Die erste Auswanderung (teil 1 von 2): Verbunden durch ihre Liebe zu Jesus
Beschreibung: Der Prophet Muhammad schickt eine kleine Gruppe von Muslimen nach Äthiopien.
- von Aisha Stacey (© 2016 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 18 Jan 2016
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Äthiopien ist ein kleines Land, über das die meisten von uns nur wenig wissen. Du magst den Namen kennen, doch weißt du auch, dass es eines der Länder ist, das in der Region Horn von Afrika liegt? Es ist das afrikanische Land mit der zweitdichtesten Bevölkerung, und leidet regelmäßig an großer Hungersnot. Die Region, die wir heute Äthiopien nennen, war einst als Abessinien bekannt. Sie war zuvor ebenso bekannt als Königreich von Aksum, von Mani (216–276 vChr.)[1] als eine der vier großen Mächte seiner Zeit benannt, gemeinsam mit Persien, Rom und China. Aksum blieb bis zum Aufstieg des Islam im 7. Jahrhundert ein starkes Reich und eine Handeslmacht. Allerdings im Gegensatz zu den Beziehungen zwischen den islamischen Kräften und dem christlichen Europa, hatte Aksum ein gutes Verhältnis zu seinen islamischen Nachbarn. Für Muslime ist Äthiopien ein Synonym für Freisein von Verfolgung und Angst.
In der frühen Zeit des Islam sind die Muslime durch die herrschenden Familien von Mekka verfolgt und gequält worden. Es gab sogar Vorfälle, wo Menschen Mitglieder ihrer eigenen Familie misshandelt haben. Unter den neuen Anhängern des Islam waren die Armen und Schwachen, die nicht in der Lage gewesen waren, die Schmerzen und den Hunger zu ertragen, der ihnen auferlegt worden war. Um sie und ihre neu gefundene Religion zu schützen, schickte der Prophet Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, ungefähr 80 Menschen, unter ihnen seine eigenen Töchter, nach Äthiopien. Dieses Ereignis ist als die erste Hijra (Auswanderung) bekannt.
Der König von Äthiopien, manchmal als Negus bekannt, und vermutlich einer der letzten Herrscher des Aksum Reiches, war als gerechter und ehrlicher Mann bekannt. Er war ein Christ mit tiefreligiösen Überzeugungen. Der Prophet Muhammad glaubte, dass seine Anhänger gut versorgt seien, wenn sie in ein Land auswanderten, dessen Religion das Christentum ist - eine Offenbarungsreligion, deren Prophet Jesus, der Sohn Marias gewesen ist. Die Auswanderer machten sich mit einem Schreiben an den König auf die gefährliche Reise. Was nun folgt ist eine Übersetzung dieses Schreibens:
Ich beginne im Namen Gottes, des Allbarmherzigen, des Gnädigen, von Muhammad, dem Gesandten Gottes an Negus Al-Asham, König von Abessinien (Äthiopien).
Friede sei mit dir, ich lobpreise Gott, und ich bezeuge, dass Jesus, der Sohn Maris, der Diener Gottes ist. Er wurde auf den Befehl Gottes geschaffen und Maria, die Jungfrau, die Gute, die Reine, empfing Jesus. Wie Gott Adam erschuf, schuf Er auch Jesus. Ich rufe euch zu Gott, dem Einzigartigen, ohne Partner, und zu Seinem Gehorsam und dazu auf, mir zu folgen, und an das zu glauben ,was zu mir gekommen ist, denn ich bin der Gesandte Gottes.
Ich schicke euch meinen Kousin Jafar mit einer Gruppe Muslime, und wenn sie kommen, bitte ich dich, sie zu unterhalten und zu empfangen. Friede sei auf allen, die der Wahren Rechtleitung folgen.
Als die Herrscher von Mekka von der Auswanderung erfuhren, schickten sie rasch zwei Abgesandte an den äthiopischen Hof. Sie befürchteten, dass wenn ein solcher Herrscher die Muslime willkommen hieß, so würde dies der neuen Religion Glaubwürdigkeit schenken und ihren Glauben legitimieren. Sie planten, den König zu überzeugen, die Muslime wegzuschicken, indem sie ihm Geschenke machten, und indem sie Verleumdungen und Gerede über die neue Religion und die Auswanderer verbreiteten. Doch der König war ein weiser, edler und gerechter Mann und er war darauf vorbereitet, beide Gruppen zu treffen und anzuhören.
Die beiden mekkanischen Delegierten brachten ihre Anschuldigungen hervor. Sie sagten: "Eure Majestät, ihr wisst wohl, dass eine Gruppe von Narren abtrünnig geworden sind und in eurem Land Zuflucht gesucht haben. Sie haben nicht eure Religion angenommen, sondern ihre eigene Religion eingeführt, die keiner von uns kennt. Wir sind Männer hohen Ranges, die ihren Vätern, Omkeln und Stämmen verbunden sind und bitten dich, uns diese Abtrünnigen zu überlassen."
Der König fragte die Gruppe der Muslime, warum sie lieber die neue Religion gewählt haben, als an der Religion ihrer Vorväter festzuhalten oder die bekannte Religion des Christentums anzunehmen. Jafar, der Sohn Abu Talibs und daher der Kousin des Propheten Muhammads, erhob sich, um für die Auswanderer und den Islam zu sprechen. Er sagte:
O eure Majestät, wir waren ein unwissendes Volk. Wir dienten Götzen, aßen verendete Tiere, begingen große Sünden, durchtrennten Familienbande und der Starke von uns unterdrückte den Schwachen. So waren wir, bis Gott uns einen Propheten unter uns gesandt hat, der für seine edle Abstammung, Ehrlichkeit, Vertrauenswürdigkeit und Sittsamkeit bekannt war. Er lud uns ein, Gott Alleine zu dienen, und uns von der Anbetung der Steine und Götzen abzukehren. Er befahl uns, nichts als die Wahrheit zu sprechen und das Anvertraute dem, dem es gebührt, zuruckzugeben. Desweiteren befahl er uns, die Familienbande zu wahren, gut zu unseren Nachbarn zu sein und uns von den Verboten fernzuhalten. Er befahl uns ebenfalls, keine Schändlichkeiten zu begehen, keine falsche Zeugenaussage zu machen, nicht den Besitz der Waisen zu verzehren, und ehrbaren Frauen ohne Beweis oder Zeugen nichts Unehrenhaftes zu unterstellen.Er hat uns ebenfalls befohlen, Gott Alleine anzubeten und Ihm nichts zur Seite zu stellen, und zu beten, Zakat zu geben und zu fasten.
Daher glaubten wir ihm und an die Botschaft Gottes durch ihn. Wir beteten Allein Gott an. Wir lehnen ab, was wir Ihm als Seine Partner zur Seite zu stellen pflegten. Wir betrachten das als verboten, was Er uns verboten hat und wir betrachten als erlaubt, was Er uns erlaubt hat. Allein aus diesem Grund hat uns unser Volk angegriffen und gefoltert und zwang uns von unserer Religion weg. Sie beabsichtigen, uns zum Götzendienst zurückzubewegen, anstatt Gott zu preisen. Sie wollen, dass wir erlaubte Taten für schlechte halten, wie wir es in der Vergangenheit taten. Als sie uns gefoltert und eingeengt haben,und sich zwischen uns und unsere Religion gestellt haben, sind wir zu deinem Königreich aufgebrochen. Wir haben dich ausgewählt, weil wir deinen Schutz benötigen. Wir hoffen, du wirst uns fair behandeln, während wir bei dir sind, o König!
Der König hörte diesen Vortrag geduldig und aufmerksam an, nachdem sowohl die Mekkaner als auch die Muslime gesprochen hatten, wandte er sich Jafar zu und sagte: "Hast du irgendetwas von dem, was Gott eurem Propheten herab gesandt hat, bei dir?" Was dann geschah, brachte den König und seine Bischöfe zum schluchzen, bis ihre Bärte von Tränen durchtränkt waren, und darüber werden wir im 2. Teil hören.
Fußnoten:
[1] Der Gründer des Manichaeism, einer gnostischen Religion der Spätantike, die einst weit verbreitet gewesen war, jetzt aber ausgelöscht ist.
Die erste Auswanderung (teil 2 von 2): kommt herbei zu einem gleichen Wort zwischen uns und euch
Beschreibung: Ein Zufluchtsort für die ersten Muslime und eine geheime Konvertierung.
- von Aisha Stacey (© 2016 IslamReligion.com)
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"Sprich: "O meine Diener, die ihr gläubig seid, fürchtet euren Herrn. Für diejenigen, die in dieser Welt Gutes tun, ist Gutes (bestimmt) Und Allahs Erde ist weit...." (Quran 39:10)
Muslim werden denen mit christlichem Glauben häufig sagen: "Auch wir lieben Jesus". Muslime empfinden große Zuneigung für den Propheten Jesus, wie sie sie auch für alle anderen Propheten empfinden. Dieser Punkt wurde dem König von Äthiopien verdeutlicht, und ließ den König, seine Priester und möglicherweise noch andere verstehen, wie nahe sich die beiden Religionen stehen.
" ...Und du wirst zweifellos finden, daß die, welche sagen: "Wir sind Christen" den Gläubigen am freundlichsten gegenüberstehen. Dies (ist so), weil es unter ihnen Priester und Mönche gibt und weil sie nicht hochmütig sind." (Quran 5:82)
Lasst uns revidieren, was wir im 1. Teil gelernt haben. Im vierten Jahr des Prophetentums hat der Gesandte Gottes, Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, eine kleine Gruppe von Muslimen nach Äthiopien geschickt. Unter ihnen waren die schwächsten zu der neuen Religion konvertierten. Der Prophet Muhammad glaubte, dass der König von Äthiopien, der ein demütiger Christ war, seinen Leuten Zuflucht gewähren und sie mit Mitgefühl behandeln werde. Die mekkanischen Führer wollten die Muslime aber nicht zur Ruhe kommen lassen und entsandten ihre eigenen Botschafter, um sie zu verleumden und zu diffamieren.
Der König, der weise und gerecht war, stellte sicher, dass er beide Seiten der Debatte hörte. Als jede Seite ihren Fall erläutert hatte, bat er darum, etwas von den Rezitationen zu hören, die Gott herab gesandt hatte. Jafar rezitierte die Anfangsverse vom 19. Kapitel des Qur´an, das zu Ehren der Mutter Jesus´Maryam genannt wird. Es folgt ein kurzer Ausschnitt von Sura Maryam.
Er sprach: "lch bin der Bote deines Herrn. (Er hat mich zu dir geschickt,) auf daß ich dir einen reinen Sohn beschere." Sie sagte: "Wie soll mir ein Sohn (geschenkt) werden, wo mich doch kein Mann (je) berührt hat und ich auch keine Hure bin?" Er sprach: "So ist es; dein Herr aber spricht: "Es ist Mir ein leichtes, und Wir machen ihn zu einem Zeichen für die Menschen und zu Unserer Barmherzigkeit, und dies ist eine beschlossene Sache."" Und so empfing sie ihn und zog sich mit ihm an einen entlegenen Ort zurück." (Quran 19:19-22)
Der König und die, die bei ihm waren, waren zu Tränen gerührt. Stille Tränen rannen über ihre Wangen und versickerten in ihren Bärten. Die erhabenen Worte des Qur´an brachte ihre Herzen zum Schmelzen, wie es schon in Mekka begonnen hatte. Interessanterweise werden die meisten Leute am Gerichssaal in Äthiopien kein arabisch verstanden haben, also hat sie die Eloquenz und Feinheit des Qur´an bewegt. Die Worte wurden ihnen übersetzt. An diesem Punkt in der Geschichte ist es faszinierend zu bemerken, dass Gott die Christen als diejenigen bezeichnet hat, deren Tränen überfließen, wenn sie die Wahrheit hören.
"Und wenn sie hören, was zu dem Gesandten herabgesandt worden ist, siehst du ihre Augen von Tränen überfließen ob der Wahrheit, die sie erkannt haben. Sie sagen: "Unser Herr, wir glauben, so schreibe uns unter die Bezeugenden".(Quran 5:83)
Der König war überwältigt und rief aus: "Es scheint, dass diese Worte und diejenigen, die Jesus offenbart worden sind, aus derselben Quelle stammen." Sich zu den mekkanischen Abgesandten wendend sagte er: "Ich werde euch diese Flüchtlinge nicht ausliefern. Unter meinem Schutz sind frei zu leben und zu beten, wie es ihnen gefällt." Dies gefiel den Mekkanern nicht. Ihre Mission bestand darin, die Muslime und damit die Religion des Islam zu diskreditieren. Die Mekkaner rückten mit einem anderen Plan vor, um die aufsteigende Religion zu zerstören, mit einem armseligen Versuch den König zu beeinflussen, erklärten sie, die Muslime sprächen respektlos über Jesus.
Nachdem er den Qur´an gehört hatte, ist es unwahrscheinlich, dass der König ihrem Einwurf viel Glauben schenkte. Allerdings rief er die Muslime zu sich zurück und befragte sie zu ihrem Glauben über Jesus. Jafar antwortete wahrheitsgemäß und sofort: "Unser Glaube an Jesus beruft sich auf das, was unser Prophet uns über ihn berichtet hat; Jesus ist der Diener und Gesandte Gottes, der auf Befehl Gottes geschaffen wurde." Als er dies hörte, erklärte der König, dass diese Beschreibung von Jesus sich nicht von ihrem eigenen christlichen Glauben unterscheide. Das Ergebnis war, dass die Mekkaner Äthiopien in Ungnade verließen, während die Muslime für einige Jahre in Frieden und Sicherheit lebten, bevor sie nach Mekka zurück kehrten.
Einige Jahre später schrieb der Prophet Muhammad Briefe an verschiedene Herrscher auf der Welt, in denen er sie einlud, den Islam als ihre Religion zu akzeptieren. Einer der ersten Herrscher, der einen Brief erhielt, war der König von Äthiopien. Was folgt, ist eine ungefähre Übersetzung dieses Briefes.
Ich beginne im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen. Von Muhammad, dem Gesandten Gottes, an den König von Äthiopien.
Friede sei auf dem, der der Rechtleitung folgt und an Gott und Seinen Gesandten glaubt. Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt, der es wert ist, angebetet zu werden, außer Allah. Er ist Einer und hat keine Partner. Er hat keine Gattin und kein Kind. Und Muhammad ist Sein Diener und Sein Gesandter.
Ich rufe dich auf, den Islam anzunehmen. Ich rufe dich und dein Heer zu Allah, Dem aller Respekt und alle Ehre gebührt. Ich habe damit meine Pflicht erfüllt, Seine Botschaft und Seinen Rat zu überbringen. Du solltest ihn akzeptieren, Friede sei auf dem, der der Rechtleitung folgt.
"Sprich: "O Volk der Schrift, kommt herbei zu einem gleichen Wort zwischen uns und euch, daß wir nämlich Allah allein dienen und nichts neben Ihn stellen und daß nicht die einen von uns die anderen zu Herren nehmen außer Allah." Und wenn sie sich abwenden, so sprecht: "Bezeugt, daß wir (Ihm) ergeben sind." (Quran 3:64)
Der König behandelte den Brief voller Respekt und nahm den Islam an, trotz der Ablehnung seiner Familie und der Kirche. Er antwortete auf den Brief, indem er sagte: "O Prophet Gottes, ich habe die Ehre, deinen geehrten Brief zu sehen. Ich schwöre bei Gott, dass Jesus nicht mehr ist, als das, wie du ihn beschrieben hast. Ich bezeuge, dass du ein wahrhaftiger Prophet Gottes bist und ich habe Gott und Seinem Propheten den Treueeid geschworen. Wenn du mich dazu aufforderst, werde ich mich dir vorstellen. Gottes Segen und Frieden seien auf dir ".
Wir schenken diesem letzten Kapitel der Geschichte des Königs von Äthiopien große Aufmerksamkeit, als denn dem Propheten enthüllt wurde, dass der König, den er nie getroffen hat, verstorben ist, hat der Prophet das erste Totengebet in Abwesenheit für ihn verrichtet.
Die Geschichte vom König von Äthiopien ist eine Momentaufnahme. Sie lehrt uns das Verhalten und die Diplomatie zwischen dem Propheten Muhammad und den edlen Herrschern seiner Zeit. Sie wirft ein Licht auf die Nähe der beiden Religionen, Christentum und Islam. Der Prophet Muhammad wußte, dass wahrhaftig fromme Christen nur einen Schritt von der Religion des Islam entfernt waren, und sie sind es immer noch. Die Eloquenz des Qur´an ist in der Lage, die Herzen von jedem zu durchdringen, den Gott auswählt, um ihn rechtzuleiten, und die Religion des Islam ist für alle offen, König oder Einfacher, Reicher und Armer, Schwarzer oder Weißer.
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