Träume (teil 1 von 2): Träume ich?
Beschreibung: Was der Islam über Träume und träumen sagt.
- von Aisha Stacey (© 2014 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 20 Oct 2014
- Zuletzt verändert am 01 Feb 2015
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Das Merriam Webster online Dictionary definiert einen Traum als eine Reihe von Gedanken, Bildern oder Emotionen, die während des Schlafens auftreten. Träume und das Nachsinnen über ihre Bedeutungen und Auslegungen bereichern unsere Leben. Träume bringen uns mit unseren tiefsten Emotionen in Berührung; sie verzaubern uns und ängstigen uns; sie enthalten unsere geheimsten Wünsche und Befürchtungen. Dies ist keine vergängliche Modeerscheinung oder ein New Age Trend. Träume haben die Menschheit zahllose Generationen lang begleitet und werden ohne Zweifel bis zum Ende der Tage mit uns sein.
Träume porträtieren häufig Ereignisse, die in der physikalischen Realität unmöglich oder unwahrscheinlich sind und stehen außerhalb der Kontrolle des Träumers. Viele Menschen berichten von starken Emotionen beim Träumen und beängstigende oder unangenehme Träume werden als Alpträume bezeichnet.
Die Geschichte der Träume und ihrer Deutung führt uns ins alte Ägypten zurück und es wird gesagt, dass der erste schriftliche Bericht einer Traumdeutung von 1350 vChr. stammt. Ursprünglich dachte man in Ägypten, Träume seien Teile der übernatürlichen Welt. Sie wurden für Botschaften gehalten, die während der Nacht geschickt wurden, vielleicht als frühes Warnmittel vor einer Katastrophe oder Glück. Für Muslime ist dies nicht überraschend. Kapitel 11 des Qur´an mit dem Titel "Josef" beginnt mit einem Traum und endet mit der Deutung des Traumes. Zur Zeit des Propheten Josef, waren Träume und Traumdeutungen sehr wichtig, und es wird in der gesamten Geschichte von Josef deutlich. Der Prophet Josef ist in der Lage, Träume zu deuten und der Prophet Jakob (Josefs Vater), die Gefährten im Gefängnis und der König von Ägypten, alle erleben Träume.
Wir wissen, dass im alten Ägypten Träume vorwiegend von Priestern interpretiert wurden, und dass in antiken griechischen und römischen Gebieten Träum in einen religiösen Kontext gesehen wurden und bis zur hellenistischen Ära von Aristoteles wurde gedacht, Träume haben die Fähigkeit zu heilen. Traumdeuter halfen Ärzten dabei, Diagnosen zu stellen. Es gibt viele Übertreibungen und Ansichten im Zusammenhang mit Träumen.
Für einige Chinesen ist Träumen ein tatsächlicher Ort, den die Seele jede Nacht besucht und aus diesem Grund haben viele Menschen Angst vor Weckern, aus Angst, ihre Seele könne aufgeweckt werden und nicht mehr in der Lage sein, in ihren Körper zurückzukehren. Einige amerikanischen Eingeborenenstämme und mexikanische Zivilisationen teilen dasselbe Verständnis von einer Traumdimension.
Während des Mittelalters wurden Träume in jüdisch-christlichen Gesellschaften als schlimme Versuchungen des Satan angesehen. Mit der Bewegung ins 19. Jahrhundert wurden Träume als Symptome der Ängstlichkeit abgewiesen, das heißt, bis Sigmund Freud die Bedeutung von Träumen wieder bekräftigte. In der muslimischen Welt allerdings wurde von Träumen ein wenig anders gedacht. In der vorislamischen arabischen Dichtung gibt es ständige Beschreibungen von schamanischen Traumvisionen von solchen Dingen wie Ritualtod und Wiedergeburt. Die Rolle des Schamanen (einer Person, die behauptet, Zugang zu und Einfluss auf die Welt des Übernatürlichen zu besitzen) beinhaltete Traumdeutung und Poet, daher ist es kein Wunder, dass der Prophet Muhammad immer wieder wiederholte, dass er kein Dichter sei. Die Ankunft des Islam räumte mit vielen Missverständnissen und unrichtigen Praktiken auf, die in der arabischen Gesellschaft existierten, nicht zuletzt die durchdringende Haltung gegenüberTräumen und ihrer Deutung.
Der Islam sagt, dass Träume eine Bedeutung haben können, doch die Gelehrten haben davor gewarnt, dass nicht alle Träume als solche betrachtet werden können. Der bekannte islamische Gelehrte Ibn Sirin, ein Experte in der Traumdeutung, erwähnt in seinem klassischen Werk über dieses Thema, dass Traumdeutung eine schwierige Wissenschaft ist und dass Gelehrte sie mit der größten Sorgfalt behandeln. Der Prophet Muhammad lehrte uns über Träume, auch mit größter Sorgfalt, und er erwähnt Träume und häufig träumen.
"Tatsächlich die größte der Lügen ist die einer Person, die fälschlicherweise behauptet, einen Traum gehabt zu haben." [1]
"Wahre Träume sind von Allah und schlechte Träume sind von Schaitan (Satan)." [2]
"Diejenigen von euch, mit den wahrsten Träumen, werden diejenigen sein mit der wahrhaftigsten Rede."[3]
"Wenn irgendeiner von euch einen Traum hat, den er mag, dann ist er von Allah. Er sollte Allah dafür danken und ihn anderen erzählen."[4]
Es stammt vom Propheten Muhammad, dass wir lernen, dass Träume von drei Arten sind, im Arabischen bekannt als Rahmani (von Gott), Nafsani (vom Ego) und Schaytani (von Satan). Er sagte: "Träume sind von drei Arten: ein Traum von Gott; ein Traum, der Kummer bereitet und von Satan kommt; und ein Traum der von dem kommt, was eine Person denkt, wenn sie wach ist und sie sieht es, wenn sie schläft."[5] Der Prophet Muhammad belehrt uns weiter recht pragmatisch über die Bedeutung von Träumen.
"Wenn irgendeiner von euch einen Traum sieht, den er nicht mag, soll er dreimal auf seine linke Seite blasen[6], und dreimal bei Gott Zuflucht vor dem Satan suchen und sich von der Seite auf der er schlief umdrehen."[7]
Die Wichtigkeit eines Traumes steht gewöhnlich in direkter Proportion zu dem Eindruck, den er auf den Träumer hinterlässt. Die meisten Träume geschehen unter normalen Umständen und haben keinen realen Wert oder bedürfen einer Deutung. Sie leiten sich von unseren weltlichen Erfahrungen und Aktivitäten ab, von einer Person, über die gesprochen wurde, einem Buch, das man las oder dem Fernsehprogramm, das man schaute. Andere Träume entspringen der Phantasie oder Vorstellungskraft, sind verspielt und harmlos. Und dann gibt es Träume, die sind prophetisch, Träume, die die Zukunft vorauszusagen scheinen. Diese Träume können nicht leicht verstanden werden, außer von einer Person, die über die notwendige Fertigkeit oder das Wissen verfügt.
Im zweiten Teil werden wir die Wissenschaft der Traumdeutung untersuchen.
Träume (teil 2 von 2): Traumdeutung
Beschreibung: Die Obskurität der Traumdeutung in der Religion des Islam.
- von Aisha Stacey (© 2014 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 27 Oct 2014
- Zuletzt verändert am 27 Oct 2014
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In seinem Buch über Traumdeutung sagt Ibn Qutaybah: „Es gibt nichts, in dem sich Menschen aus verschiedenen wissenschaftlichen Bereichen befassen, das dunkler, empfindlicher, erhabener, edler, schwieriger und problematischer ist als Träume, denn sie sind eine Art der Offenbarung und eine Art des Prophetentums."
Dies sind weise Worte und spiegeln die Position vieler islamischer Gelehrter wieder, dass Träume von jemandem, der die Qualifikation dazu hat, interpretiert werden sollten. Es gibt eine Reihe von Problemen und Stolpersteinen, die der Praxis der Traumdeutung innewohnen. Zum Beispiel könnte ein Traum von einer Person gesehen werden, die aber für jemand anderen steht.
Einer von den Gefährten des Propheten Muhammad sah einen Traum für Abu Jahl[1], dass er ein Muslim wurde und dem Propheten die Treue schwor. Dies geschah nie, dieser Traum war für seinen Sohn Ikrima, der zu einem späteren Zeitpunkt zum Islam Konvertierte und dem Propheten die Treue schwor. In einem anderen Beispiel wurde ein Traum über Usayd bin Abil Aas gesehen, dass er Gouverneur von Mekka wurde, dies geschah jedoch nicht, sondern sein Sohn ‘Attab wurde Gouverneur von Mekka.
Symbole in Träumen könnten auch Stolpersteine bei der korrekten Auslegung von Träumen werden. Symbole in Träumen können für verschiedene Menschen unterschiedliche Dinge bedeuten. Zum Beispiel könnte ein Traum von einer Katze glückliche Kindheitserinnerungen wachrufen oder er könnte für eine andere Person, die von einer wilden Katze angegriffen und gekratzt worden ist, Angst und Schmerzen symbolisieren.
Es genügt, um zu erkennen, dass ein Traum gut, schlecht oder ohne jegliche Konsequenzen sein kann.
a) Träume werden manchmal als wahr, gut oder von Gott beschrieben. Was mit wahr gemeint ist, ist dass sie wahr werden. Was mit gut gemeint ist, ist dass sie gute Neuigkeiten bringen oder die Aufmerksamkeit auf einige Fehler lenken, derer man sich nicht bewusst ist. Was damit gemeint ist, dass sie von Gott sind, ist dass sie durch Seine Gnade und Barmherzigkeit geschehen oder als Warnung, als frohe Botschaft oder als Rechtleitung von Ihm. Der Prophet Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, sagte: "Wenn einer von euch einen Traum hat, den er mag, dann ist er von Gott. Er sollte Gott danken und ihn anderen erzählen."[2]
b) Schlechte Träume sind solche, die Trauer oder Kummer bei dem Träumer hervorrufen. Diese Träume sind von Satan. Was mit Trauer hervorrufen gemeint ist, ist dass sie einen traurig machen und Kummer verursachen. Was damit gemeint ist, dass sie von Satan sind, ist dass sie von ihm eingeflüstert wurden, um Angst zu verursachen oder weil er mit dem Schlafenden spielt.
"Die geheime Verschwörung rührt allein von Satan her, der die betrüben will, die gläubig sind; doch er kann ihnen nicht den geringsten Schaden zufügen, es sei denn mit Gottes Erlaubnis. Und auf Gott sollen die Gläubigen vertrauen..." (Quran 58:10)
Satan ist fleißig bemüht, alles einzusetzen, um Kummer zu verursachen, dabei kommt es nicht darauf an, ob die Person wach ist oder schläft, und Satan ist ein Feind der Menschheit.
"Wahrlich, Satan ist euer Feind; so haltet ihn für einen Feind..." (Quran 35:6)
Wenn einer einen schlechten Traum sieht, manchmal wird das als Alptraum bezeichnet, der Angst, Kummer oder Unwohlsein verursacht, sollte er oder sie folgendes tun:
Erstens: anerkennen, dass dieser Traum von Satan ist, der nur Kummer verursachen will und deshalb sollte man dem Traum keine Beachtung schenken.
Zweitens: Zuflucht bei Gott suchen vor dem verfluchten Satan und dem Schlechten des Traumes und dreimal trocken auf seine oder ihre linke Seite spucken. Man sollte die Einzelheiten eines schlechten Traumes nicht ausplaudern, außer bei einem aufrichtigen Versuch, einen Rat von einer qualifizierten Person zu bekommen. In fast allen Fällen sollten bekümmernde Träume ignoriert und verworfen werden. Sich auf die andere Seite drehen oder aufstehen und ein Gebet mit zwei Rakas beten sind ebenfalls effektive Maßnahmen, um das Gefühl der Hilflosigkeit, das manchmal mit schlechten Träumen verbunden ist, loszuwerden.
c) Es gibt einige Träume, die in keine dieser beiden Kategorien fallen. Diese Träume werden "wirre Träume" genannt, und sie stammen von dem, worüber man gerade nachdenkt, und von Ereignissen und Ängsten, die in unserem Gedächtnis und in unserem Unterbewusstsein gespeichert sind, die während des Schlafs wieder abgespielt werden. Für solche Träume gibt es keine Interpretation.
Eine deutliche Regel über Träume ist, dass es verboten ist, über einen Traum zu lügen, denn ein Traum ist eine sehr ernste Angelegenheit. Der Prophet Muhammad warnte uns davor, dass "Die schlimmste Lüge ist, dass eine Person behauptet, einen Traum gesehen zu haben, den sie nicht gesehen hat."[3] Vielleicht möchte jemand so begierig einen guten Traum haben, dass er sich gezwungen fühlt, einen zu erfinden. Dies ist keine annehmbare Tat, Ehrlichkeit ist ein Wert, der im Islam hoch geschätzt wird. "Diejenigen von euch mit den wahrsten Träumen werden diejenigen sein mit der wahrhaftigsten Rede."[4]
Die Träume der Propheten sind Offenbarungen und die Träume von Menschen, die keine Propheten sind, müssen im Lichte der Offenbarung (Qur´an und authentische Überlieferungen des Propheten Muhammad) betrachtet werden. Doch was ist, wenn man von Propheten träumt, insbesondere vom Propheten Muhammad? Wenn der Prophet Muhammad in einem Traum erscheint und so aussieht, wie er in den authentischen Überlieferungen beschrieben wurde, können wir sicher sein, dass dies ein wahrer Traum ist und ein Traum mit guten Nachrichten. Der Prophet Muhammad sagte: „Wer mich (in einem Traum) sieht, der hat tatsächlich die Wahrheit gesehen, denn Satan kann nicht in meiner Gestalt erscheinen."[5]
Was sagt der Islam darüber, wenn man Gott im Traum sieht? Einige Gelehrte wie Schaikh Ibn Taymiyya bestätigen, dass es möglich ist, Gott Selbst in Träumen zu sehen, aber er betont, dass das, was eine Person in ihrem Traum sieht, nicht das ist, wie Gott aussieht. Es gibt nichts mit Gott Vergleichbares, daher ist unser Gehirn nicht in der Lage, ein wahre Bild zu formen.
„...Es gibt nichts Seinesgleichen; und Er ist der Allhörende, der Allsehende." (Quran 42:11)
Träume haben einige Bedeutung in der Lebensweise des Islam, doch wir müssen vorsichtig sein, und uns nicht zu sehr auf sie verlassen oder glauben, sie steckten voller verborgener Botschaften und Symbole. Die große Mehrheit der Träume sind das Produkt eines aktiven, gesunden Verstandes und kein bisschen prophetisch. Es ist ebenfalls korrekt, anzunehmen, dass das Gebet um Rechtleitung (Istikhara) durch einen Traum beantwortet wird. Schlussfolgernd können wir die Traumdeutung mit den Worten Ibn Sireens, des bekanntesten islamischen Traumdeuters, zusammen fassen. An einem Tag als er über fast 100 oder mehr verschiedene Träume befragt wurde, sagte er zur Beantwortung aller Fragen: „Fürchtet Gott und tut Gutes, wenn ihr wach seid, und was auch immer ihr beim Schlafen sehen werdet, wird euch nicht schaden."
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