Die Geschichte des Quran (teil 1 von 4): Gottes letzte Offenbarung
Beschreibung: Was ist der Quran?
- von Aisha Stacey (© 2014 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 26 May 2014
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Muslime glauben, dass der Qur´an die letzte Offenbarung Gottes ist. Sie glauben, er ist wortwörtlich Gottes Wort, über viele Jahre hinweg seinem letzten Propheten Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, offenbart. Der Qur´an steckt voller Weisheit. Er ist voller Wunder und Lobpreis Gottes und ein Zeugnis Seiner Gnade und Gerechtigkeit. Er ist kein historisches Buch, kein Buch der Geschichten und kein wissenschaftliches Lehrbuch, obwohl er von allem ein bisschen enthält. Der Qur´an ist das großartigste Geschenk Gottes für die Menschheit – es ist ein Buch wie kein anderes. Im zweiten Vers des zweiten Kapitels des Qur´an beschreibt Gott den Qur´an, indem Er ihn ein Buch nennt, in dem es keinen Zweifel gibt, eine Rechtleitung für diejenigen, die fromm, rechtschaffen und gottesfürchtig sind. (Quran 2:2)
Der Qur´an ist das Herzstück des Islam. An ihn zu glauben ist eine Voraussetzung. Einer, der nicht an den Qur´an glaubt, in seiner Gesamtheit, kann nicht behaupten, Muslim zu sein.
„Der Gesandte glaubt an das, was ihm von seinem Herrn herab gesandt worden ist, ebenso die Gläubigen; sie alle glauben an Gott und an Seine Engel und an Seine Bücher und an Seine Gesandten. Wir machen keinen Unterschied zwischen Seinen Gesandten. Und sie sagen: "Wir hören und gehorchen. Gewähre uns Deine Vergebung, unser Herr, und zu Dir ist die Heimkehr.“ (Quran 2:285)
Der Islam besitzt zwei Hauptquellen, den Qur´an und die authentischen Überlieferungen vom Propheten Muhammad, die den Qur´an erklären und erweitern.
„Und Wir haben dir das Buch nur deshalb hinabgesandt, auf dass du ihnen das erklärest, worüber sie uneinig sind, und (Wir haben es) als Führung und Barmherzigkeit für die Leute, die glauben, (hinabgesandt).“ (Quran 16:64)
Der Qur´an wurde dem Propheten Muhammad durch den Engel Gabriel überliefert und über einen Zeitraum von 23 Jahren offenbart.
„Und Wir haben den Quran in Abschnitten offenbart, damit du ihn den Menschen in Ruhe verlesen mögest, und Wir sandten ihn nach und nach hinab.“ (Quran 17:106)
Dem Propheten Muhammad wurde von Gott befohlen, den Qur´an der gesamten Menschheit zu überbringen und diese Verantwortung lastete schwer auf ihm. Sogar bei seiner Abschiedsrede rief er die anwesenden Menschen auf, zu bezeugen, dass er die Botschaft überbracht hat.
Der Qur´an erläutert das Konzept von Gott, er erklärt detailliert, was erlaubt und was verboten ist, er erklärt die Grundlagen guter Manieren und Sitten und gibt Regeln zum Gottesdienst vor. Er erzählt Geschichten von den Propheten und unseren rechtschaffenen Vorfahren und beschreibt Paradies und Hölle. Der Qur´an wurde für die gesamte Menschheit herab gesandt.
Das Buch, das den Qur´an (die Worte Gottes) enthält, wird Mushaf genannt. Der Qur´an ist in seinem Inhalt und seinem Stil so einzigartig, dass er nicht übersetzt werden kann; daher wird jede Übersetzung als Interpretation der Bedeutung des Qur´an betrachtet.
Wenn Gott Propheten zu den verschiedenen Nationen gesandt hat, hat Er ihnen oft erlaubt, Wunder zu vollbringen, die in ihrer speziellen Zeit und an jenem Ort relevant waren. In der Zeit von Moses waren Magie und Zauberei weit verbreitet, deshalb beeindruckten die Wunder Moses´ die Menschen, die er rechtleiten sollte. In der Zeit von Muhammad waren die Araber, obwohl die meisten Analphabeten waren, Meister des gesprochenen Wortes. Ihre Gedichte und Prosa wurden als außergewöhnlich angesehen und Beispiele literarischer Exzellenz.
Wenn der Prophet Muhammad den Qur´an rezitierte – die Worte Gottes – waren die Araber von seinem erhabenen Klang und seiner außergewöhnlichen Schönheit bewegt. Der Qur´an war das Wunder des Propheten Muhammads von Gott. Muhammad konnte weder lesen noch schreiben, daher wussten die Araber, dass er unmöglich so ausdrucksvolle Worte produziert haben konnte, dennoch weigerten sich einige, zu glauben, dass der Qur´an das Wort Gottes ist. Gott forderte sie daher im Qur´an heraus, einen entsprechenden Text hervorzubringen.
„Und wenn ihr im Zweifel seid über das, was Wir auf Unseren Diener herab gesandt haben, so bringt doch eine Sura gleicher Art herbei und beruft euch auf eure Zeugen außer Gott, wenn ihr wahrhaftig seid.” (Quran 2:23)
Natürlich waren sie nicht in der Lage, dies zu tun. Im Gegensatz zu denen, die den Ursprung des Qur´an in Frage stellten, konvertierten viele Araber zum Islam, nachdem sie die Rezitation gehört hatten. Sie wussten auf Anhieb, dass so erhabene Schönheit nur von Gott kommen kann. Noch heute ist es möglich, Muslime zu sehen, die beim Hören oder Rezitieren des Qur´an zu Tränen gerührt werden. Tatsächlich werden sogar Menschen, die nicht in der Lage sind, auch nur ein einziges Wort der arabischen Sprache zu verstehen, berührt durch die innere Schönheit des Qur´an.
Nachdem wir festgestellt haben, dass der Qur´an das Wort Gottes ist und dass er eine Rezitation ist, ist es ebenfalls wichtig zu verstehen, dass der Qur´an über 1400 Jahre lang unverändert geblieben ist. Wenn heute ein Muslim in Ägypten seinen Mushaf in der Hand hält und zu rezitieren beginnt, kannst du sicher sein, dass ein anderer Muslim auf den weit entfernten Fidschi-Inseln genau dieselben Worte liest und rezitiert. Es gibt keine Unterschiede. Ein Kind in Frankreich, dass seinen ersten Mushaf in der Hand hält, rezitiert dieselben Worte, die von den Lippen des Propheten Muhammad flossen.
Gott versichert uns im Qur´an, dass Er Seine Worte sicher beschützen wird. Er sagt: „Wahrlich, Wir Selbst haben diese Ermahnung hinabgesandt, und sicherlich werden Wir ihr Hüter sein.“ (Quran 15:9) Dies bedeutet, dass Gott ihn davor bewahren wird, dass irgend etwas Falsches hinzugefügt oder irgendein Teil weggelassen wird.[1] Er ist vor Manipulationen geschützt und wenn jemand versucht, die Bedeutung des Qur´an zu verdrehen, wird Gott jemanden schicken, der den Betrug enthüllt.[2] Muslime glauben, dass die früheren Offenbarungen, einschließlich der Torah und die Evangelien von Jesus, entweder im Altertum verloren gegangen waren, oder verändert und verdreht wurden, daher ist es ein Trost zu wissen, dass Gottes Worte – der Qur´an – nun gut beschützt werden.
Gott hat den Qur´an aus den Himmeln dem Engel Gabriel im ruhmreichen Monat Ramadhan herab gesandt. Die Geschichte, wie diese Rezitation herab gesandt wurde und wie der Qur´an weltweit verfügbar wurde, mit einer Interpretation der Bedeutung in über 100 Sprachen, wird im 2. Teil besprochen.
Die Geschichte des Quran (teil 2 von 4): Von der geschützten Tafel zur Menschheit
Beschreibung: Wie der Qur´an offenbart, auswendig gelernt und niedergeschrieben wurde.
- von Aisha Stacey (© 2014 IslamReligion.com)
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“Und so haben Wir dir nach Unserem Gebot ein Wort offenbart. Weder wusstest du, was die Schrift noch was der Glaube ist. Doch Wir haben sie (die Offenbarung) zu einem Licht gemacht, mit dem Wir jenen von Unseren Dienern, denen Wir wollen, den Weg weisen. Wahrlich, du leitest (sie) auf den geraden Weg.” (Quran 42:52)
Der Prophet Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, der letzte Gesandte Gottes, erhielt den Qur´an in zwei Stadien. Diese vollkommenen Worte Gottes wurden herab gesandt, um die Menschheit aus der Dunkelheit ins Licht zu führen; sie sind eine Rechtleitung und Gnade. Der Qur´an – die Worte Gottes sind vollkommene Worte, von einem vollkommenen Gott an Seine Schöpfung. In der Nacht, die als „Nacht der Macht“ im islamischen Monat Ramadhan bekannt ist, ist der Qur´an herabgestiegen vom der bewahrten Tafel[1] zum untersten Himmel. Dann stieg er in kleinen Etappen vom Himmel auf die Erde hinab.
Die Offenbarung wurde dem Propheten Muhammad durch den Engel Gabriel überbracht.[2] Als der Prophet Muhammad ungefähr vierzig Jahre alt war, begann er, Zeit in tiefer Reflexion zu verbringen. Nach seiner geliebten Frau Aisha[3] wurde ihm die Liebe zur Zurückgezogenheit durch lebendige, gute Träume beschert. Er ging zu einer Höhle, die als Hira bekannt ist, um sich zum Gottesdienst zurückzuziehen und über das Leben und seinen Platz in der Welt nachzudenken.
Eines Nachts im Ramadhan kam ein Engel zu ihm und befahl ihm zu lesen. Der Prophet, der weder lesen noch schreiben konnte, antwortete: ´Ich kann nicht lesen.´ Der Engel hielt ihn dann gewaltsam fest und drückte seine Brust so fest, dass er es kaum aushalten konnte. Dann ließ der Engel Muhammad los und befahl ihm wieder zu lesen. Wieder antwortete er: „Aber ich kann nicht lesen.” Der Engel drückte ihn dreimal gewaltsam und Muhammad antwortete jedes Mal, dass er nicht lesen kann (oder fragte, was soll ich lesen). Da berichtete ihm der Engel die ersten Worte des Qur´an.[4]
“Lies im Namen deines Herrn, Der erschuf. Er erschuf den Menschen aus einem Blutklumpen.Lies; denn dein Herr ist Allgütig. Der mit dem Schreibrohr lehrt, lehrt den Menschen, was er nicht wusste.” (Quran 96:1-5)
Nach dieser ersten Offenbarung, die Muhammad beängstigend fand, wurde er eine lange Zeit nicht wieder von dem Engel besucht. Das nächste Mal als er ihn (den Engel) traf, ging er allein. Der Prophet Muhammad hörte eine Stimme vom Himmel. Er blickte nach oben und sah den Engel auf einem Stuhl zwischen Himmel und Erde sitzen. Muhammad hatte Angst und lief Trost suchend nach Hause und ließ sich in Decken hüllen. Die zweite Offenbarung kam während dieser Zeit.[5]
“O du Bedeckter! Erhebe dich und warne,und verherrliche deinen Herrn,und reinige deine Kleider,und meide den Götzendienst.”(Quran 74:1-5)
Über die folgenden 23Jahre hinweg bis kurz vor seinem Tod, wurde dem Propheten Muhammad der Qur´an in Etappen offenbart. Verschiedene Gründe wurden dafür angeführt. Einige sagen, er wurde so langsam offenbart, um den Propheten Muhammad zu unterstützen und Themen anzusprechen, wenn sie auftraten.
Aisha, die Ehefrau des Propheten, berichtete, als sie darüber befragt wurde, wie die göttliche Offenbarung zum Propheten kam, antwortete sie: “Manchmal ist es wie das Läuten einer Glocke, diese Form der Inspiration ist die schwerste von allen, und dann vergeht dieser Zustand, wenn ich begriffen habe, was offenbart wurde. Manchmal kommt der Engel in Gestalt eines Mannes undspricht mit mir, bis ich begreife, was er sagt.”.[6] Ibn Abbas beschreibt den Propheten Muhammad, das ser die Offenbarung „mit großer Mühe und schnellen Lippenbewegungen“ ertrug.[7] Wenn dem Propheten Muhammad die Worte des Qur´an offenbart wurden, fing er an, sie auswendig zu lernen.
Auswendig lernen wurde als sehr wichtig angesehen und wurde sogar in den frühen Tagen des Islam weithin praktiziert. Der Prophet Muhammad wies seine Gefährten an, den Qur´an auswendig zu lernen und wandte unterschiedliche Maßnahmen an, um sicherzugehen, dass die Offenbarung in ihren Köpfen bewahrt lieb. Gemäß Ibn Ishaq, einem Zusammensteller einer der ersten Biographien des Propheten Muhammad, war Abdullah Ibn Masood der erste Mann, der den Qur´an öffentlich rezitierte und wurde bei dieser Gelegenheit ernstlich zusammengeschlagen. Der engste Gefährte des Propheten Muhammads Abu Bakr war ebenfalls dafür bekannt, dass er den Qur´an außerhalb seines Hauses in Mekka rezitierte.[8]
Der Quran wurde zu Lebzeiten des Propheten Muhammads von seinen Gefährten auswendig gelernt, und diese Tradition setzte sich in den folgenden Generationen fort. Sogar heute noch lernen Muslime, die nicht in der Lage sind, arabisch zu lesen, genau dieselben Worte, die die Araber des siebten Jahrhunderts auswendig gelernt haben. Die Mehrzahl der Araber waren Analphabeten, wie auch der Prophet Muhammad; allerdings war die Wichtigkeit geschriebener Worte wohlbekannt.
Die göttliche Offenbarung zu bewahren war äußerst wichtig; daher lernten vertrauenswürdige und wissende Menschen den Qur´an auswendig und schrieben die Worte auf. Unter diesen waren vier Männer, die dazu bestimmt waren, Muhammad als Führer der muslimischen Nation zu folgen und ein Mann namens Zaid Ibn Thabit, der maßgeblich daran beteiligt sein sollte, den Qur´an für die vielen Generationen, die noch folgen sollten, zu bewahren.
Materialien zum Schreiben waren schwer zu bekommen und in diesen sehr frühen Tagen wurden Abschnitte des Qur´an auf Tierhäute, helle Steine, Knochen und sogar Baumrinde geschrieben. Die Gefährten schrieben die Worte der Offenbarung nieder und der Prophet Muhammad hörte zu, wie die Männer das Geschriebene rezitierten, um sicherzustellen, dass keine Fehler gemacht wurden. Es kann gesagt werden, dass der Qur´an unter direkter Aufsicht des Propheten Muhammad niedergeschrieben wurde. Der Qur´an wurde nicht in der Reihenfolge offenbart, allerdings wies der Engel Gabriel den Propheten Muhammad an, wie der Qur´an in der göttlich inspirierten korrekten Reihenfolge anzuordnen ist.
Fußnoten:
[1] Lauh Al-Mahfuz (die geschützte Tafel) ist das Buch, in das Gott die göttlichen Erlasse und das Schicksal der gesamten Geschöpfe niedergeschrieben hat. Es war vor der Schöpfung bei Gott.
[2] Suyuti’ in Al Itqan Fi Ulum Al Quran, Beirut, 1973, Vol. I pp. 39-40 auf der Grundlage dreier Berichte von 'Abdullah Ibn 'Abbas, in Hakim, Baihaqi und Nasa'i.
[3] Sahieh Al-Bukhari
[4] Dies sind die ersten Worte, die offenbart wurden, nicht zu verwechseln mit dem ersten Kapitel des Qur´an, denn die Abschnitte des Qur´an wurden nicht in der Reihenfolge offenbart.
[5] Sahieh Al-Bukhari
[6] Ibid
[7] Ibid
[8] Ibn Hisham
Die Geschichte des Quran (teil 3 von 4): Eine Offenbarung gut bewahrt und beschützt
Beschreibung: Wie die Worte Gottes in einem Buch zusammengefasst wurden.
- von Aisha Stacey (© 2014 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 02 Jun 2014
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“Wahrlich, Wir Selbst haben diese Ermahnung hinabgesandt, und sicherlich werden Wir ihr Hüter sein.” (Quran 15:9)
Als Gott Seine Worte der Rechtleitung für die gesamte Menschheit - den Qur´an - offenbarte, versprach Er, ihn zu bewahren. Eine der Arten, wie er bewahrt wurde, war dass Männer, Frauen und Kinder um den Propheten herum ihn auswendig lernten, sorgfältig auf jedes einzelne Wort achtend. In den ganz frühen Tagen des Islam lag die Betonung auf dem auswendig lernen, bald jedoch haben diejenigen, die des Lesens und Schreibens mächtig waren, angefangen, die Worte des Qur´an auf allem, was möglich war, aufzuschreiben. Sie schrieben auf flachen Steinen, Baumrinde, Knochen und sogar Tierhäuten.
Wenn dem Propheten Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, die Worte Gottes durch den Engel Gabriel offenbart wurden, rief er nach einem Schreiber, um die Worte niederzuschreiben, wenn sie von seinen Lippen flossen. Der Hauptschreiber war ein Mann mit dem Namen Zaid Ibn Thabit. Viele Gefährten berichteten, dass der Prophet Muhammad nach Zaid rufen ließ und sagte: “lasst ihn die Tafel, die Tinte und den Schulterblattknochen bringen.“[1] Zu Lebzeiten des Propheten existierte der Qur´an eher auf Stückchen und Bruchstücken von Schreibmaterialien, als in Buchform.
Einer der Gründe dafür, dass der Qur´an in jenem Stadium nicht in Buchform existierte, war, dass er nicht in der Reihenfolge offenbart worden war. Die Kapitel und Verse wurden über einen Zeitraum von 23Jahren offenbart, häufig als Antwort auf Geschehnisse im Leben und Zeiten der frühen muslimischen Gemeinde. Allerdings war die Anordnung der Kapitel und Verse des Qur´an dem Propheten Muhammad bekannt. Wenn der Engel Gabriel die göttlichen Worte offenbarte, machte er auch Anweisungen wohin die Verse und Kapitel gehörten.
Der Qur´an wurde unter direkter Aufsicht des Propheten Muhammad niedergeschrieben. Uthman, einer der engsten Gefährten des Propheten, erinnerte sich daran: “wenn ihm etwas offenbart worden war, rief der Prophet einen derjenigen, die für ihn zu schreiben pflegten und sagte: ‘platziere diese Verse in das Kapitel, wo dieses und jenes erwähnt wird’ und wenn nur ein Vers offenbart wurde, sagte er: ‘platziere diesen Vers in dieses Kapitel’”[2].
Auf diese Art waren zur Zeit vom Tod des Propheten die Stücke des Qur´an in den treuen Händen vieler Mitglieder der muslimischen Gemeinschaft. Einige besaßen nur ein paar Seiten, von denen sie lernten zu rezitieren, andere wie die Schreiber, hatten verschiedene Kapitel, und wieder andere hatten Rindenstücke oder Tierhäute, die nur einen Vers enthielten.
Während der Zeit von Abu Bakr, dem Mann, der ausgewählt wurde, die muslimische Nation nach dem Tod des Propheten Muhammad zu führen, befand sich weite Teile der muslimischen Gemeinschaft in einer Zeit des Bürgerkriegs. Falsche Propheten erhoben sich und viele verwirrte Menschen, die nicht in der Lage waren, ihren Glauben ohne den Propheten Muhammad zu bewahren, verließen den Islam. Schlachten und Gefechte fanden statt und viele der Männer, die den Qur´an auswendig gelernt hatten, verloren ihr Leben.
Abu Bakr fürchtete, der Qur´an könnte verloren gehen, daher beratschlagte er sich mit einigen der älteren Gefährten darüber, den Qur´an in einem einzigen Buch zusammenzufassen. Er bat Zaid ibn Thabit diese Aufgabe zu überwachen. Zuerst fühlte sich Zaid unwohl dabei, etwas zu tun, das der Prophet nicht ausdrücklich angeordnet hatte. Doch schließlich stimmte er zu, Teile des Qur´an zu sammeln, sowohl geschriebene als auch auswendig gelernte, und ein Buch zusammenzustellen – den Mushaf. In den Überlieferungen des Propheten Muhammads finden wir Zaid Ibn Thabits eigene Erinnerung, wie es zu der Zusammenstellung des Qur´an kam.[3]
„Abu Bakr schickte nach mir, als die Menschen von al-Yamaamah getötet worden waren [d.h., eine Zahl der Gefährten des Propheten, die gegen den falschen Propheten Musaylimah gekämpft hatten]. Ich ging zu ihm und fand Umar ibn al-Khattab mit ihm sitzend. Abu Bakr sagte dann zu mir: ‘Umar ist gekommen, um zu sagen, dass die Verluste schwer waren, unter denen die den Qur´an auswendig gelernt hatten, und ich fürchte, dass es auf anderen Schlachtfeldern noch mehr Verluste geben wird, wodurch ein großer Teil des Qur´an verloren gehen könnte. Daher schlage ich vor, dass du (Abu Bakr) anordnest, dass der Qur´an gesammelt wird.”
Ich sagte zu ´Umar: „Wie kannst du etwas tun, das der Gesandte Gottes nicht getan hat? ´Umar sagte: „Bei Gott, es ist etwas Gutes.” ´Umar drängte mich weiter, seinen Vorschlag zu akzeptieren, bis Gott mein Herz öffnete und ich zu bemerken anfing, dass es eine gute Idee war. Da sage Abu Bakr (zu mir): „Du bist ein intelligenter junger Mann, und wir haben keinen Argwohn gegen dich, du hast die göttliche Eingebung für den Gesandten Gottes nieder geschrieben, also suche die bruchstückhaften Schriften des Qur´an und fasse sie zu einem Buch zusammen.”
„Bei Gott, wenn sie mir befohlen hätten, einen der Berge zu versetzen, es wäre für mich nicht schwerer gewesen als dies (der Befehl, den Qur´an zusammenzutragen). Dann sagte ich zu Abu Bakr: „Wie kannst du etwas tun, das der Gesandte Gottes nicht getan hat?“ Abu Bakr antwortete: „Bei Gott, es ist etwas Gutes.” Abu Bakr drängte mich weiter, seine Idee zu akzeptieren, bis Gott mein Herz für das öffnete, zu dem Er die Herzen von Abu Bakr und Umar bereits geöffnet hatte. Deshalb fing ich an, nach dem Qur´an zu suchen und ihn auf dem zu sammeln, worauf er geschrieben war: Palmenstengel, dünne weiße Steine und auch von Männern, die ihn auswendig kannten, bis ich alles gesammelt hatte. .
Zaid hatte den ganzen Qur´an auswendig gelernt und war der vertrauteste Schreiber des Propheten Muhammad gewesen; daher wäre es ihm möglich gewesen, den gesamten Qur´an aus seinem eigenen Gedächtnis aufzuschreiben. Allerdings benutzte er nicht nur diese Methode. Er war sehr sorgfältig und ging bei seiner Zusammenstellung des Qur´an sehr methodisch vor und schrieb die Verse nicht eher auf, bevor er nicht mindestens zwei Bestätigungen durch Gefährten des Propheten Muhammad erhalten hatte.
So kam es, dass der Qur´an aufgeschrieben und in Buchform zusammengefasst wurde. Er blieb bis zu seinem Tod bei Abu Bakr, dann gelangte er in den Besitz von Umar Ibn al Khattab. Nach Umars Tod wurde er seiner Tochter Hafsa anvertraut. Dies ist allerdings nicht das Ende der Geschichte des Qur´an. In der Zeit von Uthman, dem dritten Führer der muslimischen Nation, wurde das Buch, das den Qur´an enthält, der Mushaf, vereinheitlicht. Der Qur´an wurde nun nicht mehr in den verschiedenen Dialekten des Arabischen aufgeschrieben. In Teil 4 werden wir entdecken, wie der Mushaf bekannt als der Uthmani Quran, zustande kam.
Die Geschichte des Quran (teil 4 von 4): Damals, heute und für alle Zeiten
Beschreibung: Der Ursprung des Qur´an, den wir heute in unseren Händen halten.
- von Aisha Stacey (© 2014 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 02 Jun 2014
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Als der Qur´an dem Propheten Muhammad durch den Engel Gabriel offenbart wurde, wurde er in sieben arabischen Dialekten offenbart[1], wenn daher verschiedene Gefährten rezitierten, gab es leichte Unterschiede in der Aussprache. Während der Prophet Muhammad noch lebte, konnte er jeglichen Disput über die Aussprache klären und lösen.
Von den Überlieferungen des Propheten Muhammad, berichtete Umar Ibn Al Khattab eine Anekdote, die deutlich zeigt, wie die Menschen um den Propheten darauf bedacht waren, die Authentizität des Qur´an zu bewahren und dass der Prophet Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, in der Lage war, alle Streitigkeiten beizulegen. Er sagte:
Ich hörte Hisham bin Hakim auf eine andere Weise rezitieren als meine. Daher war ich im Begriff, mit ihm zu streiten (während des Gebets) aber ich wartete, bis er es beendet hatte, dann brachte ich ihn zum Gesandten Gottes und sagte: „Ich hörte ihn anders rezitieren, als du es mir beigebracht hast.” Der Prophet befahl mir, ihn freizulassen und bat ihn zu rezitieren. Als er rezitierte, sagte der Gesandte Gottes: „Es wurde auf diese Weise offenbart.“ Dann forderte er mich auf, dieselben Verse zu rezitieren, er sagte: “Es wurde auf diese Weise offenbart. Der Qur´an wurde auf sieben verschiedene Arten offenbart, also rezitiert ihn so, wie es euch am leichtesten fällt.“[2]
Nach dem Tod des Propheten Muhammad, traten hunderttausende Nicht-Araber zum Islam ein. In der Zeit, als Uthman Ibn Affan der Führer der islamischen Nation war, wurde der Qur´an in einer Vielzahl von Akzenten und Dialekten gelesen. Viele Menschen, insbesondere diejenigen, die neu im Islam waren, kamen durcheinander und einige Gefährten des Propheten Muhammad fingen an zu fürchten, die Authentizität des Qur´an könnte beeinträchtigt werden.
Als er auf einer Reise war, bemerkte einer der Gefährten des Propheten Muhammad, dass es viele unterschiedliche Rezitationen des Qur´an im gesamten muslimischen Khalifat gab. Er machte Uthman den Vorschlag, dass es eine offizielle Version für die Rezitation geben sollte in dem Dialekt des Stammes der Quraisch und geschrieben in dem Stil, der in der Stadt Medina verwendet wurde. Alle Dialekte der arabischen Sprache waren für ihre Eloquenz bekannt, doch der Dialekt der Quraisch wurde als der ausdrucksvollste und deutlichste angesehen, und so wurde er über Generationen hinweg als der Dialekt des Qur´an bekannt.
Uthman Ibn Affan kannte den Qur´an auswendig und besaß gründliches Wissen über die Zusammenhänge und Umstände bezüglich eines jeden Verses, daher war er eine geeignete Person, um die Standardisierung des Qur´an zu beaufsichtigen. Wie wir wissen, ist der Qur´an in der Zeit von Abu Bakr zusammen gefügt worden und befand sich im Gewahrsam von Umar Ibn Al Khattabs Tochter und der Ehefrau des Propheten Muhammads Hafsa. Uthman sandte zu Hafsa und übernahm das Original des Mushaf. Die authentischen Überlieferungen des Propheten Muhammad berichten das Ereignis folgendermaßen.
Hudhaifa kam zu Uthman zu der Zeit als sich das Volk von Syrien und das Volk vom Irak im Krieg mit Armenien und Aserbaidschan befand. Er war über ihre (des syrischen und des irakischen Volkes) Differenzen in der Rezitation alarmiert, daher sagte er zu ‘Uthman: “O Führer der Gläubigen! Rette diese Nation, bevor sie sich über den Qur´an streiten, wie die Juden und die Christen über ihre Bücher stritten.” Aus diesem Grund schickte ‘Uthman eine Botschaft zu Hafsa, in der er sagte: „Sende uns das Manuskript, damit wir Abschriften anfertigen und dann werden wir es dir zurück geben.” [3]
Wieder einmal unternahmen die Führer der Gläubigen und die Männer und Frauen unter den Gefährten des Propheten große Anstrengungen, um die Worte Gottes zu bewahren und der Botschaft treu zu bleiben. Uthman befahl einigen der vertrauenswürdigsten Gefährten, wieder einmal einschließlich Zaid Ibn Thabit, sorgfältige Abschriften des Mushaf, anzufertigen, indem er sagte: „falls ihr uneinig seid, schreibt es in dem Dialekt der Quraisch”.[4]
Das Original Manuskript wurde zu Hafsa zurückgesandt, und dann ordnete Uthman an, dass alle anderen inoffiziellen Manuskripte verbrannt oder anders zerstört werden. So wurde den Streitigkeiten ein Ende gesetzt und die Muslime wurden vereint. Der Uthmani Quran ist der Mushaf , den über 1.2 Milliarden Muslime auf der Welt heute benutzen. Der Qur´an ist von Generation zu Generation bewahrt geblieben. Jeder Mushaf ist eine exakte Abschrift des Originals.
„Wahrlich, Wir Selbst haben diese Ermahnung hinabgesandt, und sicherlich werden Wir ihr Hüter sein.” (Quran 15:9)
Es ist nicht genau bekannt, wie viele Abschriften von Uthman angefertigt wurden, aber viele glauben, dass es fünf gewesen sind, seine eigene Abschrift nicht mit inbegriffen. Die Städte Mekka, Medina, Damaskus, Kufa und Basra erhielten jede eine Abschrift. In der gesamten frühen islamischen Literatur wurden Verweise auf diese Abschriften gemacht, und es wird angenommen, dass noch Original Manuskripte in der Türkei und in Usbekistan existieren.
Ibn Batuta, sagte im vierzehnten Jahrhundert, er habe in Granada, Marrakesch, Basra und anderen Städten Abschriften oder Blätter von den Abschriften gesehen, die unter Uthman angefertigt worden waren. Ibn Kathir berichtete, er habe eine Abschrift des Uthmani Quran gesehen, die von Palästina nach Damaskus gebracht wurde. Er sagte, er war ´sehr groß, in wunderschöner Schrift mit starker Tinte, auf Pergament aus Kamelhaut denke ich.’[5] Ibn Jubair sagte, er hatte ein Uthmani Manuskript in der Moschee von Medina im Jahre 1184 nChr. Einige sagten, es blieb in Medina bis die Türken es im ersten Weltkrieg entfernt hatten. Der Vertrag von Versailles enthält folgende Klausel:
Artikel 246: Innerhalb von sechs Monaten nach Inkrafttreten des gegenwärtigen Vertrags, wird Deutschland seiner Majestät, König des Hedjaz, den originalen Qur´an des Khalifen Uthman wiedergeben, der durch die türkische Obrigkeit aus Medina entwendet und dem ehemaligen Kaiser William II präsentiert worden war.”[6]
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