Dr. Moustafa Mould, Ex-Jude, USA (Teil 1 von 5)
Beschreibung: Nach einer spirituellen Reise von fast 40 Jahren findet ein jüdischer Linguist aus Boston in Afrika den Islam.. Teil 1.
- von Dr. Moustafa Mould
- Veröffentlicht am 01 May 2017
- Zuletzt verändert am 01 May 2017
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Eine Odyssee ist eine lange Wanderschaft. Das Wort kommt von Odysseus (auf Latein, Ulysses) einem Helden in dem epischen Gedicht bei Homer, der Odyssee. Seine Reise dauerte zehn Jahre und war von zahlreichen Pannen, Umwegen, Gefahren und Abenteuern gekennzeichnet. Zurückblickend betrachtet, scheint mein Weg zum Islam - meine Heimreise - wie eine Odyssee. Wenn ich auf mein Leben zurück blicke, von meiner frühsten Kindheit bis ich schließlich die Schahada[1]ausgesprochen habe, ist das eine Reise von fast 40 Jahren, es scheint so, als wären da viele Zeichen gewesen, viele Wendepunkte, viele Anzeichen, manche bedeutende, manche triviale, die mich alle vorbereitet und mir den Weg zum Islam gewiesen haben.
Ich bin in Boston aufgewachsen. Es war eine überwiegend katholische Stadt, hauptsächlich irisch und italienisch, mit kleinen, bedeutsamen Gemeinden Schwarzer, Juden, Chinesen, Griechen, Armeniern und christlichen Arabern, und zu jener Zeit hatte jede Gruppe ihr eigenes Umfeld. Es gab eine Menge griechischer und syrischer Restaurants, und ich wuchs mit einer Vorliebe für griechischen Salat, Shish kebob, Lahm mishwi, Kibbi, Weinblätter, Humus, und allem möglichen mit Lamm usw auf.
Meine Familie bestand größtenteils aus Arbeitern, konservativen Juden. Meine Großeltern waren um 1903 vor dem Antisemitismus und der Pogrome des zaristischen Russlands geflohen. Sie und ihre Familien hatten in den Sweatshops der Kleidungsindustrie Arbeit gefunden, wenige waren Handwerker, und sie waren in ihren Arbeiterverbänden ziemlich aktiv. Ich war der erste aus meiner Familie, der einen Universitätsabschluss erwarb. Zuhause war es nicht streng koscher, doch wir träumten nie davon, Schweinefleisch zu essen. Alle Feiertage und Fastentage wurden eingehalten und jahrelang ging ich jeden Sonntag und an den Feiertagen mit meinem Vater und meinem Onkel in die Synagoge.
Die Synagoge, zu der wir gehörten, war sehr konservativ, den orthodoxen nahe stehend, aber modern: sie war sehr traditionell, aber Frauen wurden nicht völlig ausgegrenzt. Ich begann mit sechs "Madrasah" (Hebäische Schule). Es war 1948, in dem Jahr, das die Geburt des Staates Israels sah, als zionistische Propaganda die Atmosphäre erfüllte, wie Gespräche und Vorträge über die Nazis und Konzentrationslager, und es gab viele vor kurzem Eingewanderte, die die Flucht überlebt haben.
Zu jener Zeit gab es in den USA noch immer viel Antisemitismus, besonders im Süden und mittleren Westen, aber auch in Bosten. Die Griechen, Syrier und Italiener waren in Ordnung, aber die bostoner Iren waren ein großes Problem, seit der Zeit der Generation meiner Eltern im Ersten Weltkrieg und in den Zwanzigern. Während meiner Kindheit wurde ich oft verfolgt, angespuckt, beleidigt oder geschlagen. Sie hielten mich sogar fest und zogen meine Hose runter - zusätzlich zu der Demütigung wollten sie noch sehen, wie eine Beschneidung aussieht.
Meine Hebräischlehrer waren zwei israelische Brüder, die orthodox und Veteranen aus dem Krieg von 1948 waren. Von ihnen lernte ich modernes Hebräisch und absorbierte vieles von der zionistischen Ideologie und den religiösen Lehren. Ich wurde religiöser und ein eifriger Zionist. Ich glaubte, dass Juden ihr eigenes Land bräuchten, im Falle eines anderen Hitler - jene irischen Kinder trugen nichts dazu bei, um meine Befürchtungen zu zerstreuen und ich fühlte mich in Amerika nicht zuhause. Ich beschloss wegzugehen, und mein Leben auf einer Kibbutz (Gemeindefarm) zu verbringen. .
Mein Vater war Musiker und Cantor (Gebetsleiter). Er hatte eine wunderschöne Tenorstimme, bevorzugte die traditionelleren Melodien vor orientalischen, und er sang die Gebete mit viel Huzn (Trauer) (als ich das Wort lernte, fing ich an, mich zu fragen, ob das Wort mit dem hebräischen hazan = ‘cantor’ verwandt sein könnte). In unserer Synagoge verwendete der Leser der Tora einen sehr orientalisch klingenden Tajwid, den ich gerne hörte. Glaub es oder nicht, ich hörte letztens einen Freund Qur´an rezitieren und es klang fast identisch.
Eine Sache, die in meiner Erinnerung noch heute deutlich ist, ist dass im jüdischen Gebet regelmäßige Verweise auf die Niederwerfung (Sujud) gemacht werden. Tatsächlich ist es in den orthodoxeren Synagogen Brauch, dass an Yom Kippur, dem heiligsten Fastentag und dem Äquivalent zu ‘Aschura’ , der Cantor im Namen der Gemeinschaft, tatsächlich immer noch singend, Suǧud macht. Dies ist keine leichte Aufgabe und mein Vater mit seiner kräftigen Stimme machte das außerordentlich gut. Ich erinnere mich daran, dass ich dachte, es wäre schön, wenn wir uns alle niederwerfen würden, anstatt uns nur als symbolischen Suǧud zu verbeugen.
Im Alter von acht oder neun entdeckte ich eine Radiostation, die Programme über lokale ethnische Gemeinschaften ausstrahlte. Ich fing an, mit die yiddischen, griechischen und armenischen anzuhören und vor allem die arabische Stunde. Ich verliebte mich in die Musik und dem Klang der Sprache. Über das Hebräisch versuchte ich, die Nachrichten zu verstehen und den Klang der Übereinstimmungen herauszufinden; ich bemerkte den Unterschied zwischen Hamza und ‘Ayn, Kh und H, K und Q, Unterschiede, die im modernen Hebräisch verloren gegangen sind. Dies verbesserte meine hebräische Rechtschreidung ungemein, und ich gewann im Hebräischunterricht Preise. Ich erinnere mich auch daran, dass ich meinen Freunden in der Rechtschreibprüfung beim Schummeln half, indem ich die Worte leise mit einem "arabischen" Akzent wiederholte.
In der High Scool entdeckte ich die Öffentliche Bibliothek von Boston und ihre Schallplattenabteilung: neben klassischer entdeckte ich ethnische Volksmusik aus der ganzen Welt, aber ich tendierte zum Mittleren Osten: arabisch, persisch, türkisch, dann indisch-pakistanisch. Ich lernte, die unterschiedlichen regionalen Stilrichtungen, Instrumente und Rhythmen zu bestimmen. Am meisten liebte ich die ‘Oud, und ich brachte mir selbst bei, Dumbeg (Trommel) zu spielen und begleitete die Aufnahmen. Einmal kam eine Gruppe jemenitischer Juden aus Israel nach Boston, um Volkslieder und Tänze aufzuführen. Ich war fasziniert von ihrer Ausstrahlung, ihren Kostümen und ihrer Musik. Sie sprachen sogar Hebräisch wie ich in meiner Rechtschreibprüfung.
Ich erwähne alle diese Kleinigkeiten, weil es eine unbestreitbare kulturelle Komponente zum Islam gibt: die Sprache, die Melodien vom Adhan und Qur´an, soziele Interaktionen und andere Merkmale, die für einen Westler, auch einen im Westen lebenden Juden, ziemlich exotisch und fremdartig sind, doch die ich mit der Zeit traf ich Jahre später in anderem Zusammenhängen wieder auf sie, und da sie mir bereits vertraut und angenehm waren, sogar bis zur Nostalgie, halfen sie mir dabei, den Islam zu akzeptieren und zu folgen. Später mehr darüber.
Mein bester Freund in der High School besaß einen sehr großen Einfluss auf mich. Er las eine Menge Philosophie, Dichtung und religiöse Literatur. Die ersten beiden interessierten mich nicht so sehr, aber ich las einige religiöse Schriften: hinduistische, buddhistische, taoistische – und den Qur´an. Ich bemerkte, dass die Geschichten den biblischen stark ähnelten, aber ich fühlte es war anti-jüdisch. Ich war von der Beschreibung, dass Jesus ein Prophet gewesen sei, nicht nur ein Rabbi, ziemlich beeindruckt. Ich akzeptierte das und es wurde meine Antwort für meine katholischen Klassenkameraden, wenn sie mich fragten, was ich über Jesus dachte. Es schien ihnen nicht zu sehr zu missfallen.
Fußnoten:
[1]Schahada, das islamische Glaubensbekenntnis, d.h. "Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt außer Gott und ich bezeuge, dass Muhammad der Gesandte Gottes ist."
Dr. Moustafa Mould, Ex-Jude, USA (Teil 2 von 5)
Beschreibung: Nach einer spirituellen Reise von fast 40 Jahren findet ein jüdischer Linguist aus Boston in Afrika den Islam. Teil 2.
- von Dr. Moustafa Mould
- Veröffentlicht am 08 May 2017
- Zuletzt verändert am 14 May 2017
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Ich besuchte auch eine höhere "Madrasa", studierte jüdische Geschichte, Hebräisch, Thora und zusätzlich Aramäisch und Talmud (jüdischen Fiqh); obwohl mein Hauptinteresse den Sprachen galt. Zu jener Zeit, mit fünfzehn, verlor ich meinen Glauben an Gott. Früher hatte ich den Schluss gezogen, dass wenn Gott uns befiehlt, bestimmte Dinge zu tun, wie konnte ich sie dann nicht tun; da versuchte ich, orthodoxer zu sein. Dann eines Tages erwischte ich mich dabei zu sagen, wenn Gott sagt, dass wir dies alles tun sollen, ist das ein Muss; doch was, wenn kein Gott da ist? Glaube ich an Gott? Ich weiß es wirklich nicht, vielleicht nicht, ich schätze mal nicht. Und wenn Gott nicht existiert, brauche ich dieses Ganze nicht zu tun. Und ich hörte auf. Du kannst dir gut vorstellen, wie aufgebracht mein Vater gewesen ist.
Viele Menschen, vor allem römisch-katholische und fundamentalistische Protestanten, die in einem streng-religösen Umfeld aufgewachsen sind, voller Bedrohlichkeit des Höllenfeuers und der Verdammung, geschlagen von den Nonnen in der Schule und sich schuldig fühlend für Dinge, die lediglich Teil der Fitrah (Natur) sind – wie ihre Körper - sind froh, aus der Religion heraus zu kommen, und werden tatsächlich sehr anti-religiös und fühlen sich so, als wären sie von einem Gefängnis befreit! Mein Gefühl war nicht so, ich fühlte mich traurig, als hätte ich einen Verlust erlitten, doch da war nichts, das ich tun konnte; ich wußte, es wäre tröstlich zu glauben, aber ich konnte es nicht. In den 60ern und 70ern bekam ich gelegentlich diese Gefühle und Sehnsüchte.
Wie Jeffrey Lang in seinem Buch über seine Konvertierung zum Islam sagte: Es gibt Leere und Einsamkeit, die ein Atheist fühlt, die Menschen, die glauben, nicht verstehen können. Die Welt ist absurd, ein Unfall. Die Wissenschaft hat die Antworten oder wird sie haben, aber das Leben besitzt keinen wirklichen Sinn oder Bedeutung. Tod ist endgültig. Du kannst durch deine Kinder Einfluss auf die Welt nehmen; du kannst Gutes tun, du kannst hunderte oder sogar tausende von Jahren in Geschichtsbüchern genannt werden; wenn die Sonne stirbt, könnte die Menschheit andere Sternsysteme kolonialisieren, vielleicht sogar andere Galaxien. Aber letzten Endes, auch wenn es 15 Milliarden Jahre dauert, wird das Universum selbst sterben oder in ein schwarzes Loch oder was auch immer kollabieren, und am Ende steht das absolute Nichts, das einzige, das unendlich ist, ist eine Leere. Leben ist dann bedeutungslos, und Tod beängstigend. Wahrheit und Sittlichkeit können relativ werden, was zu moralischer Konfusion, Hedonismus und schlimmerem führt. Doch anstatt der Verachtung für religiöse Menschen, die viele Atheisten zu fühlen vorgeben, respektierte ich sie, und oft bewunderte ich sie sogar für die Sicherheit, Gewissheit und den Trost, den sie erleben.
Ich wurde über Nacht vom Orthodoxen zu einem Atheisten, obwohl ich noch immer jüdische Sprachen, Kultur, Musik, Nahrung und Geschichte liebte. Ich war ein "ethnischer" Jude und immer noch Zionist. Zionismus war immer noch eine politische Philosophie, nicht so sehr eine religiöse. Tatsächlich gab es zu jener Zeit noch immer eine bedeutsame Opposition von vielen Orthodoxen. Der gegenwärtige religiöse, messianische Typ des Zionismus hat sich wirklich erst 1967 – 1973 entwickelt, als Israel Jerusalem besetzt hat. Ich beschoss ebenfalls, ein historischer Linguist zu werden, mit Spezialisierung auf semitische Sprachen, aber die Universitäten, die ich wählte, akzeptierten mich nicht und die, die es tat, bot kein Arabisch oder auch nur Linguistik.
An meiner Universität lernte ich in den frühen 60ern eine weite Bandbreite von Menschen kennen. Zum ersten Mal kannte ich eine große Menge Protestanten, Afro-Amerikaner und ausländische Studenten, die Muslime waren. Ich begegnete keinem Antisemitismus, und ich fing an, die Vielfältigkeit Amerikas und das Treffen internationaler Studenten zu genießen und zu schätzen. Am Ende meines zweiten Jahres aß ich Speck und Schweinekoteletts; gleichzeitig habe ich geholfen, die Campussektion der studentischen zionistischen Organisation zu bilden und war ihr Präsident geworden. Ich war in meinem Abschlussjahr der Vizepräsident in New England.
Viele von uns waren politisch linksgerichtet, weil wir aus Familien der Arbeiterklasse stammten, deren Spektrum von liberal demokratisch bis kommunistisch ging. Wir waren füe Arbeiter und die Amerikanische Union für Zivilrechte und gegen McCarty, Nixon und das Kommittee für nicht-amerikanische Aktivitäten. Wir verehrten Franklin D. Roosevelt, Hubert Humphrey und Adlai Stevenson. Wir waren für Arbeiter-Zionismus und Kibbuzim. Eine Sache, die ich betonen möchte, weil sie Jahre später einen tiefgründigen Effekt haben sollte: zu jener Zeit waren die meisten Juden Sozialisten oder liberale Demokraten, viele gehörten noch zur Arbeiterklasse, noch nicht so erfolgreich wie sie es heute sind. Ich erinnere mich an die rechte Herut Partei, ihre expansionistische Ideologie und die terroristischen Aktivitäten in den 40ern. Wir betrachteten sie als Fanatiker und Verrückte.
Ich schrieb mich für ein Seminar über den Mittleren Osten ein. Mit neunzehn dachte ich, ich wüßte alles. Mein Professor war Syrier und ich denke, er war Muslim. Ich brachte ihm ein paar Dinge bei. Er hatte eine bemerkenswerte Geduld und Toleranz mit mir, wenn man seine offensichtliche anti-zionistische, anti-israelische Haltung bedenkt. Seine Kritik meiner Schriften war objektiv und milde, hauptsächlich bewertete er sie als zu einseitig. Ich fing an, der anderen Seite mehr Aufmerksamkeit zu widmen, und mir wurde bewusst, wie viel Propaganda ich aufgesogen und wie viel Information ich außer acht gelassen hatte. Ich habe keine sehr gute Note erreicht, aber ich habe viel gelernt. Professor Haddad war es gewesen, der mich dafür sensibilisiert hat, dass man gleichzeitig säkular und religiös sein kann.
Zur gleichen Zeit beteiligte ich mich immer mehr an den Bewegungen für zivile Rechte und gegen den Vietnamkrieg. Ich trat dem gewaltlosen Koordinierungskommittee (SNCC) und der Nationalen Vereinigung zur Förderung farbiger Menschen (NAACP) bei und nahm an Sit-ins teil. Ich war darüberhinaus ein Gründungsmitglied des mäßig radikalen Flügels der "Studenten für eine demokratische Gesellschaft" (SDS) unseres Campus. Ich habe meinen Abschluß in Verwaltung, belegte verschiedene Kurse in Verfassungsrecht und internationalen Beziehungen. Ich ging im August 1963 nach Washington, D.C., um am "Marsch auf Washington" teilzunehmen und stand etwa 60 Fuß von Dr. King entfernt, als er seine wundervolle Rede hielt.
Ich hatte mit 15 meinen Glauben verloren und mit 22 den Zionismus. Ich besaß noch immer mein ethnisches Erbe, auch wenn ich begann, mich mit dem "Stammesbewußtsein" vieler Juden unwohl zu fühlen. Ich fühlte mich wie ein normaler Amerikaner, der für amerikanische Dinge kämpft. Ich bereitete mich darauf vor, Lehrer für Sozialwissenschaften zu werden, doch der Markt war nicht gut. Nach zwei Jahren Stubstituieren und einem zeitweiligen Posten an meiner alten Highschool, trat ich den Friedenstruppen bei, aus Abenteuerlust und dem Idealismus, dass dies meine späteren Jobaussichten verbessert - und um zu vermeiden, einberufen und nach Vietnam geschickt zu werden. Ich wurde ausgewählt, um nach Uganda, Ostafrika, zu gehen.
Ich war überaus glücklich in diesem wunderschönen Land, wo der Nil aus Lake Victoria fließt, lehrte Studenten in einer Gesellschaft, in der Lehrer respektiert werden. Ich lernte neue Sprachen und Kulturen. Ich entwickelte einen Geschmack für afrikanische und indio-pakistanische Küche. Da es in dem kleinen Dorf nicht viel zu tun gab, fing ich an, zu indischen Filmen zu gehen. Ich mochte besonders Mohammed Rafi, den berühmten Playbacksänger, besonders seine qawalis; er erinnerte mich an die Gesänge meines Vaters. Ich genoß auch die islamische, omanische Ambiente, das ich an der Küste fand: Mombasa, Dar es-Salam, Zanzibar. Es war das erste Mal kein Hollywood (oder Bombay) Film, dass ich den Adhan (Gebetsruf im Islam) hörte. Selbst in den Filmen schickte er mir ein Kribbeln durch den ganzen Körper. Ich lernte zwei afrikanische Sprachen, Swahili und Luganda. Swahili war für mich sehr leicht; die Hälfte der Vokabeln stammt vom Arabischen, teilweise dem Hebräischen gleich. Aber Swahili ist eine Bantusprache und ich war fasziniert von den Ähnlichkeiten und Unterschieden zwischen Swahili und Luganda. Ich habe mich entschlossen: hier war meine letzte Chance das zu tun, was ich schon immer wollte - Linguistik - aber jetzt mit Bantu anstelle der semitischen Sprachen. Ich bewarb mich bei der Graduiertenschule.
Dr. Moustafa Mould, Ex-Jude, USA (Teil 3 von 5)
Beschreibung: Nach einer spirituellen Reise von fast 40 Jahren findet ein jüdischer Linguist aus Boston in Afrika den Islam. Teil 3.
- von Dr. Moustafa Mould
- Veröffentlicht am 08 May 2017
- Zuletzt verändert am 14 May 2017
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Ich kehrte durch den Mittleren Osten und Europa nach Hause zurück, aber ich stoppte kurz in Israel. Es war 1969. Ich war kein Zionist mehr, aber trotzdem war ich überrascht, wie enttäuscht ich war. Ich wußte, das kam zum Teil durch den Kulturschock, ich verließ eine kleine, ländliche afrikanische Stadt, Menschen und einen Job, den ich liebte; trotzdem war ich überrascht von der Brüderlichkeit und Arroganz der Israelis, die ich traf, - ähnlich dem amerikanischen Stereotyp der Franzosen. Aus einer archäologischen und historischen Perspektive war es eine gute Erfahrung, aber ich konnte nicht darüber hinweg kommen, wie weit ich mich von der Kultur und dem Volk entfernt fühlte, das vermutlich mein Volk war.
Ich lehnte es aus Prinzip ab, das Westjordanland zu besuchen - es war bevor sie begonnen haben, neue Siedlungen zu bauen - außer Ost- Jerusalem; ich konnte dem nicht widerstehen. Vor der Mauer von Salomos Tempel, dem Felsendom und Al-Aqsa zu stehen, rief intensive Gefühle bei mir vor, die ich nicht zu beschreiben vermochte. Heute kann ich sie beschreiben: ich verspürte ein Gefühl der Heiligkeit; es ist kein Wunder, dass der islamische Nam al-Quds ist. Aber es brachte mich ziemlich auf, die Diskriminierung und den zweite-Klasse-Status der Palästinenser, sogar der Bürger, aus erster Hand zu sehen. Ich war in einer amerikanischen Subkultur aufgewachsen, in der Juden immer im Vordergrund für Menschenrechte, Kämpfer für Arbeit und zivile Freiheiten gewesen sind. Für mich war das, was ich in Israel vorfand, nicht jüdisch.
Die nächsten zehn Jahre ‘69 – ‘79 verbrachte ich in Los Angeles. Ich hatte 1968 verpasst, eines der wichtigsten und turbulentesten Jahre der modernen amerikanischen Geschichte. Obwohl ich nicht sehr überrascht war, war ich von meiner Rückkehr in die USA sehr enttäuscht. Schwarze trennten sich nach Wahl von den Weißen; die SDS war ein Haufen schwärmender Maoisten geworden, die freie Sprache war zu schmutziger Sprache degradiert. Ich konnte nicht wieder politisch aktiv werden außer für eine gelegentliche Antikriegs- oder Anti-Nixon Demonstration. Ich war durch den Hedonismus der 70 er in Californien zu beiden hingezogen und abgestoßen. Ich war versucht, zu frönen und tat dies halbherzig, doch - dank Gott für meine Fitra und meine gute jüdische Erziehung - ging ich nicht zu weit; ich ließ größtenteils mein Haar und meinen Bart lang wachsen. Ich war von meinen Studien zu eingenommen, mein Doktorat zu erhalten, zu lehren, zu heiraten, dann die Scheidung und nach einem dezenten akademischen Posten zu suchen.
Zwei Dinge während dieser Dekade sind für diese Geschichte wichtig. Kurz, die Likudregierung in Israel, das Bauen von Siedlungen und die brutale Behandlung von Palästinensern, ganz von der Allianz mit Südafrika abgesehen, brachte mich auf und machte mich wütend, und machte aus mir von einem Nicht-Zionisten einen erklärten Anti-Zionisten. Noch schlimmer fand ich die Unterstützung durch die amerikanisch jüdische Gemeinschaft, von der ich erwartet hatte, sie würden sich Likud entgegen stellen, zumindest stillschweigend. Waren wir uns denn nicht vor wenigen Jahren einig gewesen, dass Begin und seinesgleichen Verrückte waren?!
Zahlreiche Siedler, die in den TV Nachrichten interviewed wurden, waren offensichtlich amerikanische Juden. Wie konnten sie dieses Land mit amerikanischen - und jüdischen Werten aufgebaut haben, die Menschenrechtsrevolution erlebt haben, und jetzt das tun, was sie dort taten? Es gab in Israel eine größere jüdische Opposition als in Amerika. Ich fühlte mich verraten, beschämt, angeekelt. Es gab natürlich - und gibt - andere Juden, die fühlten wie ich, hauptsächlich die Linken, doch nur wenige sprachen das aus. Bemerkenswert waren I.F. Stone, ein radikaler Journalist und einer meiner Helden und Noam Chomski, dessen politische Schriften über den Vietnamkrieg und Palästina genauso revolutionär waren wie seine Theorie der Linguistik.
1979, schließlich geschieden, unfähig, eine Amtsposition zu bekommen und Afrika vermissend, kehrte ich an Assistenzprofessor für Linguistik an die Universität von Nairobi zurück. Mein Vater war ein paar Monate bevor ich abreisen musste gestorben. Ich befreundete mich mit einigen Fakultätsmitgliedern, insbesondere mit meinem Abteilungsvorsitzenden und einem Geschichtsprofessor, beides Muslime aus Mombasa, und dem Arabischprofessor, meinem sudanischen Nachbarn. Ich saß oft beim Mittagessen in der Fakultät mit ihnen, und aus Respekt (und Schamgefühl, weil ich wußte, dass sie wußten, dass ich Jude bin) aß ich kein Schwein, wenn ich mit ihnen war. Schon bald hörte ich ganz auf, Schweinefleisch zu essen. Wir diskutierten häufig den Mittleren Osten, den Islsm und das Judentum, und es war angenehm überraschend für mich, zu sehen, dass sie gegen Israel sein konnten, ohne anti-jüdisch zu sein; sie waren übrrascht, dass ich Jude und gegen Israel sein konnte.
Ich hatte mehr Zeit, wie schon lange nicht mehr, also entschloss ich mich, meine immer länger werdende Leseliste aufzuholen. Ich las nochmals die Bibel: das Alte Testament, um einige Verwirrung um Chronologie der antiken Geschichten zu klären, ich las auch das Neue Testament, weil ich es nie gelesen hatte. Ich las auch noch einmal den Qur´an. Ich kannte damals nichts über die frühe islamische Geschichte, Sirah oder Hadith, aber ich schätzte es diesesmal mehr. Ich hatte wieder diese Reaktion; warum musste er so kritisch gegenüber Juden sein; doch mit meiner vor kurzem erfrischten Erinnerung fiel mir auf, dass die Thora selbst und der Rest des Alten Testaments gleichermaßen kritisch gegenüber Juden waren, wenn nicht sogar noch mehr als der Qur´an. Doch haben die Juden nicht letztendlich ihre Lektion gelernt und sind wahrhaftig Leute der Schrift geworden, als sie zum zweiten mal aus Israel und Jerusalem vertrieben wurden und als die Rabbis, Synagogen und Gebete die Priester, Tempel und Opfer ersetzten? Was war dann mit den Juden in Medina; sie waren deutlich verständig und sie klangen ganz anders als wir europäischen Juden, selbst als die Sephardi Juden zur Zeit der Khalifen; fehlte ihnen wie den äthiopischen und chinesischen Juden der Talmud? Ich frage mich das immer noch. Wie auch immer, diese Einsicht zeigte sich später als eine Barriere, die entfernt wurde.
Irgendein Weiser hatte einmal gesagt: wenn dein Glaube schwach ist, dann behaupte einfach, dass du ihn hast, und das wird ihn stärken. Afrikaner, ob Christ, Muslim oder Heide, sind spirituelle Menschen. Atheist zu sein, ist für sie unverständlich und lächerlich. Da ich dies wußte, sagte ich nie, ich bin Atheist, wenn ich - wie so oft - über meine Religion gefragt wurde. Ich antwortete natürlich, ich glaube an Gott, einen Gott, aber nicht an eine besondere Religion. Ich war fast sicher, oder zumindest, was ich glauben wollte, wenn ich konnte. Ich kann nicht sagen, dass ich einen plötzlichen Geistesblitz der Inspiration bekommen habe wie Paulus auf dem Weg nach Damaskus, oder eine Nah-Tod-Erfahrung (ich hatte zwei, aber ohne religiöse Auswirkungen). Es scheint mir, nur dadurch dass ich es sagte und behauptete, kam er nach und nach wieder zu mir zurück.
Ich war Deist geworden, wie ein anderer meiner Helden, Thomas Jefferson. Vielleicht würde ich der Unitarier Kirche beitreten, einer populären Gruppe, besonders in New England, die Jesus als Propheten akzeptiert und die viele sozial bewusste, zuvor jüdische und trinitarische Christen und liberale Intellektuelle umfasst.
Ein weiterer beitragender Faktor war mein Betritt zum Nairobi Symphony Orchestra/Chorus. Das war eine Amateurgruppe, aber sie waren außergewöhnlich gut. Ich war mit einigen Freunden zum Osterkonzert gegangen, um ihr Mozart Requiem zu hören - Musik für eine Beerdigungsmesse. Diese Musik, sehr religiös, war herrlich, erhaben, ehrfurchterregend und inspirierend. Es war nicht nur die Schönheit der Musik, wenn es auch der Hauptteil war, sondern die Botschaft - Gott zu lobpreisen, vom Tod sprechen, der Wiedererweckung, dem Letzten Gericht und dem Ewigen Leben - das rührte mich zu Tränen. Am nächsten Tag ging ich und schrieb mich ein, um im Chor zu singen.
Die folgenden drei Jahre sang ich andere Meisterwerke: Messen, Requien, Oratorien - Beethoven, Brahms, Bach, Verdi. Das sind alles Christen und einige davon hielten Jesus für göttlich, doch diese Worte hatten auf mich keinen Einfluß; ich half nur dabei, wunderbare Musik zu machen. Doch die Teile, die von Gott sprachen, berührten mich zutiefst und halfen mir, nach und nach meinen Glauben an Ihn wiederzuerlangen. Natürlich würde ich heute nicht mehr solche Dinge singen, wie: "ich weiß, dass mein Erlöser lebt."
Dr. Moustafa Mould, Ex-Jude, USA (Teil 4 von 5)
Beschreibung: Nach einer spirituellen Reise von 40 Jahren findet ein jüdischer Linguist aus Boston den Islam in Afrika. Teil 3.
- von Dr. Moustafa Mould
- Veröffentlicht am 15 May 2017
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Dann verliebte ich mich! Sie war Somali, intelligent, geistreich, charmant und eine junge Witwe mit zwei hübschen kleinen Söhnen. Ihr Englisch war sehr limitiert und mein Somalisch existierte nicht, aber wir konnten ziemlich leicht auf Swahili kommunizieren. Wir sprachen über Ehe, aber wir hatten ein paar praktische Probleme.
Ich wußte, ich konnte nicht länger an der Universität von Nairobi bleiben, sie versuchten, sie so schnell wie möglich zu afrikanisieren und für sie war ich nur ein weiterer weißer Fremder. Bevor ich älter wurde, brauchte ich einen neuen Job vielleicht eine neue Karriere, möglicherweise mit dem Außenministerium oder einer gemeinnützigen Vereinigung. Aus ihrer Sicht war das Hindernis einfach, dass ich kein Muslim war. Ich hatte fälschlicher Weise angenommen, jeder Muslim könnte jemanden von den Leuten der Schrift heiraten, sie belehrte mich schnell eines besseren: Männer ja, Frauen nein!
Sie erzählte mir vom Islam, und ich hatte einiges von meinen Kollegen und anderen erfahren. Ich glaubte bereits an den Einen Gott, den Schöpfer des Universums und alles, das darin ist. Ich glaubte bereits an die islamischen Konzepte des Tauhid und Schirk und ich kannte den Irrtum, an so etwas wie Astrologie oder Palmen zu glauben. Ich hatte lange geglaubt, dass Jesus einer der Propheten gewesen ist und ich glaubte, dass Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, ein Prophet und Gesandter gewesen ist, und es war mir lange Zeit nicht wichtig, dass er kein jüdischer Prophet gewesen war.
Ich hörte damit auf, Schweinefleisch zu essen; ich spielte nicht, ich trank selten irgendetwas außer einem Glas Wein bei einem gelegentlichen Abendessen. Ich fühlte mich seit meinen Tagen bei den Friedenstruppen bereits wohler mit den afrikanischen und islamischen Begriffen von Bescheidenheit, Kindererziehung usw. als mit der "sexuellen Revolution" und dem Egoismus und dem Phänomen der zerfallenen Familien, die in den 70ern und 80ern in Amerika anwuchsen. Da schien nicht viel zu sein, das mich davon abhielt, Muslim zu werden. Ich war so nah, wo war 1983 das Problem?
Tatsächlich waren es zwei. Erstens war es eine Sache meiner Identität und meines Erbes. Ich stelle mir vor, dass es für einen Christen nicht so traumatisch ist, von einer Religion zur anderen zu wechseln. Wenn ein deutscher Katholik Protestant geworden ist, oder sogar Jude oder Muslim, bleibt er Deutscher. Ich fühlte mich sicherlich zuerst als Amerikaner und dann als Jude - ich könnte mir nie vorstellen, Russe zu sein. Aber in Amerika, der Nation der Einwanderer, messen sogar die Angepasstesten den nationalen oder ethnischen Ursprüngen ihrer Familien einige Wichtigkeit zu. Auch wenn ich kein Verlangen danach hatte, mit Juden als Juden oder als Gesellschaft zu tun zu haben, zögerte ich bei dem Gedanken, diese Identität zu verlieren.
Das zweite Hindernis war meine Familie. Auch wenn sie nicht orthodox waren, waren die meisten streng traditionell, alle pro-israelisch, einige waren begeisterte Zionisten; viele betrachteten Araber als Feinde, und ich erwartete, sie würden auch Muslime als Feinde ansehen. Ich fürchtete, sie würden mich für verrückt oder sogar verräterisch erklären und mich enterben. Das schlimmste von allem, weil ich sie immer noch liebte, sie würden verletzt sein.
Das erste zuerst: Ich habe dieses Problem in der Luft gelassen und als mein Vertrag ablief, erneuerte ich ihn nicht, sondern ging in die Staaten zurück, in der Hoffnung, einen neuen Job zu finden, vorzugsweise in Ostafrika. Es war furchtbar hart. Ich hatte kein Zuhause, kein Einkommen, nicht einmal einen Anzug. Ich investierte in einen Wollanzug, drei Krawatten und einen Wintermantel - es war mein erster Winter seit zwanzig Jahren - bekam Bücher, wie man einen Lebenslauf und einen SF171schreibt, und blieb mit einem Freund in Washington, probierte alle Regierungsstellen, Beratungsfirmen und PVOs, die irgendetwas mit Afrika zu tun hatten, bis mein Geld zu Ende ging. Ich mußte nach Boston zurück kehren und bei meiner Schwester bleiben, wo ich Essen und ein Dach über dem Kopf hatte, aber ich war weit von dem Ort entfernt, wo es die Jobs geben könnte. Darüber hinaus erlebte ich einen Kulturschock. Da war ich also: gebrochen, im Winter, im Kulturschock mitten in der Midlifecrisis, verliebt - und nahm Antidepressiva.
Jetzt kann ich darüber lachen, aber der Schmerz und die Angst damals waren unerträglich. Zum ersten mal in meinem Erwachsenenleben fing ich an zu beten. Ich betete häufig und lange. Ich schwor, wenn ich nach Afrika zurück und meine Geliebte heiraten könnte, würde ich Allah meine Ergebenheit erklären und Muslim werden.
Ich bekam einen wirklich schrecklichen Teilzeitjob in einem Warenhaus, der wenigstens für die Nahrungsmittel, die Buspreise und die chemische Reinigung reichte, dann einen besseren, aber peinlichen im Empfang des Beratungsoffice eines örtlichen Colleges. Ich konnte deutlich sehen, dass die vier Yuppie-Psychologen mich für einen 42jährigen Verlierer hielten, und ich stimmte ihnen zu. Aus Scham erzählte ich ihnen nichts von mir, aber wenn das Telefon nicht mit panischen Studenten wegen ihrer Mittelklausuren klingelte, las ich Stellenanzeigen und tippte Bewerbungen. Ich fand eine Regierungsbehörde, die ESL Lehrer für Ägypten suchte - nah genug- da bewarb ich mich sofort. Eine Woche später lud mich eine andere Behörde nach D.C. zum Vorstellungsgespräch ein, bei der ich mich vor sechs Monaten beworben hatte.
Als ich in Washington angekommen war, rief ich wegen der ESL Jobs an, um zu sehen, ob ich ein Vorstellungsgespräch bekommen könnte, doch die Stellen waren alle schon vergeben! Trotzdem bat ich sie um ein Gespräch, falls sich später etwas ergeben würde. Ich bekam ein Vorstellungsgespräch und dort wurde mir gesagt: "Übrigens wird bald eine Stelle frei, aber in Somalia."
"Somalia!" Ich schrie fast, "Das ist wundervoll!"
"Ist es das?" fragte sie ungläubig.
"Sicher, ich würde liebend gern dahin gehen. Ich kenne bereits die Kultur und die Religion." Ich sprach laut, aber ich dachte daran, dass es nur eine Stunde von Mogadishu nach Nairobi dauert und wie ich meine zukünftigen Schwiegereltern treffen würde. Ich erzählte ihr von meinen Referenzen, die sie alle persönlich kannte. Sie würde sie anrufen und was mich betraf, wenn ich die Stelle wollte, konnte ich sie wahrscheinlich haben.
Ich beendete mein Vorstellungsgespräch bei der anderen Behörde. Sie zeigten mir sogar die Zelle in dem fensterlosen Büro, in dem ich wahrscheinlich arbeiten würde und ich kehrte erleichtert nach Boston zurück. Ich hatte sogar die Wahl, gepriesen sei Gott. Aber was war das für eine Auswahl: ein Vertrag, der immer für ein Jahr verlängert würde, an einem heißen, staubigen Posten - aber in Afrika - in der Nähe des indischen Ozeans, oder eine Karrierestelle mit Pension in einem fensterlosen Büro im nördlichen Virginia.
Zwei Wochen darauf rief sie mich an, um mir die Stelle als Direktor des Englischprogramms in Mogadishu anzubieten und sagte, ich hätte 48 Stunden Zeit, darüber nachzudenken. Jeder sagte, es wäre ein Klacks; ich sollte die Karrierestelle mit Persion in Washington nehmen, sonst würde ich mich in einem oder zwei Jahren an derselben Stelle wieder befinden. Ich argumentierte, dass ich ein Afrikanist sei, die Erfahrung würde mir helfen und ich würde gute Kontakte schließen. Ich nahm die Stelle an und begann, mich vorzubereiten. Ein paar Wochen später schickte mir die andere Behörde ein kurzes Schreiben, ohne Erklärung, um mich darüber zu informieren, dass ich die fensterlose Stelle nicht bekommen werde.
Alhamdulillah, ich hätte so leicht mit Nichts enden können, doch Allah hat mich zu der richtigen Entscheidung geleitet. Ich war angestellt und würde wahrscheinlich heiraten. Ich gab am College meine Kündigung ab, und am letzten Tag schrieb ich einen Brief an die Psychologen, um sie darüber zu informieren, dass ich eine Stelle als Projektleiter an der Botschaft der US in Somalia übernehmen werde, unterzeichnet M. Mould, Ph.D.
Natürlich musste ich auf meinem Weg nach Mogadishu ein paar Tage in Nairobi bleiben, wo eine tränenreiche Wiedervereinigung mit der somalischen Schwester stattfand. Ich versuchte, Zukunftspläne zu machen, aber das Problem bestand darin, dass ich als Bachelor eingestellt worden war, was bedeutete, ohne Familienvergütung oder Unterkunft. Abgesehen davon hatte ich keine Vorstellung davon, wie Somalia oder meine Arbeit aussehen würde, oder wie lange ich dort sein werde. Ich dachte, ich könnte sie oft besuchen und außerdem gab es das Telefon. Und sie könnte auch kommen und ihre Familie besuchen, die sie seit ihrer Kindheit nicht gesehen hatte.
Der Job war interessant, ein bißchen lehren, aber größtenteils Administration und Management, und ich hatte mit den Botschaftsbeamten zu tun. Die meisten meiner Studenten waren hochrangige Regierungsbeamte und einige von ihnen wurden zu guten Freunden. Außerhalb der Arbeit war das eine ganz andere Geschichte. Die Kultur und Atmosphäre im ländlichen Somalia war mehr mittelöstlich als afrikanisch. Während meiner sieben Jahre in Uganda und Kenia kannte ich die Sprache und die Menschen waren offen und freundlich und ich hatte nie Schwierigkeiten, mich anzupassen oder zurechtzukommen; ich hatte mich immer vollkommen zuhause gefühlt. Mogadishu versetzte mir einen Kulturschock. Ich kannte die Sprache nicht, keiner konnte Swahiliund ausgebildete Somalier kannten italienisch und kein englisch. Alle Schilder waren auf somalisch. Das schlimmste war die Kommunikation. Die Telefone im Haus waren überfüllt, in der Post war es glühend heiß. Der einzige Dienst, der effizient war, war der Telegraph. Briefzustellung war völlig unzuverlässig, außer für diplomatische Postsäcke. Es war zeitweilig unmöglich, Kontakt nach Nairobi aufzunehmen.
Versteh mich nicht falsch. Ich war ziemlich glücklich, genoß die Sehenswürdigkeiten und Gerüche, das italienische und somalische Essen, die Aussicht auf das Meer, das in Gehweite von meinem Haus und meinem Büro lag, ein wenig neue Kultur entdecken. Ich lebte in der Innenstadt in einem der älteren Stadtteile hinter der italienischen Botschaft und ich wurde jeden Morgen von einem wunderschönen Adhan vom Lautsprecher der nahen Moschee geweckt. Wir arbeiteten nach einem muslimischen Zeitplan: Sonntag bis Donnerstag 7-15h. Freitags ging ich herum und befand mich oft im Außenbereich einer kleinen Moschee hinter der amerikanischen Botschaft, und während Myrrhe und Weihrauch von den Türen in die Gassen strömte, hielt ich an und lauschte den Klängen des Jumu’ah.
Dr. Moustafa Mould, Ex-Jude, USA (Teil 5 von 5)
Beschreibung: Nach einer spirituellen Reise von fast 40 Jahren findet ein britischer Linguist den Islam in Afrika. Teil 5.
- von Dr. Moustafa Mould
- Veröffentlicht am 15 May 2017
- Zuletzt verändert am 15 May 2017
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Das erste, das mir auffiel, war das Gemurmel vieler Männerstimmen, die vom Qur´an lasen, während sie auf den Imam (Gebetsführer) warteten, damit er die Khutba hielt. Ich fühlte mich sofort in meine alte Synagoge zurück versetzt und das identische Gemurmel alter Männer, die vor dem Beginn des Morgengebets aus den Psalmen (Zabur) lasen. Es vermittelte mir ein Gefühl von Nostalgie. Etwas später, als ich einen anderen Weg zurück nahm, hörte ich, wie der Imam eine Sure rezitierte. Es klang so ähnlich wie die Lesungen der Thora, die ich Samstagmorgens immer genossen hatte, wieder trostspendend und nostalgisch. Nicht dass ich das Verlangen hatte, zu irgendeiner Synagoge zurück zu gehen, sondern der Islam vermittelte mir ein angenehmes und vertrautes Gefühl.
Ich bin Linguist und war Spezialist in Feldstudien. Ich fand ein Buch über das Erlernen der somalischen Sprache und ich stellte eigens einen Tutor ein, der eher ein guter Freund als ein Lehrer war. Ich lernte rasch die Begrüßungen, gewöhnliche Nomen und Verben, Verwandschaftsbegriffe, Zahlen und Erzählzeit. Einige der Vokabeln sind vom Arabischen entlehnt, genau wie Swahili und Hebräisch. Somali ist sehr entfernt mit den semitischen Sprachen verwandt. Die Grammatik war etwas anderes, ziemlich schwer herauszufinden, und als ich bei der Arbeit beschäftigter und müder wurde, wurden unsere Lektionen mehr zu Konversationen über Kultur, Politik und Religion. Er besaß genügend Wissen, um zwischen Islam und einigen der vorherrschenden Aspekte der einheimischen, vorislamischen Kultur und Übertreibungen zu unterscheiden, die mich störten.
Vor langer Zeit hatte er mir angeboten, einen Schaikh mit zu mir nach Hause zu bringen, damit ich die Schahada ausspreche. Trotz allem zögerte ich noch, dachte an meine Familie. Doch sie waren zehn Tausend Meilen entfernt. Und ich lebte bequem in einer muslimischen Gemeinschaft. Ich hatte gute Frende und Kollegen, und es war mir klar, dass dies größtemteils durch den Islam so war. Ich bat ihn, den Schaih zu bringen, und das tat er. Er befragte mich über meinen Glauben und ich erzählte ihm, dass ich Jude gewesen war, kein Christ (keine Probleme mit der Trinität) und dass ich vor langer Zeit aufgegeben habe, Schwein zu essen, Alkohol zu trinken, zu spielen und Zina zu machen, danach als er überzeugt war, dass ich verstand, was ich sagten und die fünf Säulen kannte, sprach ich die Shahada aus. Meine Verlobte hatte mir den Namen Mustafa vorgeschlagen, den ich sehr mochte.
Nach dem langen Zögern und Zaudern fühlte ich eine enorme Erleichterung, und einen wiederhergestelltes Zugehörigkeitsgefühl, das mir vorher mehr gefehlt hatte als mir bewusst gewesen ist. Alle meine somalischen Freunde waren erfreut und sehr unterstützend. sie begannen, mich Seedi (‘Schwager’) zu nennen. Sobald ich weg konnte, kaufte ich Goldschmuck und flog nach Nairobi. Um zu heiraten, musste ich zum Hauptqadi gehen und nochmals die Schahadah vor einigen Zeugen aussprechen, um eine Bescheinigung für meine Konvertierung zu erhalten, so etwas gab es in Somalia nicht.
Wir gingen zum Qadi und machten unsere Nikah. En paar Tage später hatte ich meinen Rückflug nach Mogadishu, um wieder zu arbeiten. Weniger als ein Jahr später, mit 43, wurde ich Vater eines wundervollen muslimischen Jungen, ich war überglücklich und von Gott gesegnet. Ich flog nach Nairobi, und nach einer kurzen Diskussion einigten wir uns auf den Namensvorschlag meiner Frau. Jetzt hatte ich sogar eine Kunya (Spitznamen); Ich war Abu Khalid, und er wurde nach dem großartigen Gefährten Khalid Ibn Al-Walid, möge Allah zufrieden mit ihm sein, benannt.
Du wunderst dich vielleicht, ob ich meiner Familie etwas von meiner Konvertierung erzählt habe und die Antwort ist: für einige Zeit nicht. Natürlich hatte ich meiner Familie von meiner Hochzeit erzählt und sie waren weder erstaunt noch erzürnt.
Ich war ein Mann mittleren Alters und sollte wissen, was ich mache und sie freuten sich hauptsächlich für mein Glück. Als Khalid geboren wurde, waren sie positiv überrascht, und wollten ihn und seine Mutter gern kennenlernen. Als Khalid etwas über ein Jahr alt war, ging ich in meinen Ferien nach Boston und brachte meine Frau und meinen Sohn mit. Die beiden Jungen, Ali und Yusuf, waren in einem muslimischen Internat im Nordosten von Kenia.
Der Empfang war so warm und liebevoll, wie man es sich wünschen kann und wir hatten einen großartigen Besuch. Keine Frage, ein Baby, besonders ein Enkelsohn, hat eine äußerst heilsame und positive Wirkung auf Menschen. Meine Frau hatte kleine Geschenke für meine Mutter, Schwester und Tanten mitgebracht, und sie alle hatten auch für sie kleine Geschenke. Vermutlich nahmen sie alle an, dass eine Muslima einen Juden oder Christen heiraten kann, so wie ich es zuvor auch angenommen hatte. Sie wussten, dass meine Frau und unsere Söhne Muslime waren, dass Khalid als Muslim erzogen wurde, und sie hatten damit kein Problem Sie wussten, dass ich seit dreißig Jahren kein praktizierender Muslim mehr gewesen bin und ich hatte bereits zuvor eine Nicht-Jüdin geheiratet. Ich hatte beschlossen, wenn sie mich fragen, würde ich nicht lügen und wenn nicht, würde ich auf eine geeignete Gelegenheit warten, es ihnen zu sagen - ein andres Mal. Vor ein paar Jahren fragten sie mich schließlich, und ich sagte es ihnen. Ich kann nicht sagen, dass sie erfreut waren, aber sie waren auch nicht überrascht, ärgerlich oder kalt zu mir, wir haben immer noch warme, liebevolle Beziehungen.
Ein weiteres Jahr verging, ein weiterer Vertrag lief aus und ich verlor meinen Job. Wie der neue Pharao, der "Josef nicht kannte", kam ein neuer Direktor, der in Englischprogrammen keinen Sinn erkannte, und beschloss, sie zu beenden. Ich hatte es irgendwie kommen gesehen und habe mich für einen ähnlichen Job im Jemen beworben, daher habe ich nicht hart darum gekämpft, doch aus dem Jom in San’a wurde nichts und ich war zurück auf der Straße, wie es meine Familie vorausgesehen hatte - nun, nicht ganz.
1988 ließ ich meine Familie in Nairobi und kehrte allein und arbeitslos in die Staaten zurück. Es war wieder hart (auch wieder Winter) doch diesesmal hatte ich ein paar Ersparnisse, neue Fähigkeiten und einen stärkeren Lebenslauf, ich wußte besser, wie man einen Job bekommt, ich kannte meinen Weg über Washington und hatte ein paar Kontakte. Ich besaß immer noch den Anzug, und das beste war, ich hatte Glauben anstatt der Antidepressiva. Ich bekam rasch ein paar Teilzeitstellen als Lehrer und einen Job in einem Bekleidungsgeschäft für Männer. Die Jobs als Lehrer endeten und so verkaufte ich drei Jahre lang in Vollzeit Anzüge, immer nach einem besseren Job Ausschau haltend, doch schließlich gelang es mir - es dauerte zwei Jahre - meine Familie mit herüber zu bringen und wir taten unser Bestes, vertrauten auf Gott.
Dann vor vier Jahren berichtete uns ein muslimischer Nachbar von einem neuen islamischen Institut, das vor kurzem geöffnet hatte und einen Englischlehrer suchte. Ich rief sofort an, machte einen Termin aus und traf den Direktor. Gott sei dank wurde ich eingestellt, um einige Angestellte zu unterrichten und um editionale Arbeiten zu verrichten. Ironischer Weise bin ich jetzt in einer Kabine in einem fensterlosen Büro in Nord Virginia, aber was für ein Unterschied! Ich bin in einem islamischen Umfeld, umringt und inspiriert von guten muslimischen Brüdern, von denen viele großartige Gelehrte sind und alle von ihnen liebe und respektiere ich sehr, lerne täglich von ihnen. Und was ist meine Arbeit? Bücher über den Islam zu lesen, Manuskripte über den Islam zu bearbeiten und über das, was ich lese, zu schreiben. Im wesentlichen werde ich dafür bezahlt, Qur´an, Hadith, Aqidah, Fiqh, Sirah,Islamische Geschichte und arabisch zu lesen. Ich danke und lobpreise Allah jeden Tag dafür, dass Er mich zum Islam geführt hatund mich mit all diesen Segnungen überschüttet hat. Alhamdulillah Rabbil-alamin.
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