Das Rechtssystem des Islam (teil 1 von 2): Einleitung
Beschreibung: Der Vorgang, den der Islam in bezug auf das Erreichen von Gerechtigkeit in der Gesellschaft festgelegt hat. Teil 1: Einleitung und die islamische Annäherung an das Rechtswesen.
- von Das Herausgeberteam von Dr. Abdurrahman al-Muala (übersetzt von islamtoday.com)
- Veröffentlicht am 30 May 2011
- Zuletzt verändert am 31 Aug 2014
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Der Mensch ist von Natur aus ein geselliges Wesen. Er kann nicht andauernd auf sich allein gestellt leben, völlig unabhängig von anderen. Menschen sind von einander abhängig. Dem entsprechend kommt es zwischen ihnen zu Reibungen, wenn ihre persönlichen Interessen in Konflikt geraten oder wenn das, was sie als ihre individuellen Rechte ansehen, die der anderen beeinträchtigen. Konflikte unter ihnen sind unvermeidlich. In manchen Fällen wird eine Konfliktpartei stärker und aggressiver sein, während die andere schwach ist, unfähig ihre Rechte zu verteidigen.
Aus diesem Grund ist es notwendig, dass es einen Weg gibt, die Menschen davor zu bewahren, einander zu unterdrücken, um sicherzustellen, dass die schwächeren Mitglieder der Gesellschaft ihre Rechte erhalten und um festzulegen, was richtig und was falsch ist, wenn die Themen kompliziert oder unsicher werden. Dies kann nur durch einen Richter geschehen, der die Macht hat, rechtliche Erlasse in Streitfragen zu geben.
Aus diesem Grund sehen wir, dass die Existenz eines Richters im islamischen Recht und auch in den Gesetzen aller anderen offenbarten Religionen vorgesehen ist, sowohl als religiöse Verpflichtung als auch als Notwendigkeit des menschlichen Lebens. Gott sagt:
“Wahrlich, Wir schickten Unsere Gesandten mit klaren Beweisen und sandten mit ihnen das Buch und die Waagewerte herab, auf daß die Menschen Gerechtigkeit üben mögen.” (Quran 57:25)
Der Islam – die Religion, die Gott für die Menschheit seit der Zeit, als Er den Propheten Muhammad gesandt hat, bis zum Tag des Gerichts will – zeigt große Sorge um das Rechtssystem und um diejenigen, die dazu benannt werden, seine Verantwortung auszuführen. Der Islam schreibt dafür viele gesetzliche Regelungen vor. Wie könnte es auch sonst sein, wo doch der Islam eine Religion der Gnade, Gleichheit und Gerechtigkeit ist? Es ist die Religion, die kommt, um die Menschen von der Anbetung der Schöpfung zu befreien und sie zur Anbetung Gottes zu bewegen. Es ist die Religion, die kommt, um die Unterdrückung und Ungleichbehandlung der Menschen zu beseitigen und ihnen den höchsten Grad an Gerechtigkeit und Freiheit zu bringen.
Der Gesandte Gottes war der größte Richter. Er pflegte in der Stadt Medina, dem ersten islamischen Staat, als Richter zu urteilen. Er pflegte Menschen als Richter für andere Städte zu benennen. Unter diesen waren `Utâb b. Asyad, der nach Mekka geschickt wurde, Ali b. Abu Talib und Muadh b. Jabal, die beiden in den Jemen geschickt wurden.
In der Zeit der rechtgeleiteten Khalifen blieb das Staatsoberhaupt derjenige, der die Richter benannte, ihre Angelegenheiten regelte, ihre Unabhängigkeit schützte und die Gouverneure und die politischen Benannten - und sogar die Khalifen – waren an die Erlasse der Richter gebunden. Umar b. al-Khattaab, der zweite Khalif, war der erste Mensch, der den Richter zu einer vom Khalif und den Gouverneuren unabhängigen Einheit machte.
Auf diese Weise entfaltete sich das Rechtssystem durch die frühe islamische Ära hindurch, während der Umayyiden Ära und auch der Abbasiden Ära. Das Amt des obersten Gerichts wurde zu dieser Zeit ins Leben gerufen. Das oberste Gericht war für das Einsetzen und Absetzen von Richtern verantwortlich. Es war dafür verantwortlich, ihr Verhalten und ihre Ausübung zu überwachen. Die erste Person die diesen Posten bekam, war Abu Yusuf, der Schüler des großen Juristen Abu Haniefah (möge Gott ihnen beiden gnädig sein). Danach wurde dieses Amt in den muslimischen Ländern weit verbreitet. Es existierte weiter bis zum Fall des Ottomanischen Reiches.
Die Namen vieler gerechter Richter wurden in der islamischen Geschichte bewahrt. Ihre Namen stehen für Gerechtigkeit und Integrität. Viele Seiten in den Geschichtsbüchern widmen sich den Leben und Karrieren berühmter Richter wie Iyâs b. Muawiyah, Shurayh b. Abdallah, al-`Izz b. `Abd al-Salam und anderer, die die Lehren des Islam auf die bestmögliche Weise angewandt haben. Sie gaben uns ein lebendiges Beispiel dafür, wie sich ein muslimischer Richter verhalten sollte.
Wir sollten erwähnen, da wir das islamische Rechtssystem besprechen, dass der Islam breite Richtlinien und Grundprinzipien bezüglich der Angelegenheiten des Lebens aufstellt und sich selten mit den besonderen Einzelheiten des Lebens befasst. Dies ist so, damit diese Richtlinien für alle Zeiten und Orte relevant bleiben können. Eine dieser Richtlinien ist, dass das die Gerechtigkeit unter den Menschen eine Verpflichtung ist, die ausgeübt werden muss. Was die Art und Weise betrifft, wie dies erreicht wird, wird dies in den heiligen Texten nicht weiter ausgeführt. Es wurde den Menschen einer jeden Generation überlassen, den geeignetesten Weg für ihre einzigartigen Lebensumstände herauszufinden. Die einzige Bedingung ist, welche Methode auch immer ausgewählt wird, sie darf dem islamischen Gesetz nicht widersprechen.
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