein und du könntest dich darüber wundern, ob Jesus und ´Issa ein und dieselbe Person gewesen sind. Wenn du dich entschließt, ein wenig mehr nachzuforschen oder vielleicht Qur´an zu lesen, könnten für dich folgende Punkte von Interesse sein.
Wer ist Issa?
´Issa ist Jesus. Vielleicht kommen viele Leute wegen der unterschiedlichen Aussprache nicht darauf, dass, wenn Muslime von ´Issa sprechen, sie damit eigentlich den Propheten Jesus meinen. Die Schreibweise von ´Issa kann variieren – Isa, Esa, Essa und Eissa. Die arabische Sprache wird ohne Vokale geschrieben, daher versucht jedes System der Transliteration lediglich, den phonetischen Klang wiederzugeben. Egal, wie es geschrieben wird, alle meinen Jesus, den Gesandten Gottes.
Jesus und sein Volk sprachen aramäisch, eine Sprache aus der semitischen Sprachfamilie. Über 300 Millionen Menschen im gesamten Mittleren Osten, Nordafrika und der Kapregion sprachen sie; zu den semitischen Sprachen gehören unter anderen auch Arabisch und Hebräisch. Das Wort ´Issa ist egentlich dem aramäischen Wort für Jesus näher – Eeshu. In Hebräisch heisst es Yeshua.
Das Übertragen des Namens Jesus in nicht-semitische Sprachen komplizierte die Angelegenheit. Es gab bis zum 14ten Jahrhundert in keiner Sprache ein "J"[1]; als daher der Name Jesus in Griechische übersetzt wurde, wurde er zu Iesous und im Lateinischen zu Iesus[2]. Später wurden das "I" und das "J" ausgetauscht und schließlich wurde der Name als "Jesus" in die romanischen Sprachen übersetzt. Das "S" am Ende ist der griechische Indikativ, der bei männlichen Namen auf "S" endet.
Aramäisch |
Arabisch |
Hebräisch |
Griechisch |
Latein |
Deutsch |
Eeshu |
Eisa |
Yeshua |
Iesous |
Iesus |
Jesus |
Wer sind die Leute der Schrift?
Wenn Gott von den Leuten der Schrift spricht, spricht Er hauptsächlich von Juden und Christen. Im Qur´an wird das jüdische Volk Bani Israiel, wörtlich die Kinder Israels, genannt, oder allgemein die Israeliten. Diese verschiedenen Gruppen folgen oder folgten alle der Offenbarung Gottes, wie sie in der Thora und im Evangelium offenbart worden war. Du kannst auch hören, dass Juden und Christen als "Leute der Schrift" bezeichnet werden.
Muslime glauben, dass die von Gott offenbarten Bücher vor dem Qur´an entweder im Altertum verloren gegangen waren oder verändert und entstellt wurden, aber sie erkennen auch an, dass die wahren Anhänger von Moses und Jesus Muslime gewesen sind, die dem Einen Gott mit wahrer Demut gedient haben. Jesus, der Sohn Marias, kam, um die Botschaft von Moses zu bestätigen und um die Kinder Israels zum geraden Weg zurückzuführen. Muslime glauben, die Juden (Kinder Israels) haben die Botschaft und die Mission Jesu´zurückgewiesen und die Christen haben ihm unrichtigerweise einen göttlichen Status zugesprochen.
“O Leute der Schrift, übertreibt nicht zu Unrecht in eurem Glauben und folgt nicht den bösen Neigungen von Leuten, die schon vordem irregingen und viele irregeführt haben und weit vom rechten Weg abgeirrt sind.” (Quran 5:77)
Wir haben in den vorangegangen Teilen bereits darüber diskutiert, wie ausführlich der Qur´an über den Propheten Jesus und seine Mutter berichtet. Allerdings enthält der Qur´an auch zahlreiche Verse, in denen Gott direkt die Leute der Schrift anspricht, insbesondere jene, die sich selbst als Christen bezeichnen
Den Christen und Juden wird gesagt, sie sollen die Muslime nicht aus dem einzigen Grund kritisieren, weil sie nur an den Einen Gott glauben, sondern Gott macht uns auf die Tatsache aufmerksam, dass Christen (diejenigen, die den Lehren Christi folgen) und Muslime viel gemeinsam haben, ihre Liebe und ihren Respekt für Jesus und alle anderen Propheten eingeschlossen.
“... und zweifellos wirst du finden, dass die, welche sagen: "Wir sind Christen" den Gläubigen am freundlichsten gegenüberstehen. Dies (ist so), weil es unter ihnen Priester und Mönche gibt und weil sie nicht hochmütig sind. Und wenn sie hören, was zu dem Gesandten herabgesandt worden ist, siehst du ihre Augen von Tränen überfließen ob der Wahrheit, die sie erkannt haben. Sie sagen: "Unser Herr, wir glauben, so schreibe uns unter die Bezeugenden.” (Quran 5:83)
Wie Jesus, der Sohn Marias, kam auch der Prophet Muhammad, um die Botschaft aller Propheten vor ihm zu bestätigen; er rief die Menschen dazu auf, den Einen Gott anzubeten. Seine Mission unterschied sich aber in einer Sache von der der früheren Propheten (Noah, Abraham, Moses, Jesus und anderen). Der Prophet Muhammad kam für die gesamte Menschheit, während die Propheten vor ihm speziell für ihre Zeit und zu ihrem Volk gesandt worden waren. Die Ankunft Muhammads und die Offenbarung des Qur´an vervollständigte die Religion, die den Leuten der Schrift offenbart worden war.
Und Gott sprach im Qur´an zu Muhammad und ersuchte ihn, die Leute der Schrift aufzurufen, indem Er sagte:
“Sprich (o Muhammad): "O Volk der Schrift, kommt herbei zu einem gleichen Wort zwischen uns und euch, dass wir nämlich Gott allein dienen und nichts neben Ihn stellen und dass nicht die einen von uns die anderen zu Herren nehmen außer Gott’” (Quran 3:64)
Der Prophet Muhammad sagte zu seinen Gefährten und damit zur gesamten Menschheit:
“Ich bin von allen Menschen dem Sohn Marias am nächsten, und alle Propheten sind Brüder, und es gibt keinen zwischen mir und ihm.”
Und auch:
“Wenn ein Mann an Jesus glaubt und dann glaubt er an mich, so wird er den doppelten Lohn erhalten.” (Sahieh Al-Bukhari)
Der Islam ist eine Religion des Friedens, des Respekts und der Toleranz, und er hat gegenüber anderen Religionen eine gerechte und gnädige Haltung, insbesondere gegenüber den Leuten der Schrift.
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