Literatur im Islam (teil 3 von 3): Bildung für alle
Beschreibung: Bildung in der frühen islamischen Geschichte.
- von Aisha Stacey (© 2013 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 29 Jul 2013
- Zuletzt verändert am 29 Jul 2013
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“Lies im Namen deines Herrn, Der erschuf.Er erschuf den Menschen aus einem Blutklumpen.Lies; denn dein Herr ist Allgütig. Der mit dem Schreibrohr lehrt, lehrt den Menschen, was er nicht wusste.” (Quran 96:1-5)
Das erste Wort des Qur´an, das dem Propheten Muhammad, Gottes Segen sei auf ihm, offenbart worden war, war lies. Lies im Namen deines Herrn. Gott fordert die Gläubigen auf, zu lesen, Wissen zu erlangen, über das Universum und seine Wunder nachzudenken und dankbar zu sein. Infolgedessen hat der Islam die Alphabetisierung und Bildung vom ersten Tag an gefordert. Im gesamten Qur´an weist Gott immer wieder nachdrücklich auf die Wichtigkeit der Bildung hin.
“Gott wird die unter euch, die gläubig sind, und die, denen Wissen gegeben wurde, um Rangstufen erhöhen.” (Quran 58:11)
“Überhaste dich (o Muhammad) nicht mit dem Quran, ehe seine Offenbarung dir nicht vollständig zuteil geworden ist, sondern sprich: "O mein Herr, mehre mein Wissen.” (Quran 20:114)
Von Anfang an hat der Islam das Lernen gefordert. Er fördert wissenschaftliche Forschung, offene Lernkreise; die gemeinschaftliche Nutzung von Ressourcen; Begutachtung; Lösungsansätze; Geschichten erzählen und kostenlose Bildung. Die Bedeutung des Lernens wird durch die Tatsache, dass der Prophet Muhammad Bildung zu einem integralen Bestandteil des Islam gemacht hat, hervorgehoben.
Der Prophet Muhammad hat die ersten Sitzungen im Dar’ul Arqam abgehalten.[1] Er saß nach den Gebeten in der Moschee, seine Gefährten um sich herum versammelt, lehrte er sie die Grundlagen des Islam, die Wichtigkeit des Anstandes und am allerwichtigsten, die Einheit Gottes. Der Prophet Muhammad lehrte seinen Studenten in seinen Sitzungen Verse des Qur´an und er schickte Qur´anlehrer zu den Gemeinschaften außerhalb von Mekka und Medina.
Das Auswendiglernen und Verstehen des Qur´an war und ist es noch immer der wichtigste Gegenstand der islamischen Bildung, gefolgt vom Lernen und Auswendiglernen der Überlieferungen des Propheten Muhammad. Diese Überlieferungen sind über Überliefererketten übermittelt worden, die ihre Authentizität garantieren, auf die gleiche Weise, wie Literaturlisten und Bibliographien heutzutage genutzt werden, um Echtheit in den Wissenschaften garantieren.
Die Lehrer folgten eng den Überlieferungen des Propheten Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm. Sie saßen mit ihren Schülern, die in einem Halbkreis vor ihnen saßen, auf dem Boden. An der Seite des Lehrers war der vertrauenswürdigste und kenntnisreichste Schüler, der alles aufschrieb, was gesagt wurde. Die Bildung im Islam wuchs rasch von kleinen Lernkreisen zu Schulen, die an Moscheen angeschlossen waren, heran. Innerhalb kurzer Zeit begannen größere Schulen und Universitäten überall im islamischen Kaliphat hervorzusprießen.
Als sich das Kaliphat ausbreitete, verbreitete sich auch die Lehrmethode des Propheten. Versammeln und den Qur´an und islamisches Wissen übermitteln wurde als lobenswerte Tat betrachtet. Kuttabs (Gelehrte Männer) und mu’allams (Lehrer) waren in jeder islamischen Stadt und in jedem Dorf zu finden. Ibn Hawqal behauptete auf seinem Besuch in Sizilien ungefähr 300 Volksschullehrer gezählt zu haben. Jubayr b. Hayya, der später im frühen islamischen Kaliphat ein Beamter und Gouverneur werden sollte, war Lehrer an einer Schule in Taif. Auch von den islamischen Persönlichkeiten wie al-Hadjadd und den Dichtern al-Kumayt und al-Tirimmah wird gesagt, sie seien Schulmeister gewesen.[2]
Die berühmtesten und angesehensten Gelehrten sahen es als eine Ehre an, zu lehren. Von Ibn Muzahim (d. 723nChr ), Exegist, Überlieferer und Grammatiker wird gesagt, er habe eine Schule in Kufa gehabt, an der über 3000 Kinder gelernt haben. Um alle seine Schüler zu beaufsichtigen sei er die Reihen der Kinder auf einem Muli auf und ab geritten.
Andere Fächer wurden der islamischen Ausbildung hinzu gefügt. Es gab Unterricht in islamischem Verhalten, islamischem Recht und Gesetz, Mathematik, Grammatik und Medizin, Landwirtschaft, Ethik, Staatskunde, Wirtschaft und Geschichte. Die Lehrer, ihre Assistenten und ihre Schüler nahmen die Ausbildung sehr ernst. Die Lehrmethode eines Lehrers wird in der folgenden Passage beschrieben:
“Er ging mehrere Male die Passage des Gesetzbuchs durch; wiederholte es mit den Studenten, nachdem sie es auswendig gelernt hatten, lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die verschiedenen Regelungen der Imame Malik und Abu Hanifah insbesondere und manchmal auch anderer, sowie auf die Vorbehalte des Textes. Dann zitierte er die Beweistexte, dann analoge Fälle in sehr deutlicher Sprache, wiederholte sie mit anderen Worten, bis es sich in den Köpfen der Studenten verankert hatte.”[3]
Die Moscheen und Schulen waren allgemein gemeinnützige Stiftungen. Alphabetisierung und Ausbildung wurden so kräftig gefördert, dass kein Schüler sich abwendete. Mangel an Geld bedeutete keine mangelhafte Bildung. Bemerkenswerte Ähnlichkeiten bestehen zwischen den Prozeduren, die in den frühen islamischen Einrichtungen festgelegt wurden und in den Bildungseinrichtungen von heute. Es gab Eignungsprüfungen, Wettbewerbe in Poesie und Beredsamkeit; Untersuchungen wurden durchgeführt und Abschlüsse gewährt.
Ein berühmter Lehrer war Ibn Sina (im Westen als Avicenna bekannt), der ein Denker, Doktor und Lehrer gewesen war. Im zehnten Jahrhundert schrieb er medizinische Lehrbücher, die als über 800 Jahre lang als primäre medizinische Referenzen gedient haben. Ibn Sina entwickelte Lehrpläne und Ausbildungstheorien, die in der Lage waren, die Prüfungen der Zeiten zu überstehen.
Er betonte den Bedarf der Kinder, Qur´an, Dichtung, Frömmigkeit und Ethik zu lernen. Aber er ignorierte nicht den Bedarf des Kindes an Spiel, Bewegung und Abwechslung.[4] Er dachte, das oberste Ziel der Ausbildung sei das körperliche, spirituelle und moralische Wachstum eines jeden Individuums. Er war der Meinung, dass die Ausbildung ein Weg ist, um Kinder darauf vorzubereiten, einen dauerhaften Beitrag zu ihrer Gesellschaft zu leisten.
Obwohl er weder lesen noch schreiben konnte, hat der Prophet Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, die Wichtigkeit der Alphabetisierung und der Bildung begriffen. Er regte seine Anhänger an, Wissen zu erlangen und es anderen weiterzugeben. Er lehrte die Wichtigkeit, Qur´an auswendig zu lernen und gemäß dem Wissen, das er vermittelt, zu handeln. Er ermutigte seine Anhänger, die Zeichen für die Herrlichkeit Gottes in der Welt um sie herum zu betrachten. Um Gott zu lieben, muss man Ihn kennen, man lernt Ihn kennen, indem man die Pracht der Welt, die Er geschaffen hat, versteht. Wissen ist der Schlüssel zur Liebe unseres Schöpfers und um Ihn auf die beste Art und Weise anzubeten.
Footnotes:
[1] Siehe Teil 2 von Literatur im Islam.
[2] http://www.muslimheritage.com/topics/
[3] A. S. Tritton: Muslim Education in the Middle Ages. London: Luzac and Co. Ltd., 1957, p. 90.
[4] (http://www.muslimheritage.com/topics/default.cfm?TaxonomyTypeID=101&TaxonomySubTypeID=129&TaxonomyThirdLevelID=-1&ArticleID=1063)
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