Eine Einleitung zum Quran (teil 1 von 2): Gliederung und Bedeutungen
Beschreibung: Der Quran und die grundsätzlichen Elemente seiner Gliederung, der Unterschied zwischen Quran und seinen Übersetzungen und ein kurzer Rückblick auf englische Übersetzungen, Einführung in die Exegese des Quran.
- von IslamReligion.com
- Veröffentlicht am 28 Apr 2008
- Zuletzt verändert am 06 Sep 2009
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Der Quran ist die muslimische Schrift, also die Schrift der Anhänger des Islam. Islam ist die Religion, die sich unter den Arabern – ein Volk, das bis dahin auf die arabische Halbinsel beschränkt war – durch den Prophet Muhammad im frühen siebten Jahrhundert gefestigt wurde. Der Quran wurde dem Propheten Muhammad von Gott durch den Engel Gabriel offenbart; dies geschah teilweise in Mekka, seiner Heimatstadt, und teilweise in Medina, wo es ihm gelang einen Staat in der sonst staatenlosen Stammesgesellschaft aufzubauen. Die Botschaft wurde auf Arabisch offenbart, in der Sprache des Volkes, an die er anfänglich gerichtet war, obwohl die Botschaft für die gesamte Menschheit bestimmt war. Der Quran betont besonders, dass Muhammad der Gesandte für die gesamte Menschheit ist und dass er der letzte Gesandte sein wird. Daher ist auch der Quran die letzte Botschaft, welche die grundsätzliche Religion, die Gott für die Juden und Christen bestimmt hatte, ersetzt und wiederholt, für sie ist er ebenso wie für die Muslime. Heutzutage beträgt die absolute Anzahl der Muslime auf der Welt über eine Milliarde, das entspricht fast einem Fünftel der Weltbevölkerung. Für alle muslimischen Gesellschaften, egal welche Sprache sie sprechen und wo sie leben, ist der Quran ihre Schrift.
Die Grundlagen
Das erste, was man am Quran verstehen muss, ist seine Form. Das arabische Wort ´Quran´ bedeutet wörtlich: ´Rezitation´ oder ´Lesen´. Dementsprechend wurde der Quran sowohl mündlich gelesen, als auch in Buchform aufgeschrieben. Die wahre Kraft des Quran liegt in der mündlichen Rezitation, was bedeutet, dass er laut und melodisch gelesen wird, aber schon immer wurden die Verse auf allen möglichen Materialien niedergeschrieben, als eine Hilfe beim Auswendiglernen und zur Bewahrung, und diese wurden gesammelt und inn Buchform geordnet, früher von Privat, später institutionell. Der Quran war nicht als chronologische Geschichte gedacht, und so darf man keine fortlaufende Erzählung wie in dem 1.Buch Mose (Schöpfungsgeschichte im Alten Testament) erwarten. Das arabische Buch, das den Namen Quran trägt ist ungefähr genauso lang, wie das Neue Testament. Die meisten Auflagen verfügen über ungefähr 600 Seiten Länge.
Im Gegensatz zur Hebräischen Bibel und dem Neuen Testament stammt der Quran aus dem Mund einer einzigen Person, die rezitierte, was sie vonm Engel Gabriel gehört hatte. Auf der anderen Seite wurden die jüdischen und christlichen Schriften Sammlungen vieler Bücher, die von einer großen Zahl Menschen aufgeschrieben worden waren, und die Meinungen über ihren Status als Offenbarung gehen auseinander.
Wie ist der Quran geordnet?
Der Quran besteht aus 114 Kapiteln ungleicher Länge. Jedes Kapitel wird auf arabisch Surah genannt und jeder Satz Ajat, wörtlich ´ein Zeichen´. Wie auch die Bibel ist der Quran in einzelne Einheiten unterteilt, was Versen in deutschen entspricht. Diese Verse besitzen keine Standardlänge oder –maße, und wo jeder beginnt oder endet wurde nicht von Menschen entschieden, sondern von Gott diktiert. Jeder einzelne ist ein gesonderter Ausdruck für sich, ein abgeschlossener Sinn, oder ein ´Zeichen´ , wie das Wort Ajat im Arabischen anzeigt. Die kürzeste Surah besteht aus zehn Worten, und die längste Surah, die im Text an zweiter Stelle steht, besteht aus 6.100 Worten. Die erste Surah, die Fatiha (‘die Eröffnende’) ist relativ kurz (25 Worte). Von der zweiten Surah an nimmt die Länge der Surahs nach und nach ab, allerdings ist dies keine feste und gleichmäßige Regel. Die letzten sechzig Surahs nehmen den gleichen Raum ein, wie die zweite. Einige der längeren Ajat sind viel länger als die kürzesten Surahs. Alle Surahs, bis auf eine, Beginnen mit: Bimillah hir-Rahman nir-Rahim, ‘Im Namen Gottes, des Allerbarmers, des Barmherzigen.´ Jede Surah hat einen Namen, der normalerweise ein Schlüsselwort darin erwähnt. Zum Beispiel wurde die längste Surah, Surah al-Baqara, oder ‘Die Kuh’ nach der Geschichte von Moses benannt, der den Juden befahl, eine Kuh zu opfern, die mit der Aussage Gottes beginnt:
“Und als Moses zu seinem Volk sagte: ‘Wahrlich, Gott befieht euch, eine Kuh zu schlachten...’” (Quran 2:67)
Da die unterschiedlichen Kapitel verschiedene Längen haben, unterteilten die Gelehrten des ersten Jahrhunderts nach dem Tod des Propheten den Quran in dreißig annährend gleiche Teile, jeder davon wird auf arabisch Juz´ genannt. Diese Einteilung wurde vorgenommen, damit die Leute, die den Quran auswendig lernen oder lesen, das geordneter machen können, und es hat keinen Einfluss auf die Originalstruktur, denn es handelt sich lediglich um Markierungen auf den Seiten, die den Teil angeben. In dem muslimischen Fastenmonat, Ramadhan, wird normalerweise jede Nacht ein Juz´ rezitiert und innerhalb der dreißig Tage des Monats der ganze Quran vervollständigt.
Übersetzungen des Quran
Ein Anfänger sollte ein paar Punkte über Quranübersetzungen wissen.
Erstens: es wird unterschieden zwischen dem Quran und seiner Übersetzung. Aus der christlichen Sicht ist die Bibel die Bibel, ganz egal auf welcher Sprache. Aber eine Übersetzung des Quran ist nicht das Wort Gottes, denn der Quran besteht aus exakten arabischen Worten, die Gott gesprochen hat und die dem Propheten Muhammad durch den Engel Gabriel offenbart worden sind. Das Wort Gottes istt nur der arabische Quran, wie Gott sagt:.
“Wir haben sie als Quran auf Arabisch offenbart.” (Quran 12:2)
Eine Übersetzung ist lediglich eine Erklärung der Bedeutungen des Quran. Aus diesem Grund trägt eine moderne deutsche Übersetzung des Quran den Titel: ‘Al-Quran al-Karim und seine ungefähre Bedeutung in deutscher Sprache’; man ist bemüht, die Bedeutung wiederzugeben, aber es kann keine genaue Wiedergabe des Heiligen Buches sein, das kann keine Übersetzung leisten. Der übersetzte Text verliert die Unnachahmlichkeit des Originals, also muss man sich des Grades bewusst sein, den der übersetzte Text die ursprüngliche Botschaft in jeder Stufe der Bedeutung wiedergibt, und er wird sie höchstwahrscheinlich nicht genau treffen. Aus diesem Grund ist alles, was als Rezitation des Quran betrachtet wird, auf Arabisch vorzunehmen, wie die Quranrezitation in den täglichen fünf Gebeten der Muslime.
Zweitens: es gibt keine perfekte Übersetzung des Quran und weil sie alle von Menschen gemacht worden sind, hat jede einzelne irgendwelche Fehler. Manche Übersetzungen sind in ihrer sprachlichen Qualität besser, während andere genauer und exakter die Bedeutung wiedergeben. Viele ungenaue und manchmal irreführende Übersetzungen, die allgemein vom Hauptstrom der Muslime nicht als glaubwürdige Übertragungen des Quran akzeptiert werden, werden auf dem Markt verkauft.
Drittens: eine Übersicht über alle deutschen Übersetzungen würde den Rahmen dieses Artikels sprengen, manche Übersetzungen sind allerdings anderen vorzuziehen. Allgemein ist zu sagen, dass es natürlich empfehlenswerter ist, eine Übersetzung von einem Muslim zu wählen und nicht die von irgendeinem ‘Islamexperten’. Sprachlich sehr schön ist die Übersetzung der Islamischen Bibliothek von Muhammad Rassoul. Der deutsche Muslim Ahmad von Denffer hat sich um eine sehr genaue Übersetzung bemüht, während die Übersetzung von Abdullah as-Samit Frank Bubenheim und Dr. Nadeem Elyas stellenweise ungenau ist.
Exegese (Tafseer auf arabisch)
Obwohl die Bedeutungen des Quran einfach und deutlich zu verstehen sind, muss man vorsichtig sein, feststellungen über die Religion zu machen, ohne sich auf glaubwürdige Kommentare zu beziehen. Der Prophet Muhammad brachte uns nicht nur den Quran, sondern er erläuterte ihn auch seinen Gefährten, und diese Aussagen wurden gesammelt und bis zum heutigen Tag aufbewahrt. Gott sagt:
“Und zu dir (o Muhammad) haben Wir die Ermahnung herabgesandt, auf dass du den Menschen erklärest, was ihnen herabgesandt wurde...” (Quran 16:44)
Um einige der tieferen Bedeutungen des Quran zu verstehen, sollte man die Kommentare zu Rate ziehen, die diese Aussagen des Propheten und seiner Gefährten zitieren, und nicht das wiedergeben, was sie selber darunter verstehen, denn ihr Verständnis ist auf ihr Vorwissen begrenzt.
Es existiert eine besondere Methode für die Exegese des Quran, um die richtige Bedeutung herauszufiltern. Die Quranwissenschaften, wie sie genannt werden, sind ein besonders spezialisiertes Gebiet der Islamischen Lehren, die eines Magisters auf verschiedenen Gebieten bedürfen, wie Exegese, Rezitationen, Schrift, Unnachahmlichkeit, Umstände hinter den Offenbarungen, Aufhebung, Grammatik des Quran, ungewöhnliche Ausdrücke, religiöse Regeln und arabische Sprache und Literatur. Gemäß den Gelehrten der Quranischen Exegese ist die richtige Methode der Erklärung der Quranverse:.
(i) Tafsier des Quran durch den Quran.
(ii) Tafsier des Quran durch die Sunna des Propheten.
(iii) Tafsier des Quran durch die Gefährten.
(iv) Tafsier des Quran durch die arabische Sprache.
(v) Tafsier des Quran durch ´Meinung´, wenn dem nichts aus den vier oben genannten Quellen widerspricht.
Eine Einleitung zum Quran (teil 2 von 2): Seine Unnachahmlichkeit und Sprache
Beschreibung: Die unnachahmliche Schönheit des Quran und die Verehrung des Muslim für ihn, die Sprache des Quran und sein historischer Einfluss auf die islamische Zivilisation.
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Muslime sind von der Großartigkeit und Wichtigkeit des Quran absolute überzeugt, der normalerweise mit den Zusätzen ‘edel’, ‘prächtig’ und ‘rein’ genannt wird. Was ist es, das die Muslime so tief bewegt, wenn sie den Quran rezitieren, wenn sie seine Verse sehen oder wenn sie ihn einfach nur berühren?
Der Stil des Quran ist unnachahmlich und von göttlicher Schönheit und Kraft. Sooft er es auch versucht, kein Mensch kann einen Satz verfassen, der einem Vers dieses offenbarten Buches vergleichbar wäre. Dies liegt einerseits am literarischen Vorzug des Textes und der Wirkungskraft der Worte – ihre Wandelbarkeit und ihre erlösende Kraft – das ist unnachahmlich. Er rührt einen ungelehrten Schafhirten zu Tränen, wenn er ihm verlesen wird, und er hat die Lebensweise von Millionen einfacher Menschen im Verlauf von fast vierzehn Jahrhunderten gestaltet; er hat einige der mächtigsten Intellekte genährt, von denen Menschen berichteten; er hat Sophisten auf ihren Wegen gestoppt und zu frommen Gläubigen gewandelt; und er war die Quelle der scharfsinnigsten Philosophie und einer Kunst, die ihre tiefsten Bedeutungen mit bildlichen Mitteln darstellt; er hat die umherziehenden Stämme der Menschheit zu Gesellschaften und Zivilisationen vereint, an denen sein Einfluss selbst für den zufälligsten Beobachter offensichtlich ist.
Den Quran zu rezitieren ist die edelste und erbauenste Beschäftigung eines Muslim, selbst wenn er oder sie seine Worte nicht intellektuell versteht, wie das bei den meisten nicht-arabischen Gläubigen der Fall ist. Das Verlangen des Muslim, den Quran so schön wie möglich zu rezitieren, und die Kunst der Tilawat , der richtigen Lesung, hat sich zu einer Wissenschaft entwickelt. Selbst wenn das Buch ohne Ausschmückung rezitiert wird, hat man bestimmte Regeln der Rezitation einzuhalten. Der Hafiz, der den Quran ‘bewahrt’, d.h. auswendig kennt, wird überaus respektiert, und Jungen wie Mädchen werden schon sehr früh in die Moschee geschickt, damit sie das ‘Buch’ auswendig lernen.
Um den heiligen Charakter des Quran nicht zu beschmutzen, sollte man Vorsicht walten lassen, dass man ihn nicht an einem Ort lässt, wo man gelegentlich steht, sitzt oder ihn sonst irgendwie respektlos behandelt; es ist ziemlich unbeliebt, irgendein Buch, geschweige denn den Quran, als eine Stütze zu benutzen, um etwas zu befestigen oder zu erhöhen. Wenn nicht darin gelesen wird, wird der Muslim ihn in ein Regal oder Bücherschrank oder auf ein Lesepult zurückstellen. Manche Leute umwickeln ihn vorsichtig mit Stoff, um ihn zu schützen und um mit ihm umgehen zu können, falls sie einmal nicht im vorgeschriebenen Zustand der Reinheit sind. Sie versichern sich auch gerne, dass er oberhalb der anderen Bücher eingeordnet wird, und sie vermeiden, den Quran einfach irgendwo herumliegen zu lassen. Es ist absolut verboten, ihn an einen Ort mitzunehmen, wo man uriniert oder der sonst irgendwie schmutzig ist (Toiletten, Misthaufen, Schafspferche, städtische Kloaken usw.). Sogar die Rezitation ist an solchen Plätzen ist nicht erwünscht.
Sprache des Quran
Die Quranische Weltsicht ist eng mit der arabischen Sprache verknüpft, die ebenso wie hebräisch und aramäisch (die Sprache Jesu´) zur semitischen Sprachfamilie gehört. Der Quran bezeichnet sich selbst als eine ´arabische Schrift´ und die Botschaft ist der komplexen Struktur der ausgewählten Sprache angepasst, eine Struktur, die sich grundsätzlich von jeglicher europäischen Sprache unterscheidet. Die interne Logik semitischer Sprachen unterscheidet sich sehr von der der Indo-Europäischen Sprachen, wie Deutsch, Englisch, Latein und Persisch. Jedes arabische Wort kann zu seiner Wurzel, die aus drei, vier oder fünf Konsonanten besteht, zurückverfolgt werden, von denen bis zu zwölf verschiedene Verbalmodi abgeleitet werden können, zusammen mit einer Anzahl von Nomen und Adjektiven. Dies ist mit triliteraler Wurzel gemeint und bestimmte Worte werden daraus durch die Einfügung langer oder kurzer Vokale und das Hinzufügen von Vorsilben oder Nachsilben. Die Wurzel an sich ist ‘tot’ – unaussprechbar – bis sie zum Leben erweckt wird, das heißt, mit den Vokalen vokalisiert wird, und durch deren Platzierung wird die Grundbedeutung in zahlreiche unterschiedliche Richtungen entwickelt. Die Wurzel wurde auch manchmal als ‘Körper’ bezeichnet und das Vokalisieren ans ‘Seele’; oder von der Wurzel wächst ein großer Baum. Ohne die Bedeutungen zu verstehen und die verknüpften Konzepte der arabischen Worte, ist es unmöglich, die Reichhaltigkeit der verbundenen Bedeutungen zu würdigen, die Schwierigkeit, die Worte ins Deutsche zu übersetzen und die Beziehungen unter den arabischen Worten herauszufinden, die im Original offensichtlich sind.
Die Inanspruchnahme des Muslim durch die erhabenen Sprache des Quran wuchs mit dem Studium der Grammatik und Rhetorik, besonders als Nicht-Araber in großen Zahlen in den Islam eintraten und in Eigentümlichkeiten der Sprache der Offenbarung unterrichtet werden mussten. Der Glaube, dass das Buch nicht zu übersetzen ist, zwang jene, die den Islam annahmen dazu, arabisch zu lernen, oder zumindest mit dem arabischen Alphabet vertraut zu werden. In vielen Fällen führte das dazu, dass ganze Nationen arabisch zu ihrer Volkssprache annahmen, wie dies bei allen arabischen Staaten außerhalb der Arabischen Halbinsel der Fall war. Dies hatte auch großen Einfluss auf andere Sprachen, wie Persisch, Türkisch, Malai und viele andere, die die arabische Schrift übernahmen. Quranische Aussagen und Ausdrücke werden genauso häufig in der hohen Literatur wie in alltäglichen Gesprächen verwendet, selbst unter Nicht-Arabern und arabischen Nicht-Muslimen.
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