Gottes Bewahrung der Sunna (teil 7 von 7): Zusammenfassung
Beschreibung: Die Vorsichtsmaßnahmen und die zeitliche Abfolge in Verbindung mit der Bewahrung der Sunna und ihr Vergleich mit der Erhaltung anderer religiöser Schriften, insbesondere der Thora und den Evangelien.
- von Jamaal al-Din Zarabozo (© 2010 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 24 May 2010
- Zuletzt verändert am 24 May 2010
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Wir haben zuvor sehr kurz einige der wichtigen Mittel beschrieben, mit denen Gott die ewig-wichtige Sunna des Propheten Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, bewahrt hat. Einer der wichtigsten Aspekte ist, zu bemerken, dass diese Vorsichtsmaßnahmen tatsächlich bereits zur Zeit des Propheten effektiv begonnen haben. Es gab keinen Zeitsprung, der eine Tür für einen massiven Verlust an Information oder Beränderungen offen ließe.
In folgender Aussage hat M. Z. Siddiqi die außerordentliche Arbeit geleistet, den Schutz der Sunna in den frühen Jahren zusammenzufassen:.
Der Hadith im Sinne der Berichterstattung über die Aussagen und Taten des Propheten Muhammads war Gegenstand fleißiger Verfolgung und ständiger Nachforschung durch die Muslime in der gesamten muslimischen Welt seit dem Beginn der islamischen Geschichte bis hin zur Gegenwart. Zu Lebzeiten Muhammads versuchten zahlreiche Gefährten alles, was er sagte, auswendig zu lernen, und beobachteten aufmerksam, was er tat; und sie berichteten diese Dinge unter einander. Einige von ihnen schrieben das, was er sagte, in Sahiefahs (Schriftrollen) auf, die sie später ihren Schülern vorlasen und die von ihren Familien und auch von ihren Nachfolgern aufbewahrt wurden. Nach dem Tod Muhammads, als sich seine Gefährten in verschiedene Länder verstreuten, unternahmen einige von ihnen ebenso wie ihre Nachfolger lange, mühsame Reisen, nahmen Armut und Mangel in Kauf, um sie zusammenzusammeln... Ihre bemerkenswerte Aktivität in bezug auf die Bewahrung und das Bekanntmachen der Hadithe ist einzigartig in der literarischen Weltgeschichte... [Und die Vorzüglichkeit ihrer Wissenschaft bleibt] in der Literaturgeschichte der Welt unerreicht, sogar heutzutage.[1]
Diese Prozesse waren es, die die fein abgestimmten Wissenschaften zum Höhepunkt brachten und die detaillierte Klassifizierung der Berichte, die bis zum Propheten zurückverfolgt wurden. Im allgemeinen nahmen die Gelehrten keinen Bericht als authentischen Hadith an, der nicht durch eine vollständige Kette von einwandfreien und aufrichtigen Überlieferern bis zum Propheten bestätigt werden konnte. Alle, denen es daran mangelte, wurden als schwache Hadithe zurückgewiesen.
Je mehr man sich in das Studium der Hadithe vertieft, desto angenehmer wird sich das Gefühl in einem vermehren, dass die Lehren des Propheten Muhammad in allen Einzelheiten bewahrt geblieben sind, genau wie es Allah im Qur´an versprochen hat. Wenn sich die Gelehrten des Hadith – die Spezialisten in diesem Bereich sind und Zeit ihres Lebens damit verbracht haben, dieses Fach zu beherrschen - über die Authenzität eines Hadith einig sind, so besteht es keine Bedarf daran, darüber zu diskutieren oder sie in Frage zu stellen. Das einzige, was uns bleibt, ist daran zu glauben und unser Bestes zu tun, die Bedeutung des Hadith in unseren Leben umzusetzen.
Vergleich mit anderen Schriften
Wenn sie sich auf die Hadithe des Propheten beziehen, verwenden einige Westler gewöhnlich das Wort „Tradition”. Dies vermittelt sogleich den Eindruck von einem ziemlich zufälligen und ungebildeten Bericht. In Wirklichkeit verhält es sich aber ganz anders. Die Verwendung dieses Wortes „Tradition“ ist deshalb nicht mehr als eine Vernebelung, um den Anschein zu erwecken, dass die Hadithe nicht bewahrt worden seien. Eine weitere gewöhnliche Beschreibung, die auftaucht, ist eine Anspielung darauf, dass die Bewahrung des Hadith der der Evangelien ähnlich sei.
Dies ist ein ziemlich schlauer Satz, der definitiv für viele einen negative Beigeschmack enthält. Tatsächlich haben zahlreiche Konvertierte die Evangelien studiert und wissen, wie unglaubwürdig diese sind – dies ist meist einer der Gründe, aus denen sie begannen, nach einer anderen Religion als dem Christentum zu suchen. Daher würde eine derartige Aussage ihren Glauben an den Hadith zum Wanken bringen.
Die nackte Realität ist, dass man keinen ehrlichen Vergleich zwischen der detaillierten und wissenschaftlichen Bewahrung des Hadith des Propheten und der Bewahrung früherer Schriften ziehen kann. Einige wenige Beschreibungen der Bewahrung – oder der mangelnden Bewahrung – der früheren Schriften sollte ausreichen, um den Gegensatz zu der Bewahrung des Hadith aufzuzeigen.
Nach einer längeren Erläuterung der Geschichte der Thora zieht Dirks den Schluss:
Der erhaltene Thora ist kein einzigartiges, einheitliches Dokument. Sie ist eine “cut-and-paste” Zusammenstellung… mit zusätzlichen Keimlingen... Während Moses, derjenige, der die Original-Offenbarung erhalten hatte, welche die Thora angeblich repräsentieren soll, nicht später als im 13.Jahrhundert vChr. gelebt hatte, wahrscheinlich aber im 15.Jahrhundert vChr., stammt die erhaltene Thora aus einer viel späteren Epoche. Die ältesten identifizierbaren Substrate der erhaltenen Thora können nicht früher als aus dem 10.Jahrhundert vChr. datiert werden... Außerdem wurden diese verschiedenen Substrate bis ungefähr 400 vChr. nicht zu der erhaltenen Thora zusammengestellt, was in etwa 1000 Jahre nach dem Leben Moses war. Desweiteren wurde die erhaltene Thora, mit mindestens vier unterschiedlichen Texten, die im ersten Jahrhundert nChr. – ungefähr 1500 Jahre nach Moses - existierten, nie gänzlich standardisiert. Wenn man außerdem den masoretischen Text als den “offiziellsten” Text der erhaltenen Thora annimmt, so datiert das älteste existierende Manuskript in etwa 895nChr., das ist ungefähr 2300 Jahre nach Moses. Kurz gesagt, obwohl die erhaltene Thora einiges der ursprünglichen Thora enthalten mag, ist die Herkunft der erhltenen Thora unterbrochen, größtenteils unbekannt und kann keinesfalls bis zu Moses zurückverfolgt werden.[2]
Obwohl Jesus viele Jahrhunderte nach Moses kam, erging es der Offenbarung, die er erhalten hatte, nicht viel besser. Eine Gruppe christlicher Gelehrter, die als Mitglieder des Jesus Seminars bekannt ist, versuchte festzustellen, welche Aussagen, die Jesus zugesprochen werden, wirklich als authentisch angesehen werden können. Sie stellten fest: “82% der Worte, die in den Evangelien Jesus zugesprochen werden, stammen gar nicht von ihm.”[3] Bei ihrer Beschreibung der Geschichte der Evangelien, schrieben sie: “Die nackte Wahrheit ist, dass die Geschichte der griechischen Evangelien seit deren Erschaffung im ersten Jahrhundert bis zur Entdeckung ihrer ersten Abschriften am Anfang des dritten Jahrhunderts weitgehend unbekannt bleibt und daher ein unerfasstes Territorium darstellt.”[4] Bart Ehrmans Werk The Orthodox Corruption of Scripture hat kenntlich gemacht, wie die Schrift im Laufe der Zeit verändert wurde. In seiner These, die er dann in allen Einzelheiten beweist, stellt er am Anfang fest: “Meine These lautet einfach: Schreiber haben gelegentlich die Worte ihrer heiligen Schriften verändert, um sie orthodoxer erscheinen zu lassen und um deren Missbrauch durch Christen vorzubeugen, die sich für abweichende Ansichten einsetzten.”[5] Das ist so, als würde man das Pferd von hinten aufzäumen: Der Glaube sollte auf den übermittelten Texten basieren; die Texte sollten nicht abgeändert werden, damit die zum Glauben passen.
Eine abschließende Bemerkung über den Qur´an
Die Art des Qur´an unterscheidet sich erheblich von der der Aussagen und Taten des Propheten. Offensichtlich ist die Zahl der Aussagen und Taten sehr groß, während der Qur´an einen begrenzten Umfang besitzt. Der Qur´an, der kein besonders dickes Buch ist, wurde im Gedächtnis genauso wie in aufgeschriebener Form seit der Zeit des Propheten Muhammad selbst bewahrt. Viele der Gefährten des Propheten kannten den gesamten Qur´an auswendig, aus Furcht vor dem, was den früheren religiösen Gemeinschaften passiert war, unternahmen sie die notwendigen Schritte, um ihn vor jeglicher Form der Veränderung zu schützen. Bald nach dem Tod des Propheten wurde der Qur´an zusammengestellt und kurze Zeit später entsandte man offizielle Abschriften in die fernen Länder, um sicherzustellen, dass der Text rein blieb. Bis zum heutigen Tag kann man in jeden Teil der Welt reisen und einen Qur´an nehmen und feststellen, dass es auf der ganzen Welt derselbe ist. Die Aufgabe, den Qur´an zu bewahren, kann eigentlich nicht damit verglichen werden, die Masse der Sunna zu bewahren. Daher ist es keine Überraschung, wenn man den Fleiß der Muslime zu jener Zeit bedenkt, dass der Qur´an sorgfältig bewahrt wurde.
Footnotes:
[1] M. Z. Siddiqi, S. 4-5.
[2] Jerald F. Dirks, The Cross & the Crescent (Das Kreuz und der Halbmond) (Beltsville, MD: Amana Publications, 2001), S. 53. Andere wichtige Erläuterungen der Authenzität des Alten Testaments kann man bei Maurice Bucaille finden: The Bible, the Quran and Science (Die Bibel, Qur´an und Wissenschaft) (Indianapolis, IN: American Trust Publications, 1978), S. 1-43; M. M. Al-Azami, S. 211-263.
[3] Robert W. Funk, Roy W. Hoover und das Jesus Seminar, The Five Gospels: What did Jesus Really Say?(Die fünf Evangelien: Was hat Jesus wirklich gesagt?) (New York: MacMillan Publishing Company, 1993), S. 5.
[4] Funk, et al., S. 9.
[5] Bart D. Ehrman, The Orthodox Corruption of Scripture: The Effect of Early Christological Controversies on the Text of the New Testament (Die orthodoxe Veränderung der Schrift: Die Auswirkung früher christologischer Kontroversen auf den Text des Neuen Testaments) (New York: Oxford University Press, 1993), S. xi.
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