Hajj – Die Pilgerreise (teil 1 von 2)
Beschreibung: Der Anfang des Hajj und die Bedeutsamkeit der Kaaba.
- von Saud Alhajeri
- Veröffentlicht am 01 Oct 2012
- Zuletzt verändert am 20 Aug 2017
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Es ist die Zeit des Jahres, in der die Muslime auf der ganzen Welt unruhig werden. Ihr Heim im Mittelpunkt des Planeten ruft nach ihnen. Es ist an der Zeit, dem geliebten Gott des Hauses zu huldigen. Es ist an der Zeit, nach Hause zu kommen. Es ist an der Zeit, nach Hause zum Heiligtum der Kaaba zurückzukehren. Es ist an der Zeit, alles zu lassen und Ihm Folge zu leisten. Es ist an der Zeit, diese Welt der Illusion aufzugeben und zum Hause Gottes zu kommen. Es ist die Zeit für Hajj—die Pilgerreise. Diejenigen, die gehen können, werden nach Mekka streben. Diejenigen, die nicht können, werden an den Feierlichkeiten der Heimkehr teilnehmen, wo auch immer sie sich befinden werden, indem sie das Opferfest feiern werden.
Hajj ist eine Erinnerung an die Liebe und eine Feier des Glaubens. Wir erinnern uns an Abrahams riesiges Opfer für seinen geliebten Gott in Mina. Wir feiern die beispiellose Liebe seiner Frau Hajar für ihren Sohn Ismael und ihr unerschütterliches Vertrauen in die Vorsehung in dieser einsamen Wüste um Safa und Marwa herum. Wir verehren das größte Geschenk Gottes, den Qur´an, indem wir den Tag bei Arafat verbringen, wo die letzte Offenbarung herab gesandt wurde. Wir feiern den Glauben, indem wir uns der Qiblah (Richtung) unserer Gebete von Angesicht zu Angesicht nähern.
Hajj ist ebenfalls ein Akt der Lossagung. Muslime von jedem Winkel der Erde kommen in ihren Leichentüchern – zwei einfachen Baumwolltüchern – die ihren Tod in diesem Leben repräsentieren und ihr Streben zu ihrem ursprünglichem Zuhause. Sie zahlen ihre Schulden, bitten jeden um Verzeihung, verabschieden sich von jedem einzelnen und bereiten sich auf ihren Tod in dieser Welt vor, um bei Ihm zu leben. Jetzt sind wir bereit für den Hajj zur Kaaba, einem ganz besonderen Ort.
Die Kaaba ist ein besonderer Ort. Es war das erste Gotteshaus, das von dem ersten Menschen erbaut wurde. Gott befahl Adam, eine Reise zu unternehmen. Er wanderte –zig Monate, bis er von Gott geleitet nach Mekka kam. Dort wurde er angewiesen, Ihm ein Haus zu errichten. Dies war der erste Haus der Menschheit zur Anbetung Gottes. Dies ist es, wo wir zum ersten Mal gelernt hatten, um unsere Trennung von unserem geliebten Gott zu trauern. Dies ist der Ort, an dem Adam zahllose Tränen um den Verlust der paradiesischen Herrlichkeit vergossen hatte. Dies ist es, wo wir versuchen, Seine Nähe zu erfahren. Dies ist es, wo wir Seine Vertrautheit suchen. Dieses Haus ist der Archetyp, der sich im sichtbaren Teil des Universums sonnt und über das Gefängnis von Zeit und Raum weit hinaus reicht. Dies ist der erste Akt der Aussöhnung mit unserem paradiesischen Schicksal im Heim unseres geliebten Gottes trotz unseren irdischen Aufenthalts.
Die Kaaba ist ein besonderer Ort. Sie war uns dereinst verloren gegangen, aber unser geliebter Gott hat Seinen Freund Abraham (Gottes Friede sei mit ihm) zu diesem Heiligtum geführt und ihm die Aufgabe erteilt, dieses Haus wieder aufzubauen. Unser Vater rekrutierte seinen Sohn Ismael für diese heilige Aufgabe. Monatelang haben Vater und Sohn in der sengenden Wüstensonne geschuftet, nur von der heißen Liebe zu dem Ewigen Gott aufrechterhalten. Dies war keine zufällige Wahl. Abraham war der Mann für diese Arbeit. Jedes Jahr, wenn die Männer und Frauen zu diesem gesegneten Haus ziehen, kommen sie am 10.des Monats Dhul-Hijjah. An diesem glücklichen Tag hat Gott Abraham angewiesen, das größte Opfer zu bringen, und Abraham war dazu bereit. Allah bat Seinen Freund, seinen Sohn Ismael zu opfern, und er war daran gebunden.
Die Kaaba ist ein besonderer Ort. Ihr Fundament wurde gestärkt von der Liebe und dem Glauben von Abrahams Familie. Wir gehen dorthin, um der Liebe zu gedenken. Wir gehen dorthin, um den Glauben zu feiern. Abraham lebte nach der wahren Bedeutung von Ergebenheit. Er liebte Gott, seinen Freund, über alles. Gott ließ ihn einen Traum sehen, in dem er seinen eigenen Sohn opferte. Die Beständigkeit des Traumes überzeugte ihn davon, dass dies nicht einfach nur ein Traum war, sondern ein Hinweis des Unendlichen. Er vertraute diesen Traum seinem Sohn an, der bereitwillig zustimmte. Sobald er hörte, dass es der Wille Gottes war, hat der Sohn keinerlei Entschuldigungen vorgebracht. Es war eine ausgemachte Folgerung, dass Sein Wille getan werde. Vater und Sohn machten sich auf zu dem ausgemachten Ort. Als sie ihr Ziel erreichten, schlug der Sohn vor, dass der Vater ihm seine Augen verbinde, damit er nicht von seiner Liebe überwältigt und seinem Herrn ungehorsam würde. Genau in diesem Augenblick als Abraham sein Messer lockerte, wurde sein Sohn durch ein Lamm ersetzt. Dieses Ereignis und dieser Tag wurde geheiligt. Jedes Jahr kommen Millionen. Millionen Menschen vollziehen die Schritte dieser beiden im Tal von Mina nach, sie halten, wo sie anhielten, gehen, wo sie gingen und kommen schließlich dort an, wo das große Opfer gemacht wurde. Hier macht jeder ein Opfer Seiner Liebe und gibt es den armen Leuten des Landes, sie staunen die ganze Zeit die glühende Liebe Abrahams und seinen Glauben an Gott, dass er bereitwillig seinen geliebten Sohn opfern wollte. Diejenigen, die nicht dort sein können, feiern dieses wunderbare Opfer, wo sie sich auch gerade auf der Welt befinden. Denn die Liebe Gottes ist wirklich zu feiern.
Hajj - Die Pilgerreise (teil 2 von 2)
Beschreibung: Hagar und ihr kleiner Sohn und deren Rolle bei den Riten des Hajj.
- von Saud Alhajeri
- Veröffentlicht am 24 Dec 2012
- Zuletzt verändert am 24 Dec 2012
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Die Kaaba ist ein besonderer Ort. Wir erinnern uns an den Glauben und die Ergebenheit Abrahams und seines Sohnes. Wir feiern ebenfalls Mutter Hagars Liebe. Mutterliebe ist die höchste Stufe selbstloser menschlicher Liebe. Hagar verkörpert diese Liebe so gut. Sie verband diese mit ihrem unerschütterlichen Vertrauen in Gott. Abraham wurde befohlen, sie und ihren kleinen Sohn Ismael in die Nähe des Hügels zu bringen, der einst die Kaaba gewesen war. An diesem verlassenen Ort ohne jegliche weitere Seele und ohne irgendeine Wasserquelle ließ er sie mit einem Lederbeutel, der einige Datteln enthielt, und mit einer Wasserhaut, die etwas Wasser enthielt, zurück und machte sich auf den Heimweg. Ismaels Mutter folgte ihm und sagte: „O Abraham! Wohin gehst du? Wirst du uns hier in diesem Tal zurück lassen, in dem es keinen Menschen gibt, der uns Gesellschaft leistet, noch irgend etwas anderes?
Sie wiederholte dies mehrmals, aber er blickte nicht zu ihr zurück. Dann fragte sie ihn: „Hat Allah dir befohlen, dies zu tun?“
Er sagte: “Ja.”
Sie sagte: „Dann wird er uns nicht vergessen.“
Welch ein beispielhaftes Vertrauen in ihren geliebten Gott! Sie wussten, dass der Hervorbringer aller Dinge sie versorgen wird. Er ist überaus Findig. Ismaels Mutter stillte Ismael weiter und trank von dem Wasser (das sie hatte). Als das Wasser zu Ende ging, wurde sie durstig und auch ihr Kind bekam Durst. Sie fing an, bei Ismael zu suchen, der sich vor Unbehagen wand, aber sie konnte nicht ertragen, ihn zu sehen, und sie fand den Hügel Safa, der ihr am nächsten war. Sie stand darauf und hielt Ausschau, ob sie jemanden erblicken konnte, aber sie konnte niemanden sehen. Dann stieg sie von dem Hügel Safa hinab und als sie das Tal erreichte, raffte sie ihr Kleid hoch und lief durch das Tal, wie jemand mit Kummer und Sorgen dies tut, bis sie das Tal durchquert hatte und den Hügel Marwa erreichte, wo sie wieder stand und Ausschau hielt, ob sie jemanden erkennen konnte, aber es war niemand zu sehen. Dieses (Laufen zwischen Safa und Marwa) wiederholte sie siebenmal. Gott liebte dieses selbstlose Zeichen der Mutterliebe so sehr, dass jeder Pilger zu diesem Heiligen Hause siebenmal zwischen den beiden Hügelspitzen von Safa und Marwa hin und her laufen muss.
Als sie (zum letzten Mal) Marwa erreichte, hörte sie eine Stimme, und sie zwang sich, leise zu sein und horchte aufmerksam. Wieder hörte sie die Stimme und sagte: „O (wer auch immer du sein magst)! Du hast mich deine Stimme hören lassen, hast du etwas, das mir helfen kann?“ Und siehe da! Sie sah einen Engel an der Stelle von Zamzam, der mit seinem Hacken in der Erde grub, bis an jener Stelle Wasser floss. Sie begann, so etwas wie ein Becken zu bauen, wozu sie ihre bloße Hand benutzte, und sie fing an, ihre Wasserhaut mit ihren Händen zu füllen, das Wasser floss immer weiter, nachdem sie etwas davon genommen hatte. Dieses wundervolle Geschenk Gottes hat bis heute nicht aufgehört. Hunderte Millionen kommen jedes Jahr und nehmen Gallonen für Gallonen des heiligen Wassers mit sich und trotzdem wird diese kleine Quelle nicht trocken. Mekka ist ein besonderer Ort.
Um diese beiden bedeutungsvollen Ereignisse in der Familie Abrahams zu feiern, werden wir daran erinnert, dass der Wille Allahs immer zu unserem Besten arbeitet. Letzten Endes hat sich alles für Abrahams Familie zum Guten gewandt und schließlich vertrauen wir Ihm, dass es sich für uns auch alles zum Guten wenden wird. Von Ihm kommen wir und zu Ihm werden wir zurückkehren!
Die Kaaba ist ein besonderer Ort. Es ist überwältigend, von 3 Millionen Brüdern und Schwestern im Glauben umgeben zu sein, alle in bescheidenes Weiß gehüllt. Der höchste König und der niedrigste Arbeiter sind gleich gekleidet. Sie stehen Schulter an Schulter, sie laufen Seite an Seite, und sie begrüßen einander mit dem Friedensgruß. Menschen aller Rassen vermischen sich. Schwarze, Weiße, Gelbe und Braune, alle kommen in Harmonie vor ihrem Geliebten Herrn zusammen. In dieser Leidenschaft für den Geliebten gibt es keine Ablenkung. Er Alleine zählt! Es ist wunderbar, sein Gesicht zu erheben, und die Qiblah direkt zu sehen. Ihr ganzes Leben lang haben sie fünfmal täglich ihre Gesichter zur Qiblah, zur Heiligen Kaaba gewandt und jetzt sehen sie sie vor sich, in all ihrer Majestät und Größe. Sie genießen die Süße, nach Hause zu kommen, während sie ausrufen: Labbaik Allahuma labbaik, la scharika laka labbaik, Labbaik Allahuma labbaik: Ich bin gekommen, mein Herr, ich bin gekommen. Du hast keine Teilhaber an Deiner Göttlichkeit (also habe ich keinen Ort zu dem ich kommen kann, als zu Dir.) Ich bin gekommen.“ Ich bin gekommen, mein Geliebter, ich bin gekommen.
Wir umkreisen die Heilige Kaaba und verkünden alle diese Worte bei unserer Ankunft. Wenn wir den irdischen Schatten des Poles umrunden, werden wir daran erinnert, dass unser Geliebter Herr das Zentrum unserer Leben bildet. Wir werden daran erinnert, Ihn vor unsere Leben zu stellen und in das Zentrum unserer Existenz.
Nimm den Hajj aller unserer gesegneten muslimischen Brüder und Schwestern an, denen die Gnade deiner Anwesenheit in Deinem erhabenen Hause gegeben wurde. Gewähre uns die Gnade, in der Lage zu sein, Dich eines Tages besuchen zu dürfen. O Allah, keiner ist der Liebe, der Anbetung und der Ergebenheit würdig, außer Dir. Gestatte uns, Dich anzubeten und uns Deiner Anwesenheit und Deinem Wunsch und Willen zu unterwerfen. Amen!
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