Islamische Quellen: Qur´an und Sunna (teil 2 von 2)
Beschreibung: Die Religion des Islam basiert auf dem Qur´an (dem Wort Gottes) und der Sunna (den Lehren und Merkmalen des Propheten Muhammad). Teil 2: Sunna: Die Sekundäre Quelle des Islam.
- von islaam.net
- Veröffentlicht am 06 May 2015
- Zuletzt verändert am 10 May 2015
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Sunna
Der Begriff Sunna kommt von dem Wurzelwort sanna, was einen Weg ebnen bedeutet oder einen Weg leicht begehbar machen, so dass er dann für jeden danach Kommenden ein allgemein zu verfolgender Weg ist. Daher kann Sunna verwendet werden, um eine Straße, einen Weg oder einen Pfad zu beschreiben, auf dem Menschen, Tiere und Fahrzeuge reisen. Zusätzlich kann es einen prophetischen Weg beschreiben, d.h. das Gesetz, das sie brachten und lehrten, als eine Erklärung oder weitere Klassifizierung eines göttlich offenbarten Buches. Normalerweise schließt der prophetische Weg Bezugnahmen auf seine Aussagen, Taten, körperlichen Eigenschaften und Charakterzüge mit ein.
Vom islamischen Standpunkt aus bezieht sich Sunna auf irgendetwas Überliefertes über den Propheten Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, authentisch zurückzuverfolgen auf seine Rede, Taten, Charakterzüge und stillschweigende Billigungen.
Jede Überlieferung besteht aus zwei Teilen: dem isnad und dem matn. Der isnad bezieht sich auf die Kette der Menschen, die diese spezielle Überlieferung berichtet haben. Der isnad muss aus aufrechten und ehrlichen Menschen bestehen, deren Integrität unfragwürdig ist.
Die Rede des Propheten Muhammad
Die Rede des Propheten Muhammads bezieht sich auf seine Aussagen. Beispielsweise hat er gesagt:
„Die Taten werden nach den Absichten bewertet; jeder wird seiner/ihrer Absicht entsprechend belohnt werden. Wer also um Gottes und Seines Propheten Willen auswandert, dann war seine Auswanderung für Gott und Seinen Propheten. Wer jedoch nur auswandert, um etwas Weltliches zu erreichen oder um eine Frau zu heiraten, dessen Auswanderung ist das wert, was er beabsichtigt hat." (Sahieh Al-Bukhari)
Der Prophet sagte ebenfalls:
„Wer an Gott und an den Letzten Tag glaubt, sollte etwas Gutes sprechen oder schweigen."
Die Berichte oben zeigen deutlich, dass der Prophet diese Worte gesprochen hat. Dementsprechend sind sie als seine Aussagen bekannt.
Die Taten des Propheten Muhammad
Seine Taten betreffen alles, was er tat, wie von den Sahaba (Gefährten) authentisch berichtet wurde. Beispielsweise berichtete Hudhaifa, dass der Prophet immer, wenn er in der Nacht aufstand, seine Zähne mit einem Zahnhölzchen reinigte. Aischa berichtete auch, dass der Prophet es liebte, alles von der rechten Seite zu beginnen – Schuhe anziehen, Gehen, sich waschen und allgemein alle seine Angelegenheiten.
Die stillschweigenden Billigungen des Propheten Muhammad
Seine stillschweigenden Billigungen zu verschiedenen Themen bedeuten nicht, dass er sich dem, was er von den Taten seiner Gefährten sah, hörte oder kannte, widersetzte oder dass es ihn störte. Bei einer Gelegenheit zum Beispiel erfuhr er von den Taten mancher seiner Gefährten durch andere Gefährten. Bald nach der Schlacht von Khandaq gab der Prophet Muhammad seinen Gefährten den Befehl, schnell zum Stamm von Banu Quraydah zu ziehen, er forderte sie auf, sich zu beeilen, damit sie dort vielleicht Asr (das späte Nachmittagsgebet) verrichten können. Einige der Gefährten des Propheten reagierten sofort und brachen auf, ohne Asr gebetet zu haben. Sie kamen nach Sonnenuntergang an, schlugen ihr Lager auf und beteten Asr- nach Sonnenuntergang. Zur gleichen Zeit hat eine andere Gruppe von Gefährten ihr Urteil anders gebildet. Sie dachten, dass der Prophet sie bloß aufforderte, sich zu beeilen, am Ziel anzukommen, aber nicht um Asr bis nach Sonnenuntergang hinauszuzögern. Folglich beschlossen sie, in Medina zu bleiben, bis sie Asr gebetet hatten. Sofort darauf eilten sie zum Stamm Banu Quraydah. Als dem Propheten erzählt wurden wie jede Gruppe anders auf seine Ankündigung reagiert hatte, bestätigte er beide Urteile.
Äußerliche und innerliche Züge des Propheten Muhammads
Alles authentisch berichtete über die Gesichtsfarbe des Propheten und den Rest seiner äußerlichen Merkmale, sind ebenfalls in der Definition der Sunna inbegriffen. Umm Ma’bad beschrieb, was sie von dem großartigen Propheten gesehen hat. Sie sagte:
„Ich sah einen Mann, sein Gesicht war strahlend mit einem hellen Schein, nicht zu dünn und nicht zu dick, elegant und gut aussehend. Seine Augen besaßen eine tief schwarze Färbung mit langen Wimpern. Seine Stimme war angenehm und sein Hals war lang. Er hatte einen dicken Bart. Seine langen schwarzen Augenbrauen waren wunderschön gebogen und mit einander verbunden. In Ruhe blieb er würdevoll, größte Ehrfurcht und Respekt gebietend. Wenn er sprach, war seine Rede brillant. Von allen Menschen war er der bestaussehende, sogar wenn man ihn aus der Ferne sah. In seiner Person war er einzigartig und äußerst bewundernswert. Geziert von beredter Logik war seine Rede gemäßigt. Seine logischen Argumente waren wohl angeordnet, als wären es eine Kette von Edelsteinen. Er war weder zu groß noch zu klein, sondern genau dazwischen. Unter dreien schien er der Strahlenste und dynamischste zu sein. Er besaß Gefährten, die ihn anhänglich verehrten. Wenn er sprach, hörten sie ihm aufmerksam zu. Wenn er Befehle gab, waren sie rasch dabei, sie auszuführen. Sie scharten sich um ihn um ihn zu beschützen. Er runzelte nie die Stirn oder sprach leichtfertig." (Hakim)
Gemeinsam mit seinen äußerlichen Merkmalen beschrieben seine Gefährten auch seine Gewohnheiten und sein Benehmen unter den Menschen. Einmal berichtete Anas:
„Ich diente dem Propheten Allahs, Friede sei mit ihm, zehn Jahre lang. Während dieser Zeit hat er nicht einmal zu mir ‘Uff’ gesagt, wenn ich etwas falsch machte. Er hat mich nie gefragt, wenn mir etwas nicht gelang: „Warum hast du das nicht getan?" und er hat nie zu mir gesagt, wenn ich etwas falsch gemacht habe: „Warum hast du das gemacht?"
An diesen Dingen können wir deutlich sehen, dass wenn der Begriff Sunna in allgemeinem Zusammenhang auftaucht, so bezieht er sich auf den Propheten Muhammad, und er beinhaltet alles Überlieferte von dem Propheten und was authentisch auf ihn zurück geführt werden kann. Sobald ein Muslim von der Authentizität einer Überlieferung erfährt, ist er / sie verpflichtet, ihr zu folgen und dem entsprechen zu gehorchen. Einen solchen Gehorsam fordert Gott, wenn Er erklärt:
„... O ihr, die ihr glaubt, gehorcht Allah und Seinem Gesandten, und wendet euch nicht von ihm ab während ihr zuhört." (Quran 8:20)
Manchmal sind einige Muslime verblüfft, wenn sie andere sagen hören, dass Sunna nur etwas Empfohlenes wäre und nicht verpflichtend. Daher ziehen sie den Schluss, dass wir nur verpflichtet seien, dem Qur´an zu folgen, nicht aber der Sunna. Ein solches Argument resultiert aus einem großen Missverständnis. Islamische Rechtsgelehrte verwenden den Begriff Sunna, um zu kennzeichnen, was authentisch durch die Taten des Propheten Muhammad festgelegt und infolgedessen nicht von Gott zur Pflicht gemacht wurde.
Sie halten desweiteren daran fest, dass dies jegliche Aussage des Propheten Muhammads beinhaltet, in der er die Muslime ermutigt, eine besondere Aufgabe auszuführen und diejenigen lobt, die solche Attribute wahren. Gemäß ihnen bezieht sich der Begriff Sunna auf das, was „empfohlen" ist und nicht verpflichtend (fard oder wajib).
Aus dem oben genannten können wir deutlich erkennen, dass der Begriff Sunna verschiedene Bedeutungen annimmt, wenn er in unterschiedlichen islamischen Disziplinen verwendet wird.
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