Judentum (teil 4 von 4): so ähnlich, warum nicht gleich?
Beschreibung: Die Ähnlichkeiten und geteilten Geschichten in Judentum und Islam.
- von Aisha Stacey (© 2015 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 25 May 2015
- Zuletzt verändert am 25 May 2015
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In den letzten drei Artikeln über das Judentum haben wir vornehmlich erfahren, dass Judentum und Islam viel gemeinsam haben. Die politische Lage des 21. Jahrhunderts scheint ein Bild von Juden und Muslimen als Todfeinden zu zeichnen, doch dies ist nicht der Fall. Die beiden Religionen teilen eine Geschichte, und haben zeitweilig zusammen gearbeitet und kooperiert. Viele Muslime fragen sich, warum Juden den Islam nicht automatisch als Erweiterung ihres eigenen Glaubens erkennen und deshalb den Islam aus ganzem Herzen annehmen. In der Tat tun dies viele, die Mehrheit jedoch nicht. In diesem letzten Artikel werden wir weiter die Ähnlichkeiten zwischen den beiden Religionen betrachten und kurz ihre historischen Interaktionen erforschen.
Das Judentum und der Islam teilen ein gemeinsames Erbe an Traditionen. Die beiden Religionen teilen viele derselben Propheten, alle erkennen Abraham als gemeinsamen Vater an. Alle schreiben Gott ähnliche Eigenschaften zu, einschließlich Schöpfer, Erhalter, Richter und Verzeiher. Die beiden glauben, dass Gott Allmächtig und Allwissend ist. Die Zugehörigkeit zu diesen Religionen setzt moralische Werte, einschließlich den Respekt für das Leben, Respekt der Eltern, Almosen geben, Gutes tun und Schlechtes meiden voraus. Sogar ihre Sichtweisen zu den letzten Augenblicken der menschlichen Existenz sind ähnlich. Judentum und Islam teilen die Überlieferung, dass wenn in die Trompete als Signal für das Ende der Zeit geblasen wird und wenn du dann einen Setzling in der Hand hältst, solltest du ihn noch pflanzen. Es gibt erhebliche und bleibende körperliche, theologische und politische Überschneidungen zwischen den beiden Glaubensrichtungen
Die Torah berichtet von Abraham als den Vorfahren der Juden durch seinen Sohn Isaak, geboren von Sara, in der Erfüllung eines Versprechens aus dem 1. Buch Moses. Nach der islamischen Überlieferung ist der Prophet Muhammad ein Nachfahre von Abrahams Sohn Ismael. Die jüdischen Überlieferungen identifizieren ebenfalls die Nachkommen Ismaels mit den Arabern. Die sogenannten jüdischen Propheten sind in den islamischen Schriften und Literatur bekannt, und ihre Botschaft war immer dieselbe – Den Einen Gott anbeten.
„Abraham war der Vater der Propheten; nach ihm wurde kein Prophet gesandt, außer von seinen Nachkommen. Er hatte zwei Söhne, die Gott als Propheten erwählte. Es waren Ismael, der Großvater der Araber, von dessen Nachkommen Gott den Propheten Muhammad gesandt hat, und Isaak, den Gott mit einem Sohn Jakob gesegnet hat, der auch als Israel bekannt ist, nach dem die Kinder Israels und ihre Propheten benannt wurden."[1]
„Und Wir schenkten ihm Isaak und Jakob; jeden leiteten Wir recht, wie Wir vordem Noah rechtgeleitet hatten und von seinen Nachkommen David, Salomo, Hiob, Joseph, Moses und Aaron. So belohnen Wir diejenigen, die Gutes tun." (Quran 6:84-86)
Historisch gesehen teilen Juden und Muslime ihre Kulturen und gediehen gemeinsam, manchmal Jahrhunderte lang. Diese Verbindung wird am besten in den 700 Jahren wiedergespiegelt, in denen die Muslime Spanien beherrschten, das damals als Andalusien bekannt war. Damals hatten die Juden einige der wichtigsten politischen Stellungen inne, sie waren Ärzte der muslimischen Herrscher, und entwickelten tiefgründige philosophische Theorien. Maimonides lebte und schrieb Der Führer der Unschlüssigen (eine Diskussion einiger der schwierigsten theologischen Theorien) in Cordoba. Eine Statue zu seinen Ehren steht immer noch dort. Juden waren in der Lage, große Fortschritte in Mathematik, Astronomie, Philosophie und Chemie zu machen, und diese Ära wird gelegentlich als Goldenes Zeitalter der jüdischen Kultur bezeichnet. 1492, als Andalusien von den Katholiken überwältigt und die muslimischen Herrscher gestürzt wurden, flohen Juden und Muslime gemeinsam in die Sicherheit muslimischer Staaten nach Nordafrika und östlich nach Ägypten, Palästina, Syrien und Irak.
„Gott verbietet euch nicht, gegen jene, die euch nicht des Glaubens wegen bekämpft haben und euch nicht aus euren Häusern vertrieben haben, gütig zu sein und redlich mit ihnen zu verfahren; wahrlich, Gott liebt die Gerechten. Doch Gott verbietet euch, mit denen, die euch des Glaubens wegen bekämpft haben und euch aus euren Häusern vertrieben..." (Quran 60: 8 & 9)
Die Behandlung von Juden und Christen durch Muslime ist wohl dokumentiert. Der Khalif Umar, unter dem sechs Jahre nach dem Tod des Propheten Jerusalem erobert worden war, hat nicht nur einen Erlass ausgesprochen, um christliche Viertel zu schützen, sondern auch 70 jüdische Familien aus Tiberis eingeladen, sich in Jerusalem anzusiedeln, von wo sie durch die Römer vertrieben worden waren. Juden und Muslime haben viel gemeinsam, die größte Doktrin ist ihr Glaube an den Einen Gott, unteilbar und erreichbar.
Bei so vielen Gemeinsamkeiten könnte man sich die Frage stellen, warum nicht mehr Juden zum Islam konvertieren? Wie bereits zuvor erwähnt, gibt es viele. In den frühen Tagen des Islam haben tatsächlich viele Juden den Islam angenommen, insbesondere Abdullah Ibn Salam, der ein enger Gefährte des Propheten Muhammad gewesen war. Seine Geschichte kann man hier auf der Website lesen.[2] Es folgt eine kurze Liste bemerkenswerter Juden, die zum Islam konvertiert sind.
·Rashid-al-Din Hamadani – Persischer Arzt aus dem 13. Jahrhundert.
·Yaqub ibn Killis – ägyptischer Wezir aus dem 10. Jahrhundert.
·Leila Mourad – ägyptische Sängerin und Schauspielerin der 1940er und 1950er.
·Lev Nussimbaum - Schriftsteller, Journalist und Orientalist des 20. Jahrhunderts.
·Jacob Querido – Nachfolger des selbst-ernannten jüdischen Messias Sabbatai Zevi im 17. Jahrhundert.
·Ibn Sahl von Sevilla – andalusischer Dichter des 13. Jahrhunderts.
Wir wissen in der Tat nur wenig über die Zahl der Juden, die heutzutage zum Islam konvertieren. Allerdings könnte ihre Zahl größer sein als wir annehmen würden, wenn wir bedenken, dass der Islam nach Pew,[3] ungefähr 2.9% pro Jahr anwächst. Das ist schneller als die gesamte Weltbevölkerung, die jährlich um 2.3% anwächst. Diese Seite hat viele glaubwürdige statistische Daten von dort zusammengetragen und sie sind hier zu finden.[4]
Daten vom Staat Israel schlagen vor, dass die Konvertierungsrate von Juden zum Islam sich in den vergangenen Jahren verdoppelt hat gegenüber den Jahren davor. „Juden sagen, sie entschlossen sich, zu konvertieren, nachdem sie ihre Kenntnisse über den Islam vertieft hatten. viele sind vom Judentum enttäuscht", berichtete ein älteres Mitglied des islamischen Gerichts. Sie konvertieren, obwohl das Israelische Ministerium für religiöse Angelegenheiten und das Innenministerium es ihnen sehr schwer macht. Gemäß einem Konvertierten: „Sie schicken mich herum, und wieder zurück von Büro zu Büro. Sie haben mich zu einem Psychiater geschickt, um sicher zu gehen, dass ich einer ´Gehirnwäsche´ unterzogen worden bin. Sie taten alles, damit ich verzweifle und zum Judentum zurück kehre."[5]
Wenn man die Ähnlichkeiten betrachtet, scheint es für einen jüdischen Gläubigen sicher nur ein kleiner Schritt zu sein, keineswegs eine große kognitive Kluft, um mühelos in die Religion des Islam hineinzugleiten. Allerdings ist der Islam ein Geschenk Gottes, und Gott gewährt es, wem Er will.
Fußnoten:
[1] Aus Usool al-Deen al-Islami von Schaikh Muhammad ibn Ibrahim al-Tuwayjri (mit einigen grammatikalischen Ergänzungen).
[2] (http://www.islamreligion.com/articles/4703/viewall/)
[3] Das Pew Forschungszentrum ist eine amerikanische Ideenschmiede mit Sitz in Washington, D.C., die Informationen zu Themen, Verhalten und Trends in den US und der Welt liefert.
[4] (http://www.islamreligion.com/articles/4394/viewall/)
[5] (http://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-3274735,00.html)
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