Dr. Moustafa Mould, Ex-Jude, USA (Teil 5 von 5)
Beschreibung: Nach einer spirituellen Reise von fast 40 Jahren findet ein britischer Linguist den Islam in Afrika. Teil 5.
- von Dr. Moustafa Mould
- Veröffentlicht am 15 May 2017
- Zuletzt verändert am 15 May 2017
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Das erste, das mir auffiel, war das Gemurmel vieler Männerstimmen, die vom Qur´an lasen, während sie auf den Imam (Gebetsführer) warteten, damit er die Khutba hielt. Ich fühlte mich sofort in meine alte Synagoge zurück versetzt und das identische Gemurmel alter Männer, die vor dem Beginn des Morgengebets aus den Psalmen (Zabur) lasen. Es vermittelte mir ein Gefühl von Nostalgie. Etwas später, als ich einen anderen Weg zurück nahm, hörte ich, wie der Imam eine Sure rezitierte. Es klang so ähnlich wie die Lesungen der Thora, die ich Samstagmorgens immer genossen hatte, wieder trostspendend und nostalgisch. Nicht dass ich das Verlangen hatte, zu irgendeiner Synagoge zurück zu gehen, sondern der Islam vermittelte mir ein angenehmes und vertrautes Gefühl.
Ich bin Linguist und war Spezialist in Feldstudien. Ich fand ein Buch über das Erlernen der somalischen Sprache und ich stellte eigens einen Tutor ein, der eher ein guter Freund als ein Lehrer war. Ich lernte rasch die Begrüßungen, gewöhnliche Nomen und Verben, Verwandschaftsbegriffe, Zahlen und Erzählzeit. Einige der Vokabeln sind vom Arabischen entlehnt, genau wie Swahili und Hebräisch. Somali ist sehr entfernt mit den semitischen Sprachen verwandt. Die Grammatik war etwas anderes, ziemlich schwer herauszufinden, und als ich bei der Arbeit beschäftigter und müder wurde, wurden unsere Lektionen mehr zu Konversationen über Kultur, Politik und Religion. Er besaß genügend Wissen, um zwischen Islam und einigen der vorherrschenden Aspekte der einheimischen, vorislamischen Kultur und Übertreibungen zu unterscheiden, die mich störten.
Vor langer Zeit hatte er mir angeboten, einen Schaikh mit zu mir nach Hause zu bringen, damit ich die Schahada ausspreche. Trotz allem zögerte ich noch, dachte an meine Familie. Doch sie waren zehn Tausend Meilen entfernt. Und ich lebte bequem in einer muslimischen Gemeinschaft. Ich hatte gute Frende und Kollegen, und es war mir klar, dass dies größtemteils durch den Islam so war. Ich bat ihn, den Schaih zu bringen, und das tat er. Er befragte mich über meinen Glauben und ich erzählte ihm, dass ich Jude gewesen war, kein Christ (keine Probleme mit der Trinität) und dass ich vor langer Zeit aufgegeben habe, Schwein zu essen, Alkohol zu trinken, zu spielen und Zina zu machen, danach als er überzeugt war, dass ich verstand, was ich sagten und die fünf Säulen kannte, sprach ich die Shahada aus. Meine Verlobte hatte mir den Namen Mustafa vorgeschlagen, den ich sehr mochte.
Nach dem langen Zögern und Zaudern fühlte ich eine enorme Erleichterung, und einen wiederhergestelltes Zugehörigkeitsgefühl, das mir vorher mehr gefehlt hatte als mir bewusst gewesen ist. Alle meine somalischen Freunde waren erfreut und sehr unterstützend. sie begannen, mich Seedi (‘Schwager’) zu nennen. Sobald ich weg konnte, kaufte ich Goldschmuck und flog nach Nairobi. Um zu heiraten, musste ich zum Hauptqadi gehen und nochmals die Schahadah vor einigen Zeugen aussprechen, um eine Bescheinigung für meine Konvertierung zu erhalten, so etwas gab es in Somalia nicht.
Wir gingen zum Qadi und machten unsere Nikah. En paar Tage später hatte ich meinen Rückflug nach Mogadishu, um wieder zu arbeiten. Weniger als ein Jahr später, mit 43, wurde ich Vater eines wundervollen muslimischen Jungen, ich war überglücklich und von Gott gesegnet. Ich flog nach Nairobi, und nach einer kurzen Diskussion einigten wir uns auf den Namensvorschlag meiner Frau. Jetzt hatte ich sogar eine Kunya (Spitznamen); Ich war Abu Khalid, und er wurde nach dem großartigen Gefährten Khalid Ibn Al-Walid, möge Allah zufrieden mit ihm sein, benannt.
Du wunderst dich vielleicht, ob ich meiner Familie etwas von meiner Konvertierung erzählt habe und die Antwort ist: für einige Zeit nicht. Natürlich hatte ich meiner Familie von meiner Hochzeit erzählt und sie waren weder erstaunt noch erzürnt.
Ich war ein Mann mittleren Alters und sollte wissen, was ich mache und sie freuten sich hauptsächlich für mein Glück. Als Khalid geboren wurde, waren sie positiv überrascht, und wollten ihn und seine Mutter gern kennenlernen. Als Khalid etwas über ein Jahr alt war, ging ich in meinen Ferien nach Boston und brachte meine Frau und meinen Sohn mit. Die beiden Jungen, Ali und Yusuf, waren in einem muslimischen Internat im Nordosten von Kenia.
Der Empfang war so warm und liebevoll, wie man es sich wünschen kann und wir hatten einen großartigen Besuch. Keine Frage, ein Baby, besonders ein Enkelsohn, hat eine äußerst heilsame und positive Wirkung auf Menschen. Meine Frau hatte kleine Geschenke für meine Mutter, Schwester und Tanten mitgebracht, und sie alle hatten auch für sie kleine Geschenke. Vermutlich nahmen sie alle an, dass eine Muslima einen Juden oder Christen heiraten kann, so wie ich es zuvor auch angenommen hatte. Sie wussten, dass meine Frau und unsere Söhne Muslime waren, dass Khalid als Muslim erzogen wurde, und sie hatten damit kein Problem Sie wussten, dass ich seit dreißig Jahren kein praktizierender Muslim mehr gewesen bin und ich hatte bereits zuvor eine Nicht-Jüdin geheiratet. Ich hatte beschlossen, wenn sie mich fragen, würde ich nicht lügen und wenn nicht, würde ich auf eine geeignete Gelegenheit warten, es ihnen zu sagen - ein andres Mal. Vor ein paar Jahren fragten sie mich schließlich, und ich sagte es ihnen. Ich kann nicht sagen, dass sie erfreut waren, aber sie waren auch nicht überrascht, ärgerlich oder kalt zu mir, wir haben immer noch warme, liebevolle Beziehungen.
Ein weiteres Jahr verging, ein weiterer Vertrag lief aus und ich verlor meinen Job. Wie der neue Pharao, der "Josef nicht kannte", kam ein neuer Direktor, der in Englischprogrammen keinen Sinn erkannte, und beschloss, sie zu beenden. Ich hatte es irgendwie kommen gesehen und habe mich für einen ähnlichen Job im Jemen beworben, daher habe ich nicht hart darum gekämpft, doch aus dem Jom in San’a wurde nichts und ich war zurück auf der Straße, wie es meine Familie vorausgesehen hatte - nun, nicht ganz.
1988 ließ ich meine Familie in Nairobi und kehrte allein und arbeitslos in die Staaten zurück. Es war wieder hart (auch wieder Winter) doch diesesmal hatte ich ein paar Ersparnisse, neue Fähigkeiten und einen stärkeren Lebenslauf, ich wußte besser, wie man einen Job bekommt, ich kannte meinen Weg über Washington und hatte ein paar Kontakte. Ich besaß immer noch den Anzug, und das beste war, ich hatte Glauben anstatt der Antidepressiva. Ich bekam rasch ein paar Teilzeitstellen als Lehrer und einen Job in einem Bekleidungsgeschäft für Männer. Die Jobs als Lehrer endeten und so verkaufte ich drei Jahre lang in Vollzeit Anzüge, immer nach einem besseren Job Ausschau haltend, doch schließlich gelang es mir - es dauerte zwei Jahre - meine Familie mit herüber zu bringen und wir taten unser Bestes, vertrauten auf Gott.
Dann vor vier Jahren berichtete uns ein muslimischer Nachbar von einem neuen islamischen Institut, das vor kurzem geöffnet hatte und einen Englischlehrer suchte. Ich rief sofort an, machte einen Termin aus und traf den Direktor. Gott sei dank wurde ich eingestellt, um einige Angestellte zu unterrichten und um editionale Arbeiten zu verrichten. Ironischer Weise bin ich jetzt in einer Kabine in einem fensterlosen Büro in Nord Virginia, aber was für ein Unterschied! Ich bin in einem islamischen Umfeld, umringt und inspiriert von guten muslimischen Brüdern, von denen viele großartige Gelehrte sind und alle von ihnen liebe und respektiere ich sehr, lerne täglich von ihnen. Und was ist meine Arbeit? Bücher über den Islam zu lesen, Manuskripte über den Islam zu bearbeiten und über das, was ich lese, zu schreiben. Im wesentlichen werde ich dafür bezahlt, Qur´an, Hadith, Aqidah, Fiqh, Sirah,Islamische Geschichte und arabisch zu lesen. Ich danke und lobpreise Allah jeden Tag dafür, dass Er mich zum Islam geführt hatund mich mit all diesen Segnungen überschüttet hat. Alhamdulillah Rabbil-alamin.
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