Prinzipien der Selbstentwicklung im Islam (teil 2 von 3)
Beschreibung: Die Perspektive des Islam zur Selbstentwicklung. Teil 2: Das Konzept der Rechenschaft und der Selbstreinigung.
- von Syed Imtiaz Ahmad
- Veröffentlicht am 24 Aug 2015
- Zuletzt verändert am 24 Aug 2015
- Gedruckt: 26
- Gesehen: 10,044 (Tagesmittelwerte: 3)
- Bewertet von: 0
- Emailed: 0
- Kommentiert am: 0
Reinigung von Korruption
Wir waschen unsere Hände regelmäßig, bevor wir Lebensmittel anfassen, denn unsere Hände kommen mit so vielen Dingen in Berührung, die schädlichen Keime anderer, die das selbe Objekt berührt haben, sammeln. Wir waschen unsere Kleidung, wenn sie Schweiß und Schmutz von unserem Körper und unserer Umgebung gesammelt hat. Wir baden und duschen, damit wir gesund bleiben. Dasselbe gilt auch für unseren Verstand, es muss etwas dafür getan werden, damit er in gutem Zustand bleibt. Wir können eine Person sehen, die dabei Befriedigung erfährt, wenn sie eine andere schlägt und demütigt. Es hinterlässt in unserem Kopf einen Eindruck und kann später dazu führen, dass wir dasselbe tun. Wir sehen Menschen, die durch Lügen und Betrügen erfolgreich sind, und unser Verstand könnte dies als annehmbares Verhalten werten, insbesondere wenn diese Betrüger und Lügner als Vorbilder hingestellt werden. Ein Kind könnte von seinen Eltern missbraucht werden, die von der Gesellschaft respektiert werden und wird beeinflusst, sich später in seinem Leben genauso dysfunktional verhalten.
Sehen und Hören sind für das menschliche Lernen und die Entwicklung unabkömmlich. Sie können uns zu unvorstellbaren Höhen der menschlichen Exzellenz befördern. Allerdings müssen wir lernen, sie richtig anzuwenden. Ansonsten kann das, was wir sehen und hören uns beeinflussen, Rückschritte zu machen und eine untermenschliche Existenz zu leben.
Wie reinigen wir uns selbst von den verderblichen Einflüssen um uns herum? Wir müssen unterscheiden zwischen dem was im Angesicht bestimmter Richtlinien wünschenswert ist und dem, das nicht wünscheswert ist. Wir könnten es die Existenz unseres Geistes nennen und ähnlich anderen Übungsformen, erfordert die Übung des Geistes eine gut ausgelichene Annäherung.
Der Prozess der Reinigung des Geistes ist im Islam als Tazkiyyah bekannt. Eine Voraussetzung für Tazkiyyah ist zu wissen, dass der menschliche Geist anfällig dafür ist, verdorben zu werden. Die Verdorbenheit kann erworbenen Elementen in einem selbst zugeschrieben werden, oder äußerlichen Einflüssen, oder beidem. Allerdings bleibt die Verantwortung für jegliches unerwünschtes Verhalten bei der Person selbst, die es begeht und nicht bei der Person oder dem Umfeld, das sie verursacht hat. Wir alle tragen die direkte Verantwortung für unsere Taten. Das Gesetzessystem macht uns dafür verantwortlich, wenn wir gegen Gesetze verstoßen, und Gott wird uns dafür zur Verantwortung ziehen, wenn wir uns der göttlichen Rechtleitung widersetzen. Man kann nicht die Entschuldigung vorbringen, dass der Teufel mich dies tun ließ, und so weiter. Wenn wir auf der Autobahn beim Rasen erwischt werden, können wir uns nicht einfach lossprechen, weil andere auch gerast sind und nicht geschnappt wurden. Gott sieht und hört alles. Genau wie die Geschwindigkeitsbegrenzung dazu gedacht ist, uns davor zu bewahren, uns selbst ebenso wie andere zu verletzen, dient auch die göttliche Rechtleitung einfach zu unserem Nutzen. Das Konzept von der Verantwortlichkeit für unsere Taten wird Mas’uliyyah genannt. Erfolg beim Reinigen des Geistes, der Seele oder der Psyche erfordert die Anerkennung, dass die Welt den Geist verschmutzen kann, dass die Seele sich selbst durch Veranlassung verderben kann und Verlangen kann den Geist überwältigen und uns zu Launenhaftigkeit oder Ekzentrizität antreiben. Betrachte folgende Feststellung aus dem Qur´an:
"denn das (Menschen-)Wesen gebietet oft Böses." (Quran 12:53)
Jeder wurde mit einer Seele geboren, die rein ist, frei von Verdorbenheit oder Unreinheit. Der natürliche Instinkt oder die natürliche Veranlagung der menschlichen Seele ist das Richtige zu tun. Wenn man heran wächst, können die schädlichen Mitteilungen durch die Augen, das Hören, Fühlen, Riechen und andere Sinne die Reinheit der menschlichen Seele beeinträchtigen. Aus diesem Grund muss jede menschliche Erfahrung auf ihre potentiellen verderblichen Einflüsse hin abgewogen werden. Das Reformieren dieser verderblichen Einflüsse innerhalb des menschlichen Geistes wird als Reinigungsprozess oder tazkiyyah bezeichnet. Folgende Aussagen des Qur´an beleuchten dieses Konzept:
"und bei einer (jeden menschlichen) Seele und bei Dem, Der sie gebildet und ihr den Sinn für ihre Sündhaftigkeit und für ihre Gottesfurcht eingegeben hat! Erfolgreich ist derjenige, der sie rein hält und versagt hat derjenige, der sie verkommen läßt." (Quran 91:7-10)
"Wer aber das Stehen vor seinem Herrn gefürchtet hatte und die eigne Seele von niedrem Gelüst abhielt so wird das Paradies sicherlich (seine) Herberge sein." (Quran 79:40-41)
Trotz der größten Mühen, die man zur Reinigung des Geistes unternehmen kann, sind immer noch Abweichungen möglich. Wir können Fehler machen oder Sünden begehen. Was geschieht dann? Ein gut ausgebildeter menschlicher Geist besitzt das, was als eine Selbst-Vorwurf-Machende Seele (nafs-e-lawwama) bezeichnet wird. Sie wird reagieren, indem sie sich eingesteht, dass etwas schief gelaufen ist; sie wird das Scheitern mit Demut anerkennen, und sie wird den Geist engagieren, um ihn dem entsprechend zu reformieren. Andererseits wird jemand, der eine eigenwillige Seele besitzt (nafs-e-ammara) wird solche Eingeständnisse als entwürdigend ansehen und wird auf lange Sicht noch zu größeren Abweichungen geneigt sein. Eine unerlaubte Handlung ist, wenn sie mit einem wohl-überlegten Engagement erkannt wird, um Wiederholungen zu vermeiden, eine Handlung der Selbstreinigung und richtigen menschlichen Entwicklung. Im Gegensatz dazu führt eine rücksichtslose Missachtung solcher Aktionen zu weiterer Korruption und Selbst-Degeneration der Seele.
Fügen Sie einen Kommentar hinzu