Infektionskontrolle im Islam
Beschreibung: Was der Islam zum Umgang mit den Krankheiten des 21. Jahrhunders empfiehlt.
- von Aisha Stacey (© 2012 IslamReligion.com)
- Veröffentlicht am 27 Aug 2012
- Zuletzt verändert am 30 Mar 2020
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In den vergangenen Jahren haben sich Gesundheitsexperten auf der ganzen Welt zunehmend mit der Ausbreitung von Infektionskrankheiten beschäftigt. Ausbrüche der Schweinegrippe, Geflügelgrippe und des schweren akuten Atemwegssyndroms (SARS) bedeuten, dass Infektionskrankheiten in einem globalen Zusammenhang zugenommen haben und nun auf der Agenda der Weltpolitiker und der Gesundheitspolitiker gleichermaßen steht. In den entwickelten und den sich entwickelnden Ländern konzentrieren sich Gesundheitsbeauftragte auf die Erforschung von Infektionskrankheiten und setzen sie mit politischer Entscheidungsfindung und Infrastruktur in Verbindung.
Die Tragweite der Infektionskrankheiten wird zunehmend durch die Globalisierung herausgefordert. Einfache und regelmäßige Flugreisen gestatten es den Krankheiten, sich schnell zwischen Gemeinschaften und Ländern zu verbreiten. Die Kontrolle von Infektionskrankheiten wird desweiteren durch die Probleme des 21. Jahrhunderts gefördert, wie der globalen Erwärmung, Konflikte, Hunger, Überbevölkerung, Entwaldung und Bioterrorismus.
Aufgrund der anhaltenden Aufmerksamkeit der Medien sind die meisten von uns der Gefahren bewusst, die mit der Schweinegrippe und der Vogelgrippe verbunden sind, und 2003-2004 hielt die gesamte Welt den Atem an, als 8098 Menschen an SARS erkrankten, bevor der globale Ausbruch eingedämmt wurde.[1] Diese drei Krankheiten haben zu einem erneuten Interesse an Infektionskrankheiten in der Öffentlichkeit geweckt; allerdings hat Gideon Informatics[2], die führende Database für Infektionskrankheiten in der Welt, hat mehr als 20 große Infektionskrankheiten seit 1972 nachverfolgt und dokumentiert.
Einige Grundlegende Maßnahmen sind angebracht, wenn man versucht, die Verbreitung einiger oder aller infektiöser Erkrankungen zu kontrollieren. Diese beinhalten akribisches Händewaschen, den Mund zu bedecken beim Niesen oder Husten, die ordnungsgemäße Entsorgung von Taschentüchern, zuhause bleiben und von öffentlichen Plätzen fernbleiben, und in extremen Fällen, wie bei SARS, Quarantäne. In der Artikelreihe mit dem Titel Gesundheit im Islam erklärten wir einige Einzelheiten darüber, dass der Islam eine Religion ist, die darum bemüht ist, eine Gemeinschaft gesunder Gläubiger zu bilden.
Der Islam ist ein ganzheitliches Glaubenssystem, dass dem körperlichen, emotionalen und spirituellen Wohlergehen der Einzelnen und der Gesellschaft Rechnung trägt. Obwohl die Sorge um den Einzelnen wichtig ist, ist die Sicherung von Gemeinden, einschließlich ihrer schwächsten Mitglieder, von allerhöchster Wichtigkeit. Vor über 1400 Jahren hat der Prophet Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, seinen Anhängern Hygienepraktiken gelehrt, die im 21. Jahrhundert immer noch Anwendung finden.
In den Überlieferungen des Propheten Muhammad finden wir Beweise, die ganz deutlich den Standpunkt des Islam in bezug auf das offene Husten und Niesen festlegen. Der Prophet Muhammad wies die Gläubigen an, ihre Gesichter beim Niesen zu bedecken.[3] Die offensichtlichste Folge des Niesens und Hustens ohne den Mund zu bedecken ist die Verbreitung von in der Luft befindlichen Bakterien und Viren, außerdem können Tröpfchen, die für das bloße Auge unsichtbar sind, auf Oberflächen oder andere Menschen gelangen.
Gemäß dem Centre for Disease Control in den USA, wird der Virus, der SARS verursacht, am schnellsten durch das Einatmen der Tröpfchen übertragen, wenn eine infizierte Person hustet oder niest. Was als Tröpfcheninfektion bekannt ist, kann passieren, wenn Tröpfchen vom Husten oder Niesen einer infizierten Person bei einem kurzen Abstand (bis zu 3 Fuß) durch die Luft geschleudert werden und auf die Schleimhäute von Mund, Nase oder Auge der Menschen in der Nähe gelangen. Der Virus kann ebenfalls verbreitet werden, wenn jemand eine Oberfläche oder einen Gegenstand berührt, der mit infektiösen Tröpfchen kontaminiert ist, und dann seinen oder ihren Mund, Nase oder Auge berührt. Der SARS Virus kann sich viel breiter durch die Luft ausbreiten (aerogen).
Der Islam ist die Religion der Sauberkeit. “Wahrlich, Gott liebt diejenigen, die sich (Ihm) reuevoll zuwenden und die sich reinigen.” (Quran 2:222) In den Überlieferungen des Propheten Muhammads wird erwähnt, dass Sauberkeit die Hälfte des Glaubens ausmacht, daher ist es wichtig, den Körper frisch und sauber zu halten und der Islam besteht auf bestimmte Handlungen, um dies erleichtern. Das Geschlecht wird nach jedem Toilettengang gewaschen und Muslime achten sehr darauf, vor dem Beten sauber zu sein. Sie waschen ihre Hände, Gesichter, (das Spülen von Mund und Nase inbegriffen), Arme und Füße mindestents fünfmal täglich. Der Prophet Muhammad bestand darauf, dass sich die Gläubigen vor dem Beten, vor und nach dem Essen die Hände waschen[4], sowie beim Aufstehen am Morgen.[5]
Wenn man versuchen will, die Ausbreitung jeglicher Arten von Influenza, Schweinegrippe und Geflügelgrippe inbegriffen, zu stoppen, besteht die erste Schutzmaßnahme aus regelmäßigem Händewaschen. Sowohl die Weltgesundheitsorganisation als auch die CDC haben die folgenden Vorsichtsmaßnahmen empfohlen. Bedecken sie Nase und Mund mit einem Tuch, wenn sie husten oder niesen und entsorgen sie das Tuch danach in den Müll. Waschen sie ihre Hände häufig mit Seife und Wasser, besonders nach dem Husten oder Niesen. Vermeiden sie das Berühren ihrer Augen, Nase oder Mundes, denn Keime breiten sich auf diesem Weg aus. Bleiben sie zuhause, wenn sie krank werden. CDC empfiehlt, dass sie von der Arbeit oder der Schule zuhause bleiben und den Kontakt mit anderen einschränken, um sie nicht anzustecken.
Zur Infektionskontrolle im Islam gehört Isolation und Quarantäne. Der Prophet Muhammad, Gottes Segen und Frieden seien auf ihm, führte Strategien ein, die noch heute von den öffentlichen Gesundheitsautoritäten angewandt werden. Er befahl seinen Anhängern, nicht zu Orten zu reisen, die von Krankheit betroffen sind und er riet denen, die in solchen betroffenen Gebieten oder Gemeinschaften leben, diese nicht zu verlassen und die Krankheit weiter zu verbreiten. Er sagte: “Wenn ihr hört, dass in einem Land eine Seuche ist, dann betretet es nicht; und wenn sie (die Seuche) ein Land besucht, wo ihr gerade seid, dann verlasst es nicht.”[6] Er riet ebenfalls, dass kranke Menschen keine gesunden Menschen besuchen sollten.[7]
Bei dem weltweiten Ausbruch von SARS sorgten Gesundheitsbeauftragte für angemessene medizinische Unterstützung, die manchmal auch medizinische Isolation und eingeschränkte Reisebewegungen beinhalteten. Die CDC sagt, Isolation sei nicht nur für die Bequemlichkeit des Patienten nötig, sondern zum Schutz der Öffentlichkeit. Viele staatliche Ebenen auf der ganzen Welt sind dazu in der Lage, kranke, infektiöse Personen zu zwingen, in Quarantäne oder Isolation zu bleiben, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.
Die Lehren und Prinzipien des Islam dienen dem Nutzen der Menschheit. Regeln und Empfehlungen für die persönliche Hygiene und Sauberkeit tragen zum Wohl des Einzelnen und der Gemeinschaften bei. Infektionskontrolle ist in der islamischen Hygiene enthalten. Händewaschen, den Mund beim Niesen oder Husten bedecken, freiwillige Isolation, wenn man sich unwohl fühlt und eingeschränktes Reisen sind effektive und nachvollziehbare Maßnahmen der öffentlichen Gesundheitsvorsorge. Maßnahmen, die im 21. Jahrhundert angewendet werden, um der Ausbreitung von Infektionen und Viren entgegenzuwirken, entsprechen fast exakt der Hygiene und den Prinzipien der Infektionskontrolle, die vom Propheten Muhammad gelehrt wurden.