Einfluss der Regierung und das Recht (teil 2 von 2)
Beschreibung: Wie der Islam den Regierungsbeamten verbietet, in Entscheidungen des Gerichts einzuschreiten. Teil 2: Praktische Beispiele aus der Geschichte.
- von Das Team von Dr. Abdurrahman al-Muala (übersetzt von islamtoday.com)
- Veröffentlicht am 18 Oct 2010
- Zuletzt verändert am 18 Oct 2010
- Gedruckt: 268
- Gesehen: 12,476 (Tagesmittelwerte: 2)
- Bewertet von: 80
- Emailed: 0
- Kommentiert am: 0
Aus diesem Grund arbeiteten die rechtgeleiteten Khalifen und die Führer des islamischen Staates hart daran, dem Gericht jede mögliche Würde und Ehre zu gewähren, und sie waren bestrebt, es in jeder Hinsicht vor Beeinflussung von außen zu beschützen. Dies taten sie, um die Ehrlichkeit und Gerechtigkeit zu sichern. Daher versuchten sie auch nicht, die Urteile des Gerichts zu ihren Gunsten zu drehen oder diejenigen, die sie mochten, zu begünstigen.
Die selbst hielten sich an die Entscheidungen des Gerichts, respektierten sie und führten sie aus. Sie akzeptierten die Richtsprüche, auch wenn sie sich gegen sie selbst richteten, führten sie diese pflichtbewusst durch. Die Geschichtsbücher sind voll von Erzählungen wo die rechtgeleiteten Khalifen und spätere muslimische Herrscher in Prozesse mit anderen verwickelt waren und die Richter, die sie selbst ernannt hatten, gegen sie entschieden. In manchen Fällen wußte der Khalif selbst, wie der ehrliche Ausgang sein würde, aber gestattete, dass der Fall vor Gericht ging, um ein Beispiel für das Verhalten der Leute nach ihnen zu geben. Sie taten dies auch, um die Stärke der eigesetzten Richter angesichts einer derartigen Situation zu prüfen, wenn ihr Gegner möglicherweise ein Jude oder ein anderer Nicht-Muslim war.
Die Richter selbst waren um diese Dinge nicht weniger besorgt als es die Gouverneure waren. Der Richter in seinem Gerichtssaal war eine imposante und hochrespektierte Person. Er würde aufgrund einer Kritik nicht von der Wahrheit abweichen. Er würde den Prinzen und den Armen gleich behandeln. Die Geschichtsbücher geben uns dafür einige Beispiele.
Al-Ashath b. Qays trat bei dem Richter Schurayh ein, während er in seinem Gerichtssaal war. Schurayh begrüßte ihn und bat ihn, neben sich Platz zu nehmen. Da kam eine Person mit einem Fall gegen al-Ashath. Schurayh sagte da: “Stehe auf und nimm den Platz des Verteidigers ein und sprich für den anderen.“
Al-Ashath sagte: “Im Gegenteil, ich werde von hier mit ihm sprechen.”
Schurayh sagte darauf: “Wirst du von selbst aufstehen oder soll ich jemanden holen, der dich aufstehen läßt?“ Da stand er auf und nahm wie angeordnet den Platz ein.”
Abu Yusuf – einer der außergewöhnlichsten Richter in der Geschichte – war mit einem Fall beschäftigt, wo ein Mann behauptete, dass er einen Garten besäße, der im Besitz des Khalifen war. Abu Yusuf ließ den Khalif vor Gericht erscheinen und befahl dann dem Kläger, seinen Beweis vorzubringen. Der Kläger sagte: “Der Khalif hat mich widerrechtlich enteignet, aber ich habe keinen Beweis dafür, so lass den Khalif einen feierlichen Eid schwören.”
Der Khalif sagte darauf: „Der Garten gehört mir. Al-Mahdi kaufte ihn für mich, aber ich finde keinen Vertrag dafür.”
Abu Yusuf bat den Khalif dreimal unter Eid zu bezeugen, aber der Khalif tat es nicht. Da entschied Abu Yusuf zugunsten des Klägers.
Der Khalif Abu Jafar al-Mansuur, schrieb einst an Siwar b. Abdullah, den derzeitigen Richter in Basra: “Sieh dir das Land an, um das der-und-der General und der-und-der Händler streiten und gib dem General das Land.”
Siwar schrieb zurück: “Der Beweis wurde mir vorgelegt und das Land gehörte dem Händler. Ich werde es ihm nicht ohne Beweis wegnehmen.”
Al- Mansuur schrieb zurück: “Bei Gott, neben Dem es keine andere Gottheit gibt, du wirst es dem Händler nicht unrechtmäßig wegnehmen.” Als der Brief des Richters ihn erreicht hatte, hatte er gesagt: “Ich habe ihn, bei Gott, mit Gerechtigkeit gefüllt und meine Richter haben angefangen, mich mit der Wahrheit zurückzuweisen.”
Der Islam hat bei dem Verbot, dass die politischen Führer nicht in die Entscheidungen des Richters eingreifen dürfen, nicht halt gemacht. Er ging noch weiter, indem er weitere Garantien zusicherte, damit das Gericht stark und unabhängig blieb.
Da der Richter eine so besondere Stellung in der Gesellschaft inne hat – als derjenige, der zwischen anderen in ihren Streiten eine Entscheidung trift – ist es für ihn notwendig, dass er den Respekt und das Vertrauen der Leute genießt, so dass sie seine Urteile zufrieden als gerecht annehmen. Ein Richter wird nicht in der Lage sein, dieses gesellschaftliche Ansehen zu erreichen, außer durch einige Beweise seines Charakters.
Er liefert diese Beweise durch gutes Benehmen, das frei von Exzentrität und durch sein unnachgiebiges Festhalten an der Gerechtigkeit, wenn sie ein Urteil fällen. Die Juristen betonen diesen Punkt und diskutieren die Verhaltensweisen und die Taten, von denen sich ein Richter fernhalten sollte. Ohne Zweifel sind die Dinge, die sie erwähnen nicht vollständig, sondern eher beispielhaft gedacht.
Fügen Sie einen Kommentar hinzu