Der wunderbare Qur´an (teil 11 von 11):Herausforderung für die Menschheit
Beschreibung: Das linguistische Wunder des Qur´an, die Herausforderung und die Schlussfolgerung.
- von Jamaal al-Din Zarabozo (© 2007 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 15 Sep 2008
- Zuletzt verändert am 15 Sep 2008
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Das linguistische Wunder des Qur´an
Es gibt einen anderen wichtigen Aspekt den muslimische Gelehrte traditionell für den wunderbarsten Aspekt des Qur´an halten; es ist sein sprachliches Wunder. Unglücklicherweise hatte ich, bevor ich Muslim wurde (und auch noch danach) keine Möglichkeit, diese Besonderheit tatsächlich zu schätzen. Ich konnte lediglich lesen, was manche Gelehrte über die Sprache und die Schönheit des Qur´an geschrieben haben. Zum Beispiel schrieb John Naish:
Der Qur´an in seinem ursprünglichen arabischen Kleid besitzt eine eigene anziehende Schönheit und seinen Reiz. Eingebettet in prägnantem und erhabenem Stil, mit seinen kurzen eindrucksvollen Sätzen, sich häufig reimend, besitzt er eine enorme Ausdruckskraft und mitreißende Energie, die außerordentlich schwierig durch eine wortwörtliche Übersetzung wiederzugeben sind.[1]
Ähnlich erging es Arberry, der sich seine früheren Jahre zurücksehnte, als er noch die Qur´anrezitation während des Ramadhan in Ägypten hörte.[2] Ich hatte in der Tat keine Möglichkeit gehabt, eine Qur´anrezitation zu hören, und daher wußte ich nicht, welch eine bewegende Erfahrung das ist. Außerdem ist eine Übersetzung des Qur´an, wenn man die arabische Sprache nicht kennt, nicht annährend so eindrucksvoll, wie das arabische Original. Trotzdem möchte ich auch dieses Wunder hier kurz besprechen, denn dies ist wirklich einer der erstaunlichsten Aspekte des Qur´an.
Die muslimischen Gelehrten haben das sprachliche Wunder des Qur´an wiederum als einen der vielleicht wichtigsten Aspekte des Qur´an betrachtet – und es ist definitiv dasjenige, das in der Zeit des Propheten, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, den größten Einfluss hatte. Die Araber waren auf ihre Sprache sehr stolz. Das Wort, das sie für Fremder benutzten, Ajami, bedeutete in erster Linie, jemand, der barbarisch in der Sprache ist oder dem es an deutlicher Ausdrucksweise mangelt.[3] Selbst wenn sie für den Qur´an keine Konkurrenz waren. Vor dem Qur´an pflegten sie sich miteinander zu messen und Wettbewerbe zu veranstalten, um festzustellen, wer von ihnen das schönste Werk auf arabisch verfassen konnte. Nach Draz:
Aber als der Qur´an offenbart wurde, kamen all diese Wettbewerbe zum Erliegen, und literarische Versammlungen starben aus. Von da an war der Qur´an das einzige Werk, das die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich zog. Keiner von ihnen konnte ihn herausfordern oder auch nur vorschlagen, dass ein einziges Wort aus einem Satz verändert, ausgetauscht, hinzugefügt oder weggelassen werden sollte. Aber der Qur´an verschloss nicht die Türen vor dem Wettbewerb. Im Gegenteil, er öffnete sie weit, rief sie auf, alleine oder in Zusammenarbeit, seine Herausforderung anzunehmen und irgendetwas, das ihm ähnlich sei, zu schaffen. Er wiederholte die Herausforderung auf unterschiedliche Art, betonte ihre Unfähigkeit dazu und erleichterte ihnen ihre Aufgabe von Zeit zu Zeit.[4]
Arabische Gelehrte haben viele sprachliche Aspekte identifiziert, die den Qur´an von allen anderen Werken unterscheiden und nur ihn als Wunder an erster Stelle stehen lassen. Von diesen sollen hier nur ein paar erwähnt werden[5]:
(1) Jedes Wort wird an seiner besonderen Stelle verwendet und kann nicht woandershin gesetzt oder gegen ein Wort mit ähnlicher Bedeutung, ohne seine Schönheit zu verlieren ausgetauscht werden.
(2) Der Qur´an besitzt eine einzigartige Satzstruktur und einen besonderen Rhythmus, die ihn sowohl von der Prosa als auch von poetischen Werken unterscheiden, mal erinnert er mehr an das eine und mal mehr an das andere, aber er ist nie völlig dem einem oder dem anderen zuzuordnen.
(3) Seine Sätze bestehen aus der kleinstmöglichen Anzahl von Worten ohne auch nur im geringsten an Bedeutung zu verlieren. Mit anderen Worten sie sind kurz und bündig, was ihnen noch mehr Schönheit verleiht, während sie alles, was zu offenbaren ist, mitteilen.
(4) Es besteht vollkommenes Gleichgewicht und Beständigkeit im Stil zwischen emotionalen und intellektuellen Passagen im Qur´an. Draz bemerkte, dass diese Schönheit wirklich nur im Qur´an zu finden ist:
Im menschlichen Wesen sind zwei Kräfte immer aktiv: der Intellekt und die Emotion. Sie spielen verschiedene Rollen und verfolgen unterschiedliche Richtungen. Die erste zielt darauf ab, die Wahrheit zu erfahren und herauszubekommen, was gut und nützlich ist und dies anzunehmen. Die andere berichtet ihre Gefühle von Schmerz und Freude. Es ist ein perfekter Stil, der beide Bedürfnisse zur gleichen Zeit befriedigt: er gibt dir intellektuelle Genugtuung und emotionale Freude... Finden wir derartige Vollkommenheit im menschlichen Stil? Wir haben die Schriften von Wissenschaftlern und Philosophen gesehen, und auch die Werke der Dichter und feinen Prosa [, die dieses Ziel nicht erreichen können]…[6]
Die Herausforderung des Qur´an selbst
Gelehrte haben noch viele andere wunderbare Aspekte des Qur´an festgestellt, wie seine vollkommene Beständigkeit und das Freisein von Widersprüchen, obgleich er über eine Zeitspanne von 23 Jahren offenbart worden ist[7], die Wirkung, die der Qur´an auf Menschen hat, die ihn hören,[8] usw. Was wir hier dargelegt haben soll aber für unsere Zwecke ausreichen, da ich alles erläutert habe, was mich auf meinem Weg zum Islam am meisten beeinflusst hat. Außerdem glaube ich, das das, was hier diskutiert wurde durchaus ausreicht, um zu zeigen, dass der tatsächlich Qur´an wunderbar ist.
Gemäß den Muslimen ist der Qur´an die Rede und das Wort Gottes. Daher ist es nicht weiter erstaunlich, dass er nicht nachzuahmen ist. Allerdings wollte Gott diesen Punkt allen Menschen verdeutlichen, um für Argumentationen, Zweifeln oder Entschuldigungen keinen Raum zu lassen. Im Qur´an fordert Gott die Menschheit heraus, etwas Ähnliches wie den Qur´an zu verfassen. Und tatsächlich geht die Herausforderung Gottes noch weiter: Er fordert sie heraus, auch nur ein einziges Kapitel wie die des Qur´an zu verfassen.
Diese Herausforderung steht der Menschheit noch immer offen. Jedem steht es frei, es zu versuchen, wenn es auch nur ein kleiner Teil ist, etwas das dem Qur´an ähnlich ist, zu verfassen. Aber Gott sagt deutlich, dass die ganze Menschheit niemals in der Lage sein wird, irgendetwas Ähnliches wie den Qur´an zu produzieren – eine erstaunliche Prophezeihung des Qur´an.
Die Herausforderung Gottes erscheint an fünf verschiedenen Stellen im Qur´an. Hier sind die relevanten Stellen in der Reihenfolge, in der Gott sie herabgesandt hat:
“Und wenn ihr (arabischen Götzendiener, Juden und Christen) im Zweifel seid über das (den Qur´an), was Wir auf Unseren Diener (Muhammad) herabgesandt haben, so bringt doch eine Sura gleicher Art herbei und beruft euch auf Zeugen (Helfer) außer Gott, wenn ihr wahrhaftig seid. Und wenn ihr es aber nicht tut – und ihr werdet es ganz bestimmt nicht tun – so fürchtet das (Höllen-) Feuer, dessen Brennstoff Menschen und Steine sind; es ist für die Ungläubigen vorbereitet.” (Quran 2:23-24)
“Oder wollen sie etwa sagen: "Er (Muhammad) hat ihn erdichtet?" Sprich: "Bringt denn eine Sura gleicher Art hervor und ruft, wen ihr nur könnt, außer Gott, wenn ihr wahrhaftig seid.” (Quran 10:38)
“Oder werden sie sagen: "Er (Muhammad) hat es erdichtet?" Sprich: "So bringt doch zehn ebenbürtig erdichtete Suren hervor und ruft an, wen ihr vermögt, außer Gott (zur Hilfe), wenn ihr wahrhaftig seid!"” (Quran 11:13)
“Sprich (zu den Menschen): "Wenn sich auch die Menschen und die Jinn vereinigten, um etwas Gleiches wie diesen Qur´an hervorzubringen, brächten sie doch nichts Gleiches hervor, selbst wenn sie einander beistünden."” (Quran 17:88)
“Oder sagen sie etwa: "Er (Muhammad) hat ihn aus der Luft gegriffen?" Nein, aber sie wollen es nicht glauben. Lass sie denn eine Verkündigung gleicher Art herbeibringen, wenn sie die Wahrheit sagen.” (Quran 52:33-34)
Also, wenn jemand noch irgendeinen Zweifel über den Qur´an hegt, soll er sich erheben und diese Herausforderung annehmen.
Eine sehr wichtige Aussage des Propheten und meine Entscheidung
Es war keine nachträgliche Überlegung, dass dieser Qur´an wunderbar ist. Es war nicht so, dass die Gelehrten nach der Zeit des Propheten, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, ihn betrachteten und für ein Wunder erklärten. Nein, in der Tat war dieses Buch ein Wunder des Propheten Muhammad und zwar sein größtes Wunder. Zur Zeit des Propheten suchten die Ungläubigen nach einem Wunder anderer Art – vielleicht ein Greifbareres oder eines, das weniger Überlegung bedarf – aber Gott sagt deutlich, dass der Qur´an als Wunder ausreichen soll, um die Wahrhaftigkeit des Propheten zu bezeugen. Gott sagt:
“Und sie sagen: "Warum wurden keine Zeichen zu ihm von seinem Herrn herabgesandt?" Sprich: "Die Zeichen sind allein bei Gott, und ich bin nur ein deutlicher Warner." Genügt es ihnen denn nicht, dass Wir das Buch herniedergesandt haben, das ihnen verlesen wird? Wahrlich hierin ist eine Barmherzigkeit und Ermahnung für ein Volk, das glaubt.” (Quran 29:50-51)
Dieses Buch sollte jedem aufrichtigen, die Wahrheit suchenden Individuum wirklich genügen. Es besteht überhaupt kein Bedarf an irgendwelchen anderen Zeichen oder Wundern nach diesem Buch. Dies ist das, was Gott mit dieser Passage aussagt, und dies ist das, was mein Herz und mein Verstand schlussfolgerten, als ich den Qur´an mit dem verglich, was all die Schriftsteller, die behaupteten, der Qur´an sei nicht Gottes Offenbarung, geschrieben haben.
Auch der Prophet machte eine sehr wichtige Aussage über dieses Zeichen und Wunder, dass Gott ihm gegeben hat. Da er der letzte Prophet war, musste sich sein Zeichen und Wunder von dem unterscheiden, was ihm vorausgegangen war. Es musste ein Wunder sein, dessen Wirkung bis zum Tag des Gerichts anhält. Und das tut es tatsächlich. Sogar noch mehr, es ist ein Wunder ganz anderer Art. Es ist eines, worüber die Menschen nachdenken können und von dessen Wahrheit sie vollkommen überzeugt sein können. Daher sagte der Prophet: "Es gab keinen Propheten, dem Gott nicht Wunder gegeben hatte, auf dass die Menschen an ihn glaubten. Mir wurde die Offenbarung, die Gott mir offenbart hat (als Wunder) gegeben. Ich hoffe, damit werde ich am Tag des Gerichts die größte Zahl von Anhängern haben.” (Berichtet von Al-Bukhari.) Aufgrund der Art des Zeichens, das der Prophet erhalten hat, gibt es auch für Menschen späterer Zeiten keine Entschuldigung dafür, dem Propheten nicht zu folgen. Daher wird er am Tag des Gerichts, wenn Gott will, die größte Zahl von Anhängern haben.
Der Qur´an erforderte von meiner Seite eine Entscheidung – wie er tatsächlich von jedem eine Entscheidung verlangt. Diese Zeichen, die seine wunderbare Art betonen, und dass er die wahre Offenbarung Gottes sein musste, waren einfach überwältigtend für mich. Keine der Theorien, die den Qur´an ablehnten oder die Aufrichtigkeit des Propheten anzweifelten, war stark oder logisch genug, um mich vom Gegenteil zu überzeugen. Daher nahm ich, durch den Qur´an, den Islam an, und aller Preis und Dank gebührt Gott.
Footnotes:
[1] John Naish, The Wisdom of the Quran (Oxford, 1937), S. viii. Quoted in Islam—The First and Final Religion, S. 87.
[2] In A. J. Arberry, The Koran Interpreted (New York: MacMillan Publishing Co., 1955), S. 28 spricht er über seine Gefühle.
[3] E. W. Lane, Arabic-English Lexicon (Cambridge, England: The Islamic Texts Society, 1984), Bd. 2, S. 1966-1967.
[4] Muhammad Abdullah Draz, The Quran: An Eternal Challenge (Markfield, United Kingdom: The Islamic Foundation, 2001), S. 69.
[5] Mehr Einzelheiten bei Draz, passim.
[6] Draz., S. 97.
[7] Gott sagt im Qur´an: “Sie machen sich keine Gedanken über den Qur´an. Wäre er von einem anderen als Gott, so würden sie darin gewiss viel Widerspruch finden.” (an-Nisaa 4:82).
[8] Seien es Gläubige oder Ungläubige, der Qur´an beeinflusst sie. Was beispielsweise die Gläubigen betrifft, sagt Gott: "Gott hat die schönste Botschaft, ein Buch (den Qur´an), herabgesandt, eine sich gleichartig wiederholende Schrift, vor der denen, die ihren Herrn fürchten, die Haut erschauert; dann erweicht sich die Haut und ihr Herz zum Gedenken Gottes. Das ist die Führung Gottes; Er leitet damit recht, wen Er will. Und der, den Gott zum Irrenden erklärt, wird keinen Führer haben.” (al-Zumar 39:23). Andererseits sagt Gott über die Ungläubigen: "Und wahrlich, Wir haben in diesem Qur´an (manches) auf verschiedene Art dargelegt, damit sie ermahnt seien, doch es mehrt nur ihren Widerwillen." (al-Israa 17:41).
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