Philosophische Reflektionen (teil 2 von 5)
Beschreibung: Diese Reihe von Artikeln liefert ein konzeptionelles Rahmenwerk, um die “großen Fragen” bezüglich unserer Existenz zu beantworten. Teil 2 bringt uns dazu, darüber nachzudenken, was tatsächlich Erfolg ist, und ob unsere Existenz einen Sinn hat.
- von Hamza Andreas Tzortzis
- Veröffentlicht am 13 Jul 2015
- Zuletzt verändert am 13 Jul 2015
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Erfolg
…die sollen
erfolgreich sein." (Quran 7:157)
"Wahrlich, das ist der gewaltige
Gewinn!" (Quran 37:60)
Eine der besten Definitionen, die ich für Erfolg gefunden habe, ist: "das Fertigbringen dessen, was man sich vorgenommen hat." Zum Beispiel: wenn ich beabsichtige, fahren zu lernen und meine Fahrprüfung bestehe, dann wäre das ein Erfolg. Als menschliche Wesen beabsichtigen wir immer, Dinge zu erreichen; eine Beförderung zu bekommen; unser eigener Boss zu sein; ein guter Vater und Ehemann zu sein; um die Welt zu reisen oder ein Buch zu schreiben. Wenn wir unsere Ziele und Zielsetzungen erreichen, dann kann behauptet werden, dass wir erfolgreich sind. Aber ist diese Sicht von Erfolg bedeutungsvoll? Ich würde sagen, sie ist es nicht.
Wenn wir unser Leben leben, um die Dinge zu vervollständigen, die wir beabsichtigen zu erreichen, ohne auch nur den Sinn und Zweck unserer eigenen Existenz zu hinterfragen, werden wir keine ultimative Bedeutung für unsere eigenen Leben finden. Daher ist unsere Sicht von Erfolg fast unbegründet und frei von realem Wert. Wenn jede Person ihr Leben vervollständigt, indem sie beabsichtigt, alle die Dinge zu erreichen, die wir erwähnt haben, und er oder sie hat nicht einmal den Sinn und Zweck seines oder ihres Lebens erfüllt, wie könnten wir dann ihre Leben als erfolgreich bezeichnen? Wir könnten sogar fragen: ist es nicht letztlich egal, ob sie überhaupt existiert haben? Sein oder ihr Leben könnte von gewisser Wichtigkeit bezüglich der Dinge, die sie erreichen wollten, doch was ist die ultimative Bedeutung davon, ihre eigenen Leben zu vervollständigen?
Lasst uns das Ganze aus einer anderen Perspektive betrachten, unsere Kinder, unsere Taten, unsere Lieben und alles, was wir tun, sind nur Anordnungen von Molekülen. Kohlenstoff und andere Atome in unterschiedlicher Kombination bilden unser Leben, und sogar die Dinge, die wir beabsichtigen zu vervollständigen. Aus dieser Perspektive ist die Menschheit also nicht bedeutender als ein Schwarm Fliegen oder eine Herde Schafe, denn ihre Machart ist dieselbe. Und auch wenn wir die wissenschaftliche Linie weiter verfolgen, ist unser Ende genauso bedeutungslos, wir sterben einfach und das war´s. Dies ist bei jedem einzelnen so. Die erstaunlichen Errungenschaften der Wissenschaftler zum Fortschritt des menschlichen Denkens, die fortlaufenden Forschungen in Bio-Medizin, um die Heilung für Krebs zu finden, die Anstrengung der Politiker, um Gerechtigkeit und Frieden auf der Welt zu schaffen, all dies wird zu Nichts. Selbst wenn menschliche Wesen ewig existieren würden, die bloße unendliche Dauer unserer Leben würde sie nicht bedeutungsvoller machen, es würde immer noch keine ultimative Bedeutung geben.
Existentialisten wie Jean-Paul Sartre und Albert Camus verstanden die bedeutungslose Wirklichkeit des Lebens in Abwesenheit der Anerkennung des Sinns und Zwecks unserer Existenz. Aus diesem Grund schrieb Sartre von "nausea" der Existenz und Camus sah im Leben die absurde Anzeige, dass das Universum keinerlei Bedeutung besitzt. Der deutsche Philosoph Friedrich Nietzsche argumentierte in deutlichen, präzisen Erklärungen, dass die Welt und die menschliche Geschichte keinerlei Bedeutung, rationale Ordnung oder Ziel haben. Nietzsche argumentierte, dass es nur ein geistloses Chaos gibt, eine richtungslose Welt, die zu keinem Ende tendiert.
Wenn wir den Sinn unserer Existenz gefunden hätten, wodurch unser Leben ultimativen Sinn bekäme, und wir den Sinn und Zweck unserer Leben vervollständigen – das wäre in der Tat wahrer Erfolg. Im Gegensatz zu dieser Art des Denkens könnte jemand mit der Feststellung kämpfen, dass diese ganze Diskussion davon ausgeht, dass irgendeine metaphysische Einheit das gesamte Universum mit einem gewissen Sinn geschaffen hat. Dies ist wahr, doch wenn wir diese Annahme entfernen, werden wir nur voraussetzen, dass Atheismus wahr sei. Außerdem ist die logische Schlussfolgerung des Atheismus, dass unsere Existenz sinnlos ist, eine Schlussfolgerung, der nicht viele Atheisten gerne folgen, weil sie unserer natürlichen Veranlagung und unserer psychischen Disposition widerspricht. Also tauchen folgende Fragen auf, was ist der Grund für unsere Existenz, und welche Aussicht ergibt einen Sinn dafür, dass wir ständig auf der Suche nach der ultimativen Bedeutung und Erfolg sind?
Sinn
„Wohin also
wollt ihr gehen?" (Quran 81:26)
„Unser Herr, Du hast dieses nicht
umsonst erschaffen." (Quran 3:191)
„Allah hat dies nicht anders als
in Gerechtigkeit erschaffen. Er legt die Zeichen für die Leute dar, die Wissen
besitzen." (Quran 10:5)
Der österreichische Philosoph Ludwig Wittgenstein, der zwei der Hauptbewegungen des 20. Jahrhunderts inspirierte, sagte einmal: „Ich weiß nicht, warum wir hier sind, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es nicht dazu ist, dass wir uns amüsieren." Wittgenstein hatte keine Antwort auf die ewige Frage, was der Sinn und Zweck der Menschheit ist, aber er wies darauf hin, dass es einen geben muss, selbst wenn die Antwort nicht intuitiv entdeckt werden kann. Es kann jedoch argumentiert werden, dass die Annahme, dass sie einen Zweck haben soll, verkehrt sein kann, und wenn sie verkehrt ist, dann gibt es nichts, worüber man sich sorgen müsste und wir sollten alle einfach weiter leben. Als Albert Camus, der französisch-algerische Philosoph und Journalist mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde, erläuterte er: "Du wirst nie leben, wenn du nach der Bedeutung des Lebens suchst." Es ging Camus nicht um das Ontologische, er untersucht nicht die Realität, und seine Sorge scheint keine existentielle zu sein, was bedeutet, dass die wichtige Sache ist, wie das Leben für dich arbeitet, das Leben des Einzelnen, unabhämgig von jeder Wahrheit hinter der Existenz. Angesichts dessen müssen wir fragen: ist es vernünftig, zu glauben, dass wir einen Zweck haben?
Um dies zu beantworten, sollten wir folgende Punkte bedenken:
Du liest dies vielleicht in deinem Schlafzimmer, du sitzt auf einem Stuhl, und du trägst bestimmt irgendwelche Kleidung. Also frage ich dich: zu welchem Zweck? Warum hast du Kleidung angezogen, und welchen Zweck erfüllt der Stuhl? Da dies rhetorische Fragen sind, brauchst du nicht zu antworten, denn wir alle kennen die Antwort. Der Zweck des Stuhls ist, dass er uns erlaubt zu sitzen, indem er unser Gewicht trägt, und unsere Kleidung erfüllt den Zweck, uns warm zu halten, unsere Nacktheit zu verstecken und uns gut aussehen zu lassen! Jetzt lass mich dich von deinem Schlafzimmer in einen Wald irgendwo auf der Welt mitnehmen, nun, dieser Wald hat offensichtlich Bäume und auf einem beseonderen Baum sitzt ein Nachtfalter. Dieser Nachtfalter trinkt den Saft des Baumes, unterhalb dieses Falters sitzt ein anderer Nachtfalter, und seine Rolle ist etwas seltsam, er trinkt das Exkrement des ersten. Dies ist so, weil die erste Motte sich fast augenblicklich beim Trinken entleert. Du wirst dich vermutlich wundern, worauf ich hiermit hinaus will; lass uns erstmal darüber diskutieren, was der Zweck des zweiten Nachtfalters ist. Sein Zweck ist, das Exkrement des ersten zu beseitigen, damit es nicht am Baum herunterrinnt und Ameisen und andere Insekten ermutigt, die Reise auf den Baum zu machen, um den ersten Nachtfalter zu fressen. Mit einfachen Worten: der zweite Falter ist die Lebensversicherung des ersten!
Jetzt berücksichtige, dass du vor drei Minuten vermutlich nichts von diesem Falter gewusst hast, tatsächlich wenn es zu einem Völkermord unter Nachtfaltern käme, würde es dich nicht interessieren - zumindest die meisten. Allerdings schreiben wir einer so unbedeutenden Kreatur einen Zweck zu und kommen zu unserer Kleidung und dem Stuhl zurück, leblose Gegenstände ohne emotionale und mentale Fähigkeiten, diesen beiden sprechen wir einen Zweck zu! Dennoch denken wir unsere eigene Existenz habe keinen Zweck? Ist das nicht absurd?
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